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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (4) — 1922 (September bis Dezember)

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Nr. 291 - Nr. 300 (13. Dezember - 23. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.48724#0461

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Krage Des Achtstundentages und der Mehrproduktion
Sachverständige das Beschreiten anderer Woge Vor-
schlägen. In dieser Angelegenheit herrscht in der
GewerkschastsbeWogung Emigkeit und wenn Die ge-
sverkschaiftlichon Wnfta-nzen «m Erhaltung des Aclst-
stundenMges zum Kampf Aufrufen — und sie müs-
sen das nach den bürgerlichen Erfolgen im Reichs-
wirtschaftsrat tun —, dann darf man aber auch
von den Arbeitern verlangen, daß sie ebenso alles
ab lehnen, was eitler Untergrabung des Achtstunden-
tages dienlich sein könnte.
Wir Haben diese Einschaltung wer den Acht-
stundentag gemacht, nn! an der Hand dieser konkreten
Tatsachen, die niederträchtigste kommunistische Ver-
leumdung entsprechend zu kennzeichnen. Ueberdies
zeigt ja auch der Streikbeschluß, daß die Gewerk-
schaften in keiner Weise an dem Achtstundentag rüt-
teln küssen.
Wenn man nun den Gewerkschaften wiederum
eine verräterische Handlungsweise vorwirst, weil sie
Vas Ende des Kampfes aus einer bestimmten Grund-
lage herb-eiführen konnten, so beweist das blöde Ge-
tue ist der kommunistischen Presse nur immer wieder,
daß man aus jeden Fall verleumden mutz. Dabei
sind sicherlich manche, die die Gewerkschaften in der
letzten Zeit aufs Aergste verlästerten, froh, daß an-
dere und zwar eben diese Gewerkschaften den er-
zeugten Trümmerhaufen wieder auszuräumen be-
ginnen. «
'Alles in Allem; im Interesse des Proletariats
und im Interesse der gesamten Arbeiterbewegung
kann man nur wünschen, daß die Ludwigshafener
Bewegung mit ihren Ausartungen die letzte der-
artige Bewegung war. Wehe der Arbeiterschaft und
wehe dem Sozialismus, wenn man aus dieser
Grundlage weitere Kümpfe entbrennen lassen wollte.
Damit soll aber nicht gesagt sein, daß nun die Ar-
beiterklasse im Hörigkcitsverhältnis zur kapitalisti-
schen Klasse bleiben soll. .Im Gegenteil wir müssen
alles daran setzen und alles tun, damit wir aus der
Defensivstellung herauskommen. Gerade die erbärm-
lichen wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse der
Arbeiterschaft, ganz abgesehen von der Ausbreitung
der politischen Reaktion, zwingen die Gewerkschaften
und zwingt auch letzten Endes die Partei, auf das
Vorgelände des Kampfplatzes zu treten. Der Fata-
lismus, der Hellte emporwuchert und der nutzer-
ordentlich gefährlich wird, mutz eingedämmt werden.
Gelingt uns das und setzen wfi auch sonst alles ein,
um die wirtschaftlichen Forderungen, die ausgestellt
sind, zur Durchführung zu bringen und finden sich
Wieder Gewerkschaften und Partei zusanmlvw, um
der privatkapitalistischen Wiirtschafssorm energisch zu
Leibe zu rücken, so werden dann alle Begeiferungen
und Befchmutzungsversnche gegenüber den Gewsrk-
schaftm und der Bereinigten Sozialdemokratischen
Partei ohne Ergebnis verpuffen und schließlich wird
dann auch das zurückgewonnene Vertrauen zwischen
Führern und Massen die Position des Proletariats
ungemein gestärkt.
/ - —-—
Aus Mer Welt.
Wegen eines Bundes Stroh drei Menschenleben
vernichtet. In Buttlern bei Breslau erschoß ein
Feldhüter zwei! Schweizer und verwundete von
Vater des einen. Darauf rötete er sich durch einen
Kopfschuß. Der Tat war ein Streit um die Ent-
wendung Mies Bündels Stroh vorausgegEgen.
Tragödie aus See. Das Motorschiff „Elsbeth",
das ständig in der Fahrt Götland-Königsberg be-
schäftigt wird, geriet auf der Höhe von Vrüsterort in
einen schweren Wirbelsturm. Das Schiss mutzte
ftt sinkendem Zustand von der Mannschaft in zwei
Booten verlassen werden. Eines Hal sich 20 Stunden
lang an der Kurischeu Nehrung entlang treibend auf
Dee gehMen, bis es in der Brandung scheiterte. Der
Nus Königsberg stammende Schiffsjunge Kluwe
Wurde in der Nähe von Ridden an das Land ge-
spült. Er überbrachte die Nachricht von den, Un-
glück. Von dem anderen Boot fehlt bis jetzt jede
Nachricht.
Den Bock zum Gärtner gemacht. Von dein Bre
über Schwurgericht wurden zwei Bremer HilfspM-
zeiwachtlueister, die einen, amerikanischen Schisfskoch
nachts auf der Straße übersatten, mMandelt und
aus geraubt hatten, zu fünf Jahren Zuchthaus bcziv.
- S Jahren Gefängnis verurteilt.
Für 16 Millionen Mk. Wasserstoff-Flaschen wur
den in den letzter, Wochen in der GasMrik der Zep-
peliuwerke in Spandau Staaker unterschlagen. Als
Täter wurden jetzt ein Expedient und ein Gasmei-
ster verhaftet. Der Expedient nnterschlug und ver-
schob 150 Flaschen, die für die Metallindustrie in
Seg-seld bestimmt waren, nach Berlin und Hannover.
Der GaKmeister Hatte vorher den Firmenstempel von
den Flaschet, entfernt. 75 Stück hatte der Expedient
verkauft, die an eine Firma in Adlershos weiter
veräußert worden waren, wo sie beschlagnahm!
wurden. Die nach Hannover geleiteten Waggons
konnten.unterwegs augrhalten werden.
Ein Tunnel zur Hebung eines Goldschatzes In,
.August des Jahres 1782 war au der Pondolaud-
Küste im Oste» der Kapkolonff-e der Ostündiensahuer
„GroSvenvr", der im Juni von Ceylon in See ge-
gangen war, mit einen, ar^Bord vefindWjen Schatz
Platte sinksn. Dann war nur er — was tat das?
Trotzig hob er den Kopf —
Es war doch schön gewesen!
Er schrieb bis in div späte Nacht Hin-Lin, und trug
den Bries sogleich zum Kasten, lief durch die Stra-
ßen, As er fühlte, er würde schlafen, so müde war
xr geworden.
Am nächsten Vormittag rief ihn sein Meister von
der Arbeit ab. Ein Bote sei da für ihn. Seine
Wirtin, die ihn dringend zu sprechen wünsche. Er
ging hinaus.
' Ein Telegramm? Eine schlimme Ahnung kau,
Mn. In dem Telegramm stand (es war durch Rau-
wer gegangen):
„Mutter im Sterben, komme sofort, Trude."
Er war keinen Augenblick im Zweifel, daß er
fahren müsse. Er zeigte das Telegramm seinem
Betriebsleiter und ließ sich Urlaub geben.
ES traf sich günstig, schon gegen Mittag fuhr der
Zug, er konnte in drei Stunden bei ihr sein.
(Fortsetzung folgt.)

puvri- cunL ogcbt ttiln diuj^gmeline

von Gold und Juwelen, dessen Wert auf Millionen
Pfund Sterling geschätzt wird, gesunken. Bisher
tchotterleu alle Versuche, den Schatz zu Hoben, an
den, hier besonders hoben Seegang, der die Tätig-
keit der Taucher behindert. Vor einigen Monaten
bat sich nun zum Zwecke der Hebung des Schatzes
eine Gesellschaft gebildet, die durch die Felsen der
Küste einen Tunnel von 150 Meter Länge in der
Richtung auf das Wrack getrieben hat. Durch Tau-
cher soll nun noch festgestellt werden, ob -MS Schiff
längsefts oder quer zu dem Ausgang des Tunnels
liegt. Dann will man sofort mit den Bergungs-
arbeiten beginnen.
Eine Granate explodiert. Beim Auftuchen von
Geschätzt-edlen in Neuwied explodierte -eine Granate.
Eine Frau wurde getötet, dem Ehemann beide Beine
abgerissen, woran er verstarb.

Aus der Stadt.
GeschichLskalender.
31. Dezember. 1804: Der englische Staatsmann
Benjamin Disraeli in London geboren. — 1895: Der
russische Sozialist Stepniak in London gestorben. —
1917: Der Maler Professor Wilhelm Trübner in
Karlsruhe gestorben.

Arbeiterjugend Heidelberg.
Für die Unlerbezirke Weststadt und Pfafsen-
grund fällt die Prvb-s heute abend aus.
Treffpunkt für beide Unterbezirke morse», -abend
8 Uhr in, Speisesaal. Der Jugenhausschntz.

Was steckt dahinter?
Im „Tauber- und Frankensoten' findet man zur
AM folgendes Jns-erai:
Achtung! Waffenbesitze,!
Ich zahle für komplette
Armee-
Mmife,-Pistolen Cal. 763 18 000 Mk.
Mauser-Pistolen Cal. 9 12 000 Mk.
Armee Pistolen 08 5—6000 Mk.
Zusendung kann per Nachnahme erf-ol-g-en.
Porto aus nveiu-e Kosten. Bei persönlicher
Ueberbingung vergüte ich volle Bahnfahrt
von 2 Stunden an.
H. Boha, Würzburg,
Rotschcihengaffe 3, I.
Dieses Ausschreiven ist nach verschsedeneu Sei-
ten interessant rind lehrreich. 1. Für wen benötigt
der genannte Boha dte Waffen? Ist er -vielleicht
der Auftäuftr für die Hitlergmbe? 2. Wie kommt
Bbtza dazu, sich öffentlich als Aufkäufer sür Mkli-
tärwasfen anzupreisen, die doch ans Reich abgeNe-
fert werden -müßten? 3. Daß Boha in den Ze-ittM-
hen des Hinterlandes inseriert, läßt vermut-on, daß
B. seine Pappenheimer kennt und aun-immt, daß
bei den L-esem des „Tauber- und Fraukenboten an,
ersten noch solche Mordwerkzcug-e vorhanden sind.
BieWSicht sicht sich unsere Polizei diesen- Wassenlhau-
del -mal -etwas näher an und auch Herr Sch-ofer
sollte -ein Machtwort sprechen, damit in Zukunft Re
frommen Zcntrumsblätter den Handel mit Mord-
werkzeugen nicht in der jetzt in Erscheinung gelrete-
NM Wette begünstigen.

Die Not des MufMehrerstandeL.
Von der all-gemeinen Not, die vor allem die gei-
stigen Arbeiter betroffen hat, sind auch die Muffik-
leHuer wicht verschont geblieben. Es ist vieU-eicht e-in
Zeichen des Niedergangs unseres kulturellen Lebens,
Latz ist den wenigst« Kreiselt gerade diesen geistigen
Arb-ei-teru so wenig Interesse und Verständnis snt-
geW-ngebmcht wird. Immer wieder sieht sich -der
Musiklchrer in die peinliche Lage versetzt, den Un
terrichtsushmeuden oder deren Eltern klar machen
zu müssen, daß bei einem Frisdeushonorar, das et-
wa zwischen 8 und 20 Mark schwankte» Mw zeit-
gemäße Honorierung Beträge von dem 6—ZOOsacheu
ergeben müßte, wen« sich die Hvnowre für den
Musikunterricht nur einigermaßen der allgemeinem
Teuerung anpassen wollten. Der Musiklehrerstand
-ist jedoch Hinter den meisten Berufe« in seimem Ho-
norarsorderumen zurückgeblieben. Es ist -gleich be-
schämend sür die Lehrer wie für die Unterrichts-
uchmeudcn, wenn man hört, daß Heute noch in Hei-
deWerg teilweise für die Stunde eil, Honorar von
10 und 20 Mark geboten wird.
Die Heidelberger Musiklehrerinnen und Musik-
lehrer haben deshalb in einer von der Ortsgruppe
Heidelberg des Deutschen Mnsiklehverberbauds ein-
berufenen Versammlung folgende Beschlüsse gefaßt:
Das M i n d e st Honorar für eine Musikunler-
rich-tsstund-e richtet sich nach den, jeweiligen Preis
des markenfreien Brotes. Ausländer zahlen MS
Mindesthonorar' 2 Schweizer Frauke«. Alle Ho-
norare werden monatlich berechnet und sind monat-
lich vorauszubezahlen. Die Kündigung Hat einem
Monat vorher schriftlich zu erfolgen. Dle Ferien
richten sich nach den örtliche!, Schulferien und sind
gleichfalls zu honorisieren. Die Houora-rveträge sür
die Ferienmonate werden im Monat vor den Fe-
rien -erhoben. Für vom Schüler abgesagte oder ver-
säumte Stunden ist der Lehrer nicht ersatzpflichtig
(8 613 B. G. B.). Die aus Veranlassung des Leh-
rers ausgefallenen Stunden werden nachgegeben
oder verrechnet.
Hoffentlich bringt -die Heidelberger BevölkcrUM
den berechtigten Forderungen der Musiklehrer,schafft
volles Interesse entgegen. Sie müßte sich von selbst
sagen, daß jeder Mnsiklehrer, der diese Mindestfor-
devunWn unterbietet, dadurch die Qualität seines
Unterrichts selbst heravsetzt.

Neue Ehrendoktoren der Universität. Die Philo-
sophische und Juristische Fakultät der Universität
Heidelberg Haben aus Anlaß der Schäftung der
neuen akademischen Würde des Doktors der Slaaks-
wiffonschaften (Dr. rer. Pol.) dte folgenden hervor-
ragenden Männer des wissenschaftlichen und wirt-
schaftlichen Levens zu Ehrendoktoren (Dr. rer.
pol. honoris causa) ernannt: Prof. Dr. Fried-
rich Knapp zu Darmstadt (früher im Straßburg),
Geheimrat Prof. Dr. Lu jo Brentano in Prien
am Chiemsee, den österreichischen StaatSminister «.
D. Gey. Rar Pros. Dr. Franz Klein in Wim,
Pros. Dr. Lu do Hartmann in Wien, Kom.-
Rat Hermann Röchling in Heidelberg, Gras
Robert Don glas auf Schloß Langenstein, Bank-

direktor Benno Weil in Mannheim, Kommer-
zienrat Sttegeler in Konstanz.
Dienstjubiläum. Verwaltungsdirektor Karl Fr.
Schäfer beim Städt. Fürsorgeamt kann heute
auf eine 25jäyrige Tätigkeit im Dienste der Stadt-
verwaltung znrückblicken.
Heidelberger Teuerungszahlen. Nach den Fest-
stellungen der Statistischen Abteilung des Nahrungs-
mittelamts beträgt die Indexziffer für die Lebens-
haltung einer Sköpfigen Fanriliie einschl. Bekleidung
am 15. Dezember 74 687. Die Steigerung gegen-
über der auf 15. November festgestelltsn Indexziffer
beträgt 50,6 Proz. und gegenüber der aus 1. De-
zember sesigcstellten Indexziffer 23,2 Proz.
Aus der alt-katholische« Gemeinde. Der alt-
katholische Fmiuenvereln veranstaltet auch dieses
Jahr wieder -eine Weihnachtsfeier für die
SchuMnder der Gemeinde. Dank der OpserwiMg-
keit seiner Mitglieder ist er in der Lage, sämtliche
Kinder bei Weser Feier mit Kakao und Kuchen zu
-bewirten uud außerdem noch mit reichhaltigen W-eih-
nachtsdü-ten zu beschenken. Die WeiHnschrsseier, zu
der die Gemeindeinitglieder eistgeftÄxen sind, findet
am Do-Mersing, den 21. Dezember, nachm. 5 Uhr im
„Prinz Max" statt.
Dis Weihnachtsfeier des Kirchsnchors der Chri-
fiuMrche hat mit der Aufführung von E. A. Herr-
in an «'s Woichuachtsspiel „Das GottesWnd" in den
zahlreich Erschienenen eine ergreifende, ticse WeiH-
n-achtsMnmung hervorgeruft-n. Es war ein -glück-
licher Gedanke, das Spiel, wie es im Mittela-lter
Brauch war, in die Kirche selbst zu verlegen; den
vorderen Altarraum als einfache Bühne und Lis
Kanzel als Himmel zu benützen. Man war -auch
darin der mittelatterlicheu Ueberlieserung treu ge-
blieben, daß man die enge Verbindung zwischen
Zuhörer und Aufführenden betonte, dadurch, daß
die letzteren am Anfangs und Ende der Aufführung
in feierlichem Zuge durch bas Gotteshaus zogen.
Die ganze Aufführung war eine Harmonisch einheit-
liche. Man -erstrebte keine theatralischen Glau ziel-
stungen, sonder« wollte durch einfache, irMge Dar-
stellung das Wei-huachtSevangelimn in allen Lau-
schenden wieder wackstnsen. Daß bas so schön
glückte, ist der vollen Hingabe der Darsteller au thrsn
Rollen zu danken. In, Mittelpunkt standen -natür-
-sch Maria, ganz besonders zart und innig von Hed-
wig Wolf verkörpert, und Josef, deut Emil
Schell innerlich tief empfundene Töne verlüsh.
Wolfgang Frommet ließ die ankündigenden
Worte Gott Vaters mächtig und deutlich von der
verhüllten Kanzel herabtöneu und stellte außerdem
noch, dem führenden der -drei Könige eindrucksvoll
dar. Die beiden andere« KSiMe waren auch Lurch
ihre hohen Gestalten recht wirkkuMsvoll. Eine tief
empfundene Leitung war der Sternsinger Walter-
von Bae Hers, der auch den grausam« König
HerodeS gut -gab. Die übrige« Rollen wurde» von
Mitgliedern des Kirchanch-ors und von Kindern der
Gemeitüde gespielt, von denen besonders der Wirt
Karl Kling en fuß, die Wirtin von L. Har-
tenstein, der Engel Gabriel von Helen« Hartz
zu nennen sind. Die eiugeschoibeuen Ch-orlic'der
wurden -in -gewohnter Reinheit vorn Kirchenchor und
entern Knabenchor gesungen, und die Orchestsrbc-
Oeftun-g hatte« großen Teils Mitglieder der Ge-
meinde mit gutem Gelingen ausgeführt. Das
künstlerische Orgelspiel des Herr« Prof. Brätln
uud die umsichtige musikalische Leitung des Herrn
Reitler trugen mit bei zu dem eindrucksvollen
Absud. Die Ergriffenheit uns Dankbarkeit der Ge-
meinde gaben sich unverkennbar kund in dem allge-
meinen Schlußlied: „Dies ist der Tag, den Gott
gemacht. . . ."
Unhaltbare Zustände. Die Ziegelhäuser Land-
straße ist zur Zeit in -einem Zustand, der jeder Be-
schreibung spottet. Gestern sind zwei Lastautos
stecke» geblieben und ein Holzfuhrwerk sank bis. zu
den Achsen ein und mußte mit einem Kraftwagen
ans dem Schmutz und den Steinen herausgezogen
werden. Den Arbeitern, die morgens zur Arbeits-
stätte mit dem Fahrrad gelangen müssen, ist es nicht
möglich, auf der Straße zu fahren. Sie riskieren
auf der Fahrt eine» Mantel, der heute Lausende
kostet. Fahren sie aus dem Gehweg, so werden sie,
obwohl zu den Morgenstunden fast niemand den
Weg zu Fuß zurücklegt, von einem Gendarm aus-
geschrieben, wie dies vor einigen Tagen der Fall
War. Es ist dies ja eine gar leichte Sache, den
Arbeitern auf diese Weise ihr Geld aus der Tasche
zu jagen. Eigentlich müßte der Kreis die Strafe
bezahlen, denn er hat die Straße so verwahrlosen
lassen. Der Kreis gibt vor, kein Geld zu haben, das
mag vielleicht richtig sein, Venn er bezahlt auch sei-
uen Straßenwärtern einen Hungerlohn. Die Stra-
ßenwärter erhalten noch nicht einmal die ihnen seit
Wochen zustchende Nachzahlung. Die Leute müssen
mit ihren Familien buchstäblich hungern. Die Zu-
stände im Punkte „Straßen" sind, soweit sie den
Kreis angeven, was die Erhaltung derselben und
die Entlohnung des Personals ««belangt, himmel-
schreiend und es wäre an der Zeit, daß einmal die
Regierung hier nach dem Rechten sehen würde.
„Dis Quelle" wird infolge der Weihnachtsseiev-
tage statt der heutige» Nummer der S a m srags-
uummer veigclegt werden.

W MkS KZ MWMkll.
Dossenheim. (Weihnachtsfeier und Be-
scherung.) Am Sonntag, den 17. Dezember, ver-
a »statt etc- der Reichsvnnd der Kriegsbeschädigten-,
Kriegsteilnehmer und Kriegnstinjer'blksven«', Orts-
gruppe Dossenheim i-ni Saare zur „Krone" seine dies-
jährige Weihnachtsfeier, die überaus zahlreich be-
sucht wär. Unter dem gut zusammengestellten Pro-
gramm wurden mit besonderem Beifall aus-genbm-
mon der vorgetragene Weihnachtsprolog, die Weih-
uachtsverse in drei Bildern „Des arm« Kindes
W-eihnachtssest" »ms zwei Theaterstücke „Der Mut-
ter Bild" uud „Waisenkinds Weihnachten", die in
der Hauptsache von Kriegswatseukiinderu gespielt
wurde«. Zur Verschönerung der Feier trugen die
Gesangsvoriräge der Säugeravleilungen des Fuß-
ballklubs „Sportfreunde" und des Turnvereins
„Germania" Sek. Die Darbietungen fanden bei
de« Zuhörern starken Beifall. Zum Schluß konnte
man nach einige Spend« zur Versteigerung bringe«.
Dieser Feier ging die Bescherung von 58 Waiseukit«-
dern am Nachmittag voraus. Infolge hochherziger
Spenden an Geld und Waren konnte« die Kinder
in reichen» Matze beschert werden. Die Knabe« wur-
den mit Hosenträger!!, die Mädchen mit Trägerschür-
ze« bedacht; dazit erhielt jedes Kind Aepfel, Leb-
kuchen, Konsekt, einen Federhalter, ein Teil Leka-men
Federkästen und Fttllbleistifte, außerdem konnte man
jedem Kind 100 Mk. in bar überreichen. Freude-
strahlend empfingen die Kinder ihre Geschenke. Der
Saa-l War auch am Nachmittag dicht besetzt. Der
erste Vorsitzende konnte mit herzlichen Worten des
Dankes an alle Spender, Milwirkende und diejeni-
gen, die am guten Gelingen des Festes deMtigt
warm Heide Feiern schließen.

N. Sandhaufen. (Ein freches GauneL
stück.) In der Nacht vom Montag aus DienstaK
wurde dem hiesigen Schlosser Philipp B är ein zirka
170—180 Pfund schweres Schwein aus dem Stalle
gestohlen. Die Gendarmerie hat durch einen Mann-
heimer Polizeihund eine Spur der Diebe aufgedeckt.
Hoffentlich kann man die Diebe seststellen. Der ge-
schädigte Philipp Bär, der eine Familie mit vier
Kindern zu versorgen hat, wird Wohl nicht mehr irk
den Besitz seines wertvollen Objektes kommen, das
er sich mit großer Mühe und manchen Entbehrungen
geschaffen hat.
M. Sandhaufen. (Goldene Hochzeit.) AW
letzten Sonntag feierten die hiesigen Eheleute Phil.
Adam Schneider I das Fest der goldenen Hoch-
zeit. Sämtliche Angehörigen sowie Verwandte haben
an den» Feste teilgenommen und freuten sich mit dem
greisen Jubelpaar. Um 11 Uhr ging der Hochzeirs-
zug zur Kirche, wo eine Feier ftattfand. Am Abend
war im Gasthaus „zum Engel" «in gemütliches Bei-
sammensein der eingeladenen Gäste, welche in fröh-
licher Stimmung den Jubeltag würdig feierten.
Dem goldenen Jubelpaare möge beschieden sein,
das Fest der diamantenen Hochzeit gesund und mun-
ter feiern zu dürfen.
Lauda. (Der Gemeinbewahlkampf ist
«un z-u Ende und die Spannung hat der Verw-nu-
devung Platz gemacht. Denn daß -es uns -genügen
Würde, ft» ersten Wahlgang, in dsm wir zum erstell!
male selbstärdiq unter der Parole der Vc-roiniaicn
Sozialdsinokxatischen Partei aufrr-aten, -unsere Sitze
von 1 Gt'meinderai und 6 Gemeffndeverorkmeten, Re
Wir auf Lern Wege des Kompromisses erhielten, auf
3 GeM-e-inderät-e und 18 GemMtdeverorbwetan zu stei-
gern, hätte niemand geglMbt. Ein Resultat, das
nur dadurch -erreicht werden konnte, daß «in jeder
Parteigenosse voll und ganz feine Kräfte tn den
Dienst unserer Sache stellte. Nach der Bekanntgabe
des W-cchlresuiMtes am Sonntag abend trafen sich
unsere Genossinnen und Gmoffen im Partei-lokal,
Woselbst dis Wahl« nochmals besprochen wurden.
Jedem sah man die Freude über unfern -Wahlsieg
auf dem Gesicht cm und machte sie sich auch an der
Untevha-ltuug bemerkbar. Aber aus all der Freude
klang immer wieder ein ernster Unterton, die Sorge
-um unse-ve Lebenshaltu-n-g ist Weser sür die arbei-
tende Bevölkerung so schweren Zeit. Möge es der
Partei im Einvernehmen mit von Freien Gewerk-
schaften L-och endlich oimnM gelingen, «ns das Ext-
sienz-miniumm zn sichern-. Sämtliche Astw-ese-nde
waren der Auffassung, daß unsere Genossen im
Reichstag unter Een Umstände» dafür cintvet«
Mißten, daß der Hungervrocken, ds» die Regierung
den Sta-atsarS-eAcru jetzt HiuMv-orfen hat, ei« Er--'
Höhung erfahre. Soll der KampseSmut der arvet-
tervdisn Klasse erhalt« bleiben, will die Parteilei-
tung nicht, das; ihre Mitglieder zu abgestumpftein
HoLstcu. heruntergcdrückt Werken, die keinen- ander«
Gedanken mc-hr habe«, als wo will ich sür meine
chung-ernd« Kinder ein Stück Brot HerneH-men,
!damr mutz sie sich zu energischer Tat a-ufrass«, ehe
ses zu spät ist. Mit der Aufforderung -cm die Geno-s-
isen, auch in Zukunft treu zur Fahne zu halten unH
!mit Dank sür die ihm während der Wahlzeit zuteiß
gcwordcue Unterstützung schloß Genosse Heck d'Sst
hM.-monlsch verlaufenen Abend.
Buchen. (U n erhörtePreis e.) Bei der He lz-
versteigenmg wurden noch nie dagewesene Prüfe
erzielt. Für den Kubikmeter Forlen wurden 200 RH
Mark und darüber erlöst.

Mannheim. (S e lbst tö tn ng.) In Feuden--
heim erhängte sich am Montag der 48 Jahre alte
Schmied Max Brandt. Es ist -anznnehmvn, daß
er den Selbstmord irr geistiger Umnachtung aus-
führte.
Mannheim. (Schließnng vonWirtschas-
t e n.) Die fortgesetzt sich drückender gestaltenden
wirtschaftliche'.» Verhältnisse habest das hiesige Gast-
wirisgewerve in eins schwierige Lage gebracht. Nach
der „N. Bad. Ldztg." sind während der letzten Jahre
hier insgesamt 300 Wirtschaft« eingegangen.
Mannheim. (Folgen der Ges d knapp-
st e i t.) Infolge Geldknappheit ist dile Staatskasse
nicht in der Lage den planmäßig« Beamten, die
ein Konto besitzen, das Gehalt vierteljährlich vorz-u-
bezahl«. Die Beamten mtzss-en sich znnächst mit
cii.er AbscWagszahkuM begnüge!».
Mannheim. (B e tri e b s e in s ch r ä nku n g.)
Dis Stt-atzeubahn sieht sich -genötigt, den Betrieb
weiter -ein-zuschränken. Ab 1. März 1923 Wird das
DümstvelHNtnis mit 250 Fahrbediensteten ge-lSst
werden.
Karlsruhe. (Verschiedene s.) In den letzte»»
Tagen hat sich eine Schülerin einer hiesigen Schule
aus dem Fenster der elterlichen Wohnung gestürzt
und blieb tot auf dem Platze liegen. Ferner hat sich
ein Liebcsdrama abgespielt. Zuerst erschoß sich dis
Li jährige Tochter eines Arbeiters im Stadtteil Bu-
lach, die mir einem verheirateter» Lehrer einer Mittel-«
schuie ein Verhältnis unterhielt uud an» Lage darauf
hat sich auch ihr Liebhaber das Lebert genommen,
Karlsruhe. (Noch zur rechte« Zeit g e-
fatz t.) Einem Fahndungsbeamte« ist es gelungen,
ein« 18 Jahre alten Kaufmann von hier, der sei-
nem Arbeitgeber etwa 2323000 Mk. zur Baut st-ür-
gcn sollte, in dem Augenblick fesjzun»:h-m«, a-lS er
mit einem 16Mrig«, beruW-osen Mädchen von hier,
mit dem G-ude flüchtig -gsOu wollte. Es stellte sich
heraus, daß der Kaufmann die Absicht hatte, mit
dem Mädchen nach Frankfurt zu fahren. Von dem
Geld waren bereits 13 000 Mk. für einen Koffer,
cine Brieftasche und Zechen ftr den verschiede-nst-eu
Lokal«'» der Swdt verausgabt Word«. Das übrige
Geld konnte wieder beigesckmsft werden. Der Kcmf->
mann und das Mädchen wurden verhaftet.
Karlsruhe, (G r i v p e n e p i d e m i ei) Die GviVVt
ist hier wieder einmal in sehr starker Weise verbrei-
tet. I« den Schulen macht sich dw Krankheit durch
das nmsauareiche Fehlen der Schüler bemerkbar. Das
Gymnastin« mutzte >t. „Karlsr. Tagbi." wegen der
umfangreich« Grippeerkrankungen sogar aus einige
T-wge schlietzsn.
Karlsruhe, (Diebstahl.) Am 30. Nov. d. I, ,
wurde anft der EftenbavnffaHrr von Appsnweiher—
Karlsruhe—FMNlsurl a. M. ein Handkoffer Mt
einem Kreditbrief über 250 bis 300 Pfund Sterling,
ferner 50 Pfund englische Banknoten und 220 sran-
zöfisckze Banknoten geftolst«.
Pforzheim. (Tot aufgefunden.) In der
Nähe von Enzberg wurde ein etwa LOjähriges Mäd-
chen auf dem Bahngleise mit abgefahrene,» Kopf
ausgesunden. Das Mädchen soll aus unglückliche«
Liebe den Tod gesucht haben.
Flchingen b. Bretten. (S1 of sd i eb st a h l. Irr
einer der letzten Rächte wurde bei dem Kaufmann
Stahl ein Einbruchdiebstahl verübt und Kleiderstoffs
im Wert von über einer Million gestohlen. Ditz
Stoffe wurden aus einem Auto sortgefüyrt.
 
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