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Vöge, Wilhelm; Panofsky, Erwin [Bearb.]
Bildhauer des Mittelalters: gesammelte Studien — Berlin, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.31190#0100
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1. Kathedrale von Chartres, nördliches Querhaus. Vorhalle

eine Person gewesen in der Bliite und Vorbliite6. Doch niemals vielleicht werden wir es
wagen können, an einzelne Statuen und Reliefs der Portale, Fassaden usw. die Namen
der Architekten zu heften, von denen die Bauten geschaffen sind. D. h. die großen Bild-
hauer werden Namenlose bleiben7 und schon darum schattenhafter, als die großen Mit-
telalterlichen Italiens, als Niccolò und als Giovanni Pisano und Arnolfo di Cambio. Und
— ohne Signaturen und urkundliche Belege — muß auch das »Werk« der französischen
Meister uns in den Umrissen verschwimmen. Wir werden es gegen das der Nächst-
verwandten — Lehrer oder Schiiler — nur selten mit Sicherheit abzugrenzen vermögen8,

6 Ohne die Annahme einer Personalunion zwischen der Baukunst und der Plastik in den ent-
scheidenden Momenten der Entwicklung wären Prägung und Entwicklung des plastischen Stiles
in Frankreich einfach nicht verständlich; die Ansicht von Franck-Oberaspach (Repert. f. Kunst-
wiss., 1900), wonach eine grundsätzliche Trennung zwischen den Baumeistern (als den Trägern
der konstruktiven Erfahrung) und den Bildhauern anzunehmen wäre, ist nicht zu halten, ob-
wohl manche neuerdings beigebrachteTextstellen dafiirzu sprechen scheinen (Bull. monumental,
1902, 219 usw.).

7 Von den zahlreichen, zum Teil hochbedeutenden, ja genialen Plastikern, die an den Quer-
hausfassaden der Kathedrale von Chartres gearbeitet haben — von ihnen wird hier die Rede
sein — ist Maître Berthaut der einzige, dessen Namen wir kennen. Doch Maître Berthaut hat
nur ein paar kleine Herstellungsarbeiten an einem im Jahre 1516 erneuerten Pfeiler der nörd-
lichen Vorhalle gemacht. Die zwei kleinen Reliefs mit David und Goliath diirften ihm zu-
geschrieben werden? Vergl. Eugène Lefèvre-Pontalis, Les architectes et la construction de la
cathédrale de Chartres. Mém. de la Société nation. des Antiquaires de France, VII., sér. Bd. 4,
P. 1905.

8 Außerordentlich groß sind z. B. die Schwierigkeiten fiir die Stilkritik an der Westfassade von
Notre-Dame in Paris (linkes Seiten- und Mittelportal).
 
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