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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (4) — 1922 (September bis Dezember)

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Nr. 221 - Nr. 230 (21. September - 3. Oktober)
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Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung der Amtsbezirke Heidelberg, Wiesloch, Sinsheim, Eppingen, Eberbach, Mosbach, Buchen,

Adelsheim, Boxberg, Tauberbischofsheim und Wertheim

Nr. 223 * 4. Jahrgang

.. . >«. --——---MW«
Verantwort.: Für innere u. äußere Politik, Volkswirtschaft ».Feuilleton
Dr. E. Kraus; für Kommunales, soziale Rundschau und Lokales
O.Geibel; für die Anzeigen: A. Friedmann, sämtl. in Heidelberg,
Druck u. Verlag der Unterbadischen Verlagsanstalt G. m. b. H., Heidelberg,
Geschäftsstelle: nschröderstcatze 39.
Fernsprecher: Anzeigen-Annahms 2673, Redaktion 2648.

Bezugspreis: Monatlich einschl. Trägerlohn 99.— Mk., Anzeigenpreise:
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Aeschäftsstunden: 8—',',6 Uhr?'Sprechstunden der Redaktion: 11—12 Uhr.
i Postscheckkonto Karlsruhe Nr. 22 S77. Tel.-Adr.: Volkszeitmlg Heidelberg.
----— -- - - ...?

Dee Vereinigungsparteitag in
Nürnberg.
Nürnberg, den 24. September. (Priv.-Tel.)
Die sozialistische Einigung ist nunmehr vollzogen. In Anwesen-
heit von zahlreichen Vertretern ausländischer Bruderparteien und
bon vielen Hunderten in Augsburg und Gera versammelt gewesenen
Vertretern der sozialdemokratischen Partei und der Unabhängigen
hat am Sonntag in Nürnberg der erste gemeinsame Par -
* eitagan Stelle der Parteiprogramme der sich bisher bekämpfen-
den Parteien das einheitliche Aktionsprogramm einsti m m i g an-
llnwmmen, das bis zur Fertigstellung des endgültigen Partei-
programms Geltung haben soll, Eine Programmkommisston, deren
Vorsitzender Kautsky ist und die aus Eduard Bernstein,
Adolf Braun, Lenterttz (Hamburg), Molkenbuhr, Hermann Mütter,
Dr. Quarck, Stampfer, Ströbel, Crtspien, Dittmann, Henke, Hilffer-
dtng, Seger (Leipzig) und Toni Sender besteht, soll das neue
Programm ausarbeiten und dem nächsten Parteitag vorlegen. Der
Annahme dieses Aktionsprogramms und der ebenfalls einstimmig
angenommenen Wahl der Mitglieder der Programmkommission
folgte minutenlanger Beifall. Auch die Wahl der Parteilei-
tung der Vereinigten sozialistischen Partei, wie die neue Partei
tetzt heißt, erfolgte einstimmig. Zu Parteivorsitzenden wurden ge-
wählt Wels, Hermann Müller und Erispien. Die Unab-
hängigen sind in allen Parteiinstanzen nach ihren zahlenmäßigen
Stimmen vertreten.
Die für Deutschlands innere und , äußere Politik bedeutsame
Tagung nahm einen eindrucksvollen Verlauf. Der Saal des Her-
kulesbaues war überfüllt. Tosender Beifall erscholl, als der sozinl-
drmokratische Parteiveteran Wilhelm Pfannkuch und der alte un-
abhängige Abgeordnete Bock (Gotha) die Bühne betraten und sich
die Hände reichten. Pfannkuch begrüßte im Namen der sozialdemo-
kratischen Partei in seinem alten Freund und Mitkämpfer die un-
abhängige Partei. Bock erwiderte die Grüße und erinnerte daran,
daß die bürgerlichen Parteien der sozialistischen Einigung einen
Bürg erb lock entgegensetzen wollen; aber sie werden den Weg
des Sozialismus ebensowenig cmshalten wie die K o mm u n i st e n,
die mit erzwungenem Lächeln über die für sie Peinliche Situation
Hinwegzukommen versuchten. Zu Vorsitzenden des Parteitags wur-
den die Abgeordneten Wels und Dittmann gewählt. Ditt-
ütann von den Unabhängigen übernahm den Vorsitz und betonte,
daß hx,. Druck der Reaktion alle Hindernisse beseitigt habe, die der
Einigung entgegengestanden hatten.

Der Einigungsbefchluh der USPD.
Mit allen gegen 9 Stimmen.

Parteivorsitzender Hermann M ttller
führte u. a. aus: Augsburg und Gera habe» die Sehnsucht von
Millionen von Arbeitern erfüllt. In der neuen Partei wird volle
Meinungsfreiheit herrschen, aber die Meinungsverschieden-
heiten sind in der letzten Zeit so gering gewesen, dass es ein Ver-
brechen wäre, die Trennung auch nur noch kurze Zeit aufrecht zu
erhalten. Der Obrigkeitsstaat ist für immer dahin und der Kampf
bw die Republik ist getragen von dein Willen zur Einigung. Die
Mvrdbubrn, die da glauben, in einzelnen Republikanern die Repu-
blik töten zu können, haben sich gewaltig getäuscht. Aber unser End-
Kef ist und bleibt der Sozialismus und wir kämpfen weiter für
diesen Sozialismus. Wir werden die Republik verteidigen auch
««gen den Angriff von links. Der Zusammenschluß der Bürgerlichen
wll kein Bürgerblock sein, aber er wird sich dazu auswachsen. Die-
Wm Block fetzen wir den Block der geeinigten Arbeiterschaft ent-
srgen.
Parteivorsttzender Crtspien
do» de» unabhängigen dankte für die Grüße der sozialdemokrati-
>wen Partei. Jin Ranken der sozialdemokratischen Frauen be-
lllüßw- Fxcm Iuchacz die Einigung. Im Namen der Gewerk-
'chaften sprach Reichstagsabgeordueter Brandes.
Pa rteivo rsitzender Wels
fügte in seiner Schlußrede, daß von dem heutigen Tag in Nürnberg
üe nelle Epoche der Weltgeschichte ausgehe. Die
Weltmächte wären in offenem Zerwürfnis über die Fragen M
... kteni nnd ivcnn die Schrecken des letzten Krieges nicht zu nahe
Egen, mußte man fast einen n e u en W e l t kr i e g befürchten. Nur
^oreu könnten glauben, daß die zunehmende Spannung zwischen
ngiaud und Frankreich Deutschland zugute kommen könnte. Die
^ozialdemokrarie wehrt sich dagegen, daß neue Kapitel in das Buch
".Greuel des Krieges eingetragen werden. Deutschland, England
»d Frankreich seien aufeinander angewiesen und obwohl die So-
büu gell«« den Völkerbund von heute manches einzuwenden
ein federn sie volle» Anteil Deutschlands am Völkerbund. Mit
dreifachen Hoch auf die Vereinigte sozialdemokratische Partei
Gesang der Arbeitermarseillaise erreichte der Parteitag
Ende.

SPD. Gera, 28. September. (Drahtbericht.)
Die heutige letzte Sitzung des Unabhängigen Parteitages
vurde eröffnet mit dem Schlußwort Georg Ledevours. Lrde-
our mag inzwischen cingesehen Haven, daß alle Versuche, den
Parteitag umzustimmeu, nutzlos sind. Er faßte sich daher sehr
lwz und betonte in der Hauptsache, daß die Einigung mit der
PD. Vie Aufgabe der große« revolutionären Grundsätze der Un-
' Engigen bedeute. Robert D t ß,n ann zog dann seine ge -
'"rn eingebrachte Resolution zur Koalitions-
vlitik zurück. Dann gab cs eine große Sensation.
Mer stürmischem Beifall der Delegierten teilte der Vorsitzende
'ttmann mit, daß Dr. Rosenfeld sich entschlossen

habe, mit in die neue Partei zu gehen. Dr. Rosen-
seid erklärte, die Resolution Dißmann und die große Zahl der Un-
terschriften habe ihm die Sicherheit gegeben, daß auch in der
neuen Partei die Grundsätze der USP. hochgehalten werden.
Dann schritt man zur Abstimmung. Gegen sieben Stim-
men wurde der Antrag Ledebour, der sich gegen die Verschmel-
zung aussprach, avgelehnt. Angenommen wurde ge-
gen neun Stimmen die Resolution Crtspien. Der
Borsitzend; teilte unter stürmischem Beifall des Parteitages mit,
daß nunmehr die Bereinigung mit der Sozialdemokratischen
Partei beschlossen fei. Zinn Schluß wird noch eine Erklärung
der Opposition verlesen, in der di« Preisgabe der Grundsätze der
USP. als gegen das proletarische Interesse verstoßend bezeichnet
wird und die Mitglieder anfgefordrt werden, der alten Partei
die Treue zu halten. Mit einem begeistert aufgenommenen drei-
fachen Hoch auf die Bereinigte Sozialdemokratische Partei Deutsch
lands schloß Dittmann die letzte Tagung der Unabhängigen So-
zialdemokratischen Partei Deutschlands.
Völkerbund und Reparations-
problem.
Motta für Deutschlands Eintritt.
In den Verhandlungen, welche die Abrüstungskommission des
Völkerbundes in der vergangenen Woche führte, stand das Repa-
rationsproblem im Vordergrund. Der französische Dele-
gierte Iouvenel hatte eine längere Resolution vorgelegt, in der
es u. a. heißt:
„Die Versammlung spricht den Wunsch aus, daß in dem Matze,
in dem diese Frage durch allein igeMitarbeitdereuro-
Päischen Völker geregelt werden kann, die Signatarmächte
der Verträge und internationalen Abkommen, in denen diese Frage
behandelt wird, so schnell als möglich zu einer Lösung des gesam-
ten Problems der Reparation und des Problems der interalliierten
Schulden kommen. Sie spricht den Wunsch ans, daß der Rat allen
Bemühungen, die voll den beteiligten Regierungen in diesem Sinns
unternommen werden, seine genaue Aufmerksamkeit widmet, wobei
wohlverstanden bleibt, daß er zur Lösung dieser Probleme eine
nützliche Arbeit nicht leisten kann, ohne daß diese Regierungen ihn
darum ersuchen."
Dem Schlntzbericht, der letzt am Samstag angenommen wurde,
ist jetzt eine längere Einkeilung Robert Cecils vorausgeschickt wor-
den, in der es u. a. heißt:
„Diese Schulden der Regierungen untereinander, gleichviel, ob
sie in der Form von ReparattonSobligationen, von
Htlfskrediten oder von Kriegsschulden unter Verbündeten erscheine»,
bilden das Hindernis, das beseitigt werde» muß, bevor das wirt-
schaftliche Leben Europas wiederyergestellt werden kann... Es
ist möglich, daß man zu einer vollständigen Lösung dieser Fragen
ohne die Mitwirkung der Bereinigten Staaten nicht gelangen kann.
Das ist aber kein Grund, nm bis zur Erlangung dieser Mitarbeit
nichts zu tun . . . Es gibt keinen Grund, nicht sofort zu handel«,
den« alle sachverständigen Beobachter stimmen in der Erklärung
überein, daß Europa nur sehr wenig Zeit hat, um sich
finanziell zu retten und den Zusammenbruch avzuwenden, von dein
es bedroht ist . .. Die Kommission hält es für ihre Pflicht, die
Versammlung daran zu erinnern, daß eine sofortigeTat not-
wendig ist, und zu wiederholen, daß man weder die Stabilität der
Verhältnisse, noch das politische Vertrauen, das zu einer moralischen
Abrüstung und zu jedem Versuch einer Herabsetzung der materiellen
Rüstungen unentbehrlich ist, wiederherstetten kann, so lange die
finanziellen Schwierigkeiten Europas nicht geregelt sind."
Wiederholt ist während dieser Verhandlungen die Frage des
Beitritts Deutschlands gestreift worden. U. a. setzte sich
Motta wieder sehr eifrig für Deutschlands Eintritt ein. Er er-
klärte: Ich habe keine Hintergedanken, aber sollte man nicht die
Worte „interessierte Regierungen" etwas weitherziger ausfasfen?
Fisher hat zugesagt, daß es auch der Mitarbeit Deutschlands
bedürfe. Deutschland ist heute nicht im Völkerbund, weil es kein
Aufnahmegesuch gestellt hat. Ich hatte gehofft, daß Deutschland in
diesem Jahre ein Aufnahmegesuch einreichen würde; ich bin sicher,
daß es hier eine einmüiige Zustimmung gehabt hätte. Deutsch-
land hat es aber nicht getan. Es hat nur seinerzeit im Jahre 1920
ein Gesuch eingereicht. Das Gefühl der Feindseligkeit, das sich in-
zwischen der öffentlichen Meinung Deutschlands gegenüber dein
Völkerbund bemächtigt hat, ist ein ungesundes und unheilvolles
Gefühl. Deutschland mutz begreifen, datz, wenn es das Recht hat,
ein Gesuch um Ausnahme zu stelle», es auch seine Pflicht ist, mit
uns allen mitzuarveiten. Ich bin überzeugt, daß es iwtwendig ist,
daß Deutschland selbst sich an den Rat wendet; es ist aber auch not-
wendig, datz es dann vom Rat nicht zurückgewiesen wird. Der
Völkerbund kann nur gedeihen, wenn er die Wtederversöhnung der
Welt bringt.
Dr. Georg Heim M. d. R. verlangt die
Loslösung Bayerns vom Reich.
Die Redaktion der „Glocke" schreibt in ihrer Nr. 25 vom 18.
September: „Herr Dr. Georg Heim, der Führer der bayrischen
Volkspartei, legt jetzt in Brusttönen Bekenntnisse seiner Reichstreue
ab. Die Behauptung, daß er selber noch vor kurzem die Loslösung
Bayerns vom Reich, die Wiedererrichtung des Rheinbundes un-
rühmMWer Erinnerung unter französischem Protektorat, die Schaf-
fung eines katholischen A'lpenstaates durch Verschmelzung Bayerns
mit Deutsch-Oesterreich erstrebt habe, verweist Dr. Heim lächernd in
das Reich der Fabel. Wer wird ihm nicht glauben? Ein Mann,

der Waschecht in der Mwnidart des Joseph FAser poltert, ein Ma-uly
der in urwüchsiger Knurrigkeit bajuvarische Saugrobheiten aus je»
den Widersprechenden schleudert, er muß ddch ein Muster germani-
scher Treue und Biederkeit sein.
Nein, dieser „Bauerndoktor' Mgt nicht. Wer sich überzeugen
will, wie Herr Dr. Heim in unwandelbarer Treue stets zllm Reich
gestanden wie er nie und nimmer an «ine Loslösung Bayerns vonS
Reich (lies: an einen kompletten Landesverrat) gedacht Hatz
der lese den nachstehenden Artikel des Dr. Georg Heim, erschienen
im „Bayrischen Kurier" vom 1. Dezember 1918 (Nr 3S4). Wir be-
merken, daß wir den Artikel Dr. Heims unverändert und utwer-
kürzt wiedergegeben. Lediglich die Ueberschrist, die im Original
„Eisners Jngänge und Bayerns Zukunft" lautet, haben wir durch
die obenstehende ersetzt, die uns ehMcher aus den Kern der Sach«
hinzudeuten scheint.
Es folgt nun der Artikel Hdim's, der zunächst einige Stimmen
aus Tirol uud Salzburg zitiert, die eine Vereinigung dieser Län-
der mit Bayern behandelt, und dann ausführlich für Bayern zu die-
sem Thema Stellung nimmt. Dr. Georg Heim, M. d. R., sagt IN
seinen längeren Ausführungen wörtlich folgendes: „Auch wir vdnl!
bayrischen Standpunkt aus müssen den engsten Zusam-
menschluß von Bayern, Vorarlberg, Tirol, Steiermark, Oberösier-
reich wünschen. Abgesehen von der Stammeszugehörigkeit, denn
gleichen Volkscharatter, dem gleichen Empfinden, ist diese Gruppie-
rung VAM! wirtschaftlichen Standpunkt aus für Bayern außerordent-
lich wertvoll."
Ferner: „Wenn feststeht, daß die Alliierten niemals zugeben
werden, daß das alte Deutschland durch Oesterreich vergrößert wird,
dann hat Bayern nur die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten. Ent-
weder es bleibt im Gefüge des allen Reiches, dann mutz es aus diese
glänzende Perspektive verzichten, oder Bayern vollzieht und erstrebt
diesen Anschluß.
Meiner Ansicht nach kann Nur das letztere in Betracht kommen."
Er schildert dann, daß Norddcutschland, ebenso tote Dmisch-
Ocsterreich dem internationalen Bolschewismus und der Versump-
fung preisgegeben sei, und verlangt: „Es ist notwendig, daß wir
uns abschnüren von dem Eiterherd und Süd- und Westdeutschland
abkapseln."
Italien werde, so meint Dr. Heim, aus eigenstem Jntcrcsse
gern bereit sein, dem neuen Staat in Triest, das zum Freihafen
erklärt werden würde, einen Zugang zum Meer zu gewähren. Die
radikalen Elemente in Norddeutschland werden Deutschland immer
tiefer in eine falsche Wirtschaftspolitik Aeiben. „Es wird ein Auf-
lösungsprozeß werden, gefördert durch Korruption, wie sie in den
schlimmsten kapitalistischen Zetten nicht erlebt wurde. Damit ist die
große Gefahr der Verarmung verbunden und die noch größere Ge-
fahr, daß das Ausland in den Besitz unserer Reichtumscmellcn
und unserer wirtschaftlichen Kräfte kommt.. Bayern muß sich schon
aus diesem Grunde mit der Hoffnung späterer Wiedervereinigung
unbedingt abtrennen und von dem wirtschaftlichen Zersiörungspro-
zeß durch die eigenen Volksgenossen soviel wie möglich sreihalten.
Achnliche Erwägungen haben bereits in den übrigen deutschen
Bundesstaaten Boden gewonnen, selbst bis in die Reihen der alten
Sozialdemokraten hinein. Ich erinnere an die lehr deutlichen Be-
kundungen von Hessen, Baden, Württemberg und erinnere ferner
an die Bewegung in der Rheinprovinz und in Hannover. Bei
einer derartigen Neugruppiernng Deutschlands wird die Entente
einer Angliederung der Deutschen Oesterreichs keilte Schwierigkeiten
entgegensetze», nnd ich halte diesen Neuanschluß der Deutschen
Oesterreichs an Bayern als besonders im bayrischen Interesse ge-
legen. Es ist die Rettung und die Zukunft Bayerns, die einzige
Möglichkeit für ein Wicderanfblühen des Wirtschaftslebens in
Bayern, die einzige Rettung vor einer Verarmung Bayerns."

Kleine politische Nachrichten.
Ein neues Sachliesemngsabkommen. Berlin, 24. Sept. Der
Verband sozialer Baubetriebe berichtet, datz die auf
de» 23. September nach Köln einverufene Zusammenkunft der Ver-
treter des Aktionskomitees der zerstörten Gebiete Nordfrankretchs
und der Vertreter der sozialen Baubetriebe den Zweck hatte, zwi-
schen den beiden Organisationen zu einem Leistungs- und Liefe-
rungsabkommen zu kommen, das unter Ausschaltung pri-
vat e n G e w i n n v e st r e b e « s sich in erster Linie auf die Inter-
essen der Geschädigten der Gebiete Nordfrankreichs und die Inter-
essen des Deutschen Reiches ciustellt. Die Vertreter beider Lmrder
Haven sich über den materiellen Inhalt des abzuschließenden Ab-
kommens grundsätzlich geeinigt und vereinbart, Anfang
Oktober in Berlin zusammenzukommen, um den Vertrag da»» end-
gültig zum Abschluß zu bringen.
Demission des französischen Gesandten in Berlin. Paris,
25. Sept. Am Dienstag wird im Ministerrat über die Aenderun-
gm in der Besetzung der verschiedenen diplomatischen Posten eine
Entscheidung fallen. Der französische Gesandte in Berlin hat gestern
beim Ministerpräsidenten Poincare sein Enilassungsgesuch bestätigt.
Oberst von Xylander aus der Bayerischen Mittelpartci aus-
geschieden. München, 25. Sept. Die Parteileitung der Bayeri-
schen Miiielpartei (Deutschnationale Volkspariei) erklärt, daß dev
bisherige 1. Vorsitzende ihres Kreisverbandes in München, Her«
Oberst von Lylander sich selber außerhalb der Partei gestellt habe.
Den Vorsitz des Kreisverbandes München hat Reichsrechtsanwalt
Jans o n übernommen.
Wiederaufbaugruppr Bayern G. m. b. H. München, 24. Sept.
Hier wurde für Sachleistungen im Sinne dem Bemelmatr-Abksm-
mens eine Wiederaufbaugruppe Bayern G. m. b. H. in München
gegründet. Nach den „Münchener Neuesten Nachrichten" gehören
-er Gruppe eine größere Anzahl der bedeutendsten süddeutschen
Werke an. Darunter befinden sich die bedeutendsten Firmen der
Tonk>-> Werke der Metall-, Eisen-, Holz- und Maschmrn-
vranche sowie der Automobtlindustrie, darunter auch die Daim-
 
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