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Vöge, Wilhelm
Die Anfänge des monumentalen Stiles im Mittelalter: eine Untersuchung über die erste Blütezeit französischer Plastik — Heitz, 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.31188#0195

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165

nen ! 1 Es sind nicht nur die verschiedenen Säulen ver-
schieden ornamentiert worden, sondern an ein und dem-
selben Schafte ändert sich das Motiv von Block zu
Block.2
So finden wir neben der Strenge, ja Schroffheit der
grossen Gesichtspunkte und Gesetze, von denen dieses
ganze künstlerische Schaffen bestimmt wird, Vielseitigkeit
der einzelnen Kräfte, Selbstständigkeit im Zusammen-
arbeiten. Sicherten jene der Komposition die einheitliche
Wirkung, die Ruhe, den Stil, so brachte die Art und
Weise der Arbeit Mannigfaltigkeit und anregenden Wech-
sel in das einzelne. Und darauf beruht der Zauber dieser
mittelalterlichen Werke.

2. KAPITEL.
IKONOGRÄPHISCHE RÄTSEL UND DER ANTEIL DER KÜNSTLER
AM INHALTE DER KOMPOSITIONEN.
Es entschleiern sich uns, wie wir sehen, nach und
nach die Geheimnisse der Charlrerer Komposition. Die
Klarheit, mit der wir jetzt in die Entstehungsgeschichte

1 Man kann sich schon bei dem Studium der im Trocadero be-
findlichen Kollektion von Abgüssen überzeugen, dass hier verschie-
dene Hände gearbeitet haben; zu vergleichen die erste Säule links
(die vom rechten Seitenportale stammt!) mit den übrigen.
2 Die Säulclien bestehen meist aus 2 oder 3 Blöcken; ein mono-
lithes Exemplar habe ich nicht mit Sicherheit feststellen können;
Die Naivität geht so weit, dass man die einzelnen Stücke oben und
unten mit einer kleinen Platte oder Basis versieht. Wie völlig sich
diese Meister am Gängelbande des Materials leiten lassen, ist hier
einmal wieder deutlich. Ich beobachtete, dass sogar an ein und dem-
selben Stücke ein bereits begonnenes Motiv zu Gunsten eines anderen
fallen gelassen wird; auch hier ist zwischen denselben ein tren-
nender King eingeschoben. Andererseits findet sich ausnahmsweise
auch das Hinüberspinnen des Motivs von einem Blocke zum anderen.
 
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