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Winckelmann, Johann Joachim; Balensiefen, Lilian; Borbein, Adolf Heinrich [Editor]; Kunze, Max [Editor]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Editor]; Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Winckelmann-Gesellschaft [Editor]
Schriften und Nachlaß (Band 4,5): Statuenbeschreibungen, Materialien zur "Geschichte der Kunst des Alterthums", Rezensionen — [Mainz am Rhein]: Verlag Philipp von Zabern, 2012

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.58927#0049

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Torso

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Torso
Drei Entwürfe im Nachlaß Florenz p. 12/180—13/180; 21/172; 25/168—37/156
[p. 12/180]
II Torso.
Dieses Stück Statue so ohne Arme Beine und Kopf ist [,] hat allezeit bey allen verständigen Künstlern
und Liebhabern großen Ruhm und Aufmercksamkeit verdienet, wegen seiner großen Schönheit. Es
scheinet einen Herkules zu bedeuten. Der Character dieser Statue ist wunderschön. Die Proportion ist
über die maßen wohl verstanden. In diesem Stücke findet sich zugleich die Weichigkeit des Apollo, das
Verständniß der Anatomie vom Laocoon und vom Borghesischen Fechter, die Großheit des Hercules von
Farnese. Den göttlichen Stilo so die alten Griechen gebraucht haben Göttliche Personen vorzustellen,
nemlich ohne alle überflüßige Kleinigkeiten, als kleine Faken der Haut, Adern, zu starke Bemerkung
der Sehnen und Knochen. Es scheinet auch, als wäre dieses Stück in allen Zeiten vor sehr schön gehalten
worden, ja so gar von dem Meister selber, weil er seinen Namen sehr ausführlich und deutlich daran
gesetzt. Auch sicher man daß diese Statue vor alten Zeiten restauriret worden. Denn am Hintertheil
sicher man daß es zum restauro zu gerichtet worden, weil <daß> es grade abgehauen und wieder rauh
behauen wie man pflegt zu thun im restauriren, um den Kitt gut an zu tragen machen. Auf selben Ort
findet sich noch eine alte eiserne Klammer und der gantze Marmor dieses behauenen Orts hat eben die
patina genommen wie das übrige, also daß es nicht von neueren Zeiten seyn könne. Man könnte zwar
glauben, daß die Statue an einem festen Ort angemacht gewesen wäre, und darum das Eisen daselbst
stünde. Aber der Künstler [p. 13/180] würde sich nicht so vil Fleiß gegeben haben um den Rücken so
schön zu machen, wenn er gegen die Mauer oder gegen sonst was gestanden hätte. Der <gantze> Haupt
[-] Gusto dieser Figur kommt dem von Michael Angelo ziemlich nahe[,] so in denen Figuren auf der
Großherzoge von Florenz Begräbniß, aber der antique Künstler übertrifft den Michael Angelo sehr weit
in der Zarte und in der Annehmlichkeit. Denn Mich. Angelo seine Statuen fehlen allezeit ein wenig
in der Leichtigkeit, in dem <elanger> eleganten Zug des Contours, in der Größe der Einbügung und
bleiben allezeit Stein und diese scheinet Fleisch zu seyn.
Aus der Schrift läßt sich nicht allezeit urtheilen. Der Kopf der Minerva mit dem Namen ΑΣΠΑΣΙΟΣ be-
zeichnet, scheinet von der ersten Zeit [en] der Kunst zu seyn, gleichwohl ist der Character der Buchstaben
nicht der älteste.
[p. 21/1721
Torso. Bey dem ersten Anblick dieses Stückes wird man nichts anders gewahr als einen fast ungeform-
ten Klumpen Stein, aber so bald das Auge die Ruhe angenommen, und sich fixiret auf dieses Stück, so
70 und nachgetragen 75 gesetzt. Der nachgetragene TextZ. 29—32 Aus der Schrift... der älteste ist wohl als Ergänzung zu diesen
Satz zu verstehen, doch fehlt das Einschubzeichen.

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