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Winckelmann, Johann Joachim; Balensiefen, Lilian; Borbein, Adolf Heinrich [Editor]; Kunze, Max [Editor]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Editor]; Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Winckelmann-Gesellschaft [Editor]
Schriften und Nachlaß (Band 4,5): Statuenbeschreibungen, Materialien zur "Geschichte der Kunst des Alterthums", Rezensionen — [Mainz am Rhein]: Verlag Philipp von Zabern, 2012

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.58927#0048

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Statuen im Belvedere-Hof

und Widerstand, wie in einem Punkte vereiniget, mit großer Weisheit gebildet: denn indem der Schmerz
die Augenbraunen in die Höhe treibet, so drücket das Sträuben wider denselben das obere Augenfleisch
niederwärts, und gegen das obere Augenlied zu, so daß dasselbe durch das übergetretene Fleisch beynahe
ganz bedecket wird. Die Natur, welche der Künstler nicht verschönern konnte, hat er ausgewickelter,
angestrengter und mächtiger zu zeigen gesuchet: da, wohin der größte Schmerz geleget ist, zeiget sich 5
auch die größte Schönheit. Die linke Seite, in welche die Schlange mit dem wütenden Bisse ihren Gift
ausgießet, ist diejenige, welche durch die nächste Empfindung zum Herzen am heftigsten zu leiden
scheint, und dieser Theil des Körpers kann ein Wunder der Kunst genennet werden. Seine Beine wollen
sich erheben, um seinem Uebel zu entrinnen; kein Theil ist in Ruhe: ja die [701] Meißelstreiche selbst
helfen zur Bedeutung einer erstatteten Haut. 10
 
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