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Vöge, Wilhelm
Die Anfänge des monumentalen Stiles im Mittelalter: eine Untersuchung über die erste Blütezeit französischer Plastik — Heitz, 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.31188#0284

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an den Händen trefflicli erhalten und von Interesse sind,
weil sie auf’s neue beweisen, dass die Skulpturen der
Kathedrale inmitten einer lokalen Schule stehen. 1

8. KAPITEL.
DAS WESTPORTAL VON NOTRE-DAME DU CHATEAU
IN LOCHES.
Das plastische Atelier der Bourger Kathedrale hat
uns jedoch noch ein zweites Werk grösseren Stiles hin-
terlassen, die Skulpturen des Westportales von Notre-
Dame du chäteau in Loches. 2 * 4 Hier ist die reiche figür-'
liehe Dekoration mit einem Portalschema verbunden wor-

1 In dem musee lapidaire, das in einem Schuppen des bischöf-
lichen Gartens untergebracht ist (vgl. Memoires de la -societe des
antiquaires du Centre, Bd. IV, Bourges, 1873, S. 1 ff.), befinden sich
zwei ornamentierte Säulenschäfte, die wohl von der Kathedrale
direkt herstammen, sie stimmen in den Massen (0,95 m.) und Motiven
zu unseren Portalen. — Bourges besitzt noch mehrere gleichzeitige
plastische Beste; bekannt ist das erhalten gebliebene Portal der
Kirche Saint-Ursin, in der rue du Vieux-Poirier, nicht weit von der
Avenue de Seraucourt gelegen, der Bildhauer Girauldus hat es sig-
niert. Dies Werk hat mit dem Atelier der Kathedrale zwar direkt
nichts zu thun, es finden sich jedoch Berührungspunkte.
Der hier gewählten Kapitälform nämlich begegnen wir am Nord-
portal der Kathedrale wieder (linke Seite), und auf einen gewissen
Zusammenhang deutet ja doch schon die Thatsache, dass auch Gi-
rauldus seinen Thürsturz mit einer Blätterranke geschmückt hat,
was doch gewiss ungewöhnlich ist. — Im musee lapidaire befindet
sich noch ein Tympanon des 12. Jahrhunderts mit Darstellungen
der Marienlegende (Tod, Grablegung, Himmelfahrt, die erste Darstel-
lung fast völlig zerstört); dasselbe zeigtim Stil Verwandtschaft mit den
Tympanen der Kathedrale; ferner ein bärtiger Königskopf von gros-
ser Feinheit der Arbeit, ebenfalls dem 12. Jahrhundert zugehörig.
4 Die ältere Beschreibung der Kirche vom abbö Bardet (L’eglise
collegiale de Notre-Dame du chäteau de Loches, maintenant eglise
paroissiale de Saint-Ours, Tours, 1862) ist seit de Cherze’s „Rapport
sur la visitc faite ä l’eglise Saint-Ours, autrefois Notre-Dame“ (Con-
grfes archeologiques de France, 36° session en 1869, Paris 1870) ent-
behrlich geworden.
 
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