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75«

Die Wilden.

Verfehltes Kompliment.

Schaubudcnbesitzer: Hier, meine Herren, sehen Sie einen halb-
gczähmten Wilden, aber drinnen habe ich noch Ganzwilde!

Mehrere Arbeiter: Von welcher Nationalität?
Schaubudenbesitzer (flüsternd): Einen Schweizer und zwei

Franzosen!

Dame (die auf dem Eise hmgesallen): Uff! Bin ich aber garstig hingcfallcn!
Herr: Garstig? O nein, int Gegentheil! Der reinste gefallene
Engel!

Variante.

Wer Vieles trinkt, wird manchmal sich betrinken.

Zuverlässig.

Stud. jur.: Haben Sie eine zuverlässige Uhr?

8tud. phil.: Gewiß! Auf meine Uhr kann ich mich fest verlassen: der
Pfandleiher giebt niemals weniger wie sechs Mark darauf.

Sächsische Klage.

Ei Hcrrjehmersch, weeß Gnebbchen nee!

Die Reichsdagswahl duhd Een za wärklich weh!
So neinzufliegen mit unfern Gardelle!

Die Sachsen sein ganz bohlizeiwidrig Helle!

Mer gann sich vor lauder Roden nich ribbeln,

In Chemnitz da schdimmden se alle for Schippeln,
In Glauchau-Meerane, de Schdädter un Bauern,
Die schdimmden midnander gemiedlich for Auern.

Das schecne Leib zig ging bald in de Briche,

's Land ließ 'n Debbchen-Götz gänslich in Schdiche,
Drotz Achedadoren un Ordsbohlezeicrn,

Da gab's gar kec Halden, da wählden se Geyern!

In Schneebcrg, was Hammer uns da ereifert
For unsere „Ordnung", — da wählden se 'n S e i f ert!
Jetz' hadden mer Zwickau doch rcdden wollen, —
Ja Guchen! da schdimmden sc wieder forSchdollen!

Die Sozialdemokraten.

„Ein nützlich Element sind sie",
Dereinst der Kanzler sprach;

Wir haben cs bezweifelt nie
Und richten uns darnach.

Gar sehr hat das Kartell vermehrt
Des armen Mannes Qual,

Da haben trefflich sie bewährt
Sich bei der jüngsten Wahl.

Denn als uns das Kartell gedrängt
Mit Theu'rung und mit Druck,

Da haben sie es stracks gesprengt
Mit einem raschen Ruck.

Gebrochen ist der große Ring,

Der schmerzlich uns umspannt;

Nun wird's im Reich ein ander Ding,
Nun sieht man wieder Land,

H ä n c l.

„Hundertsünfzig Professoren —

Vaterland, du bist verloren!"

So sprach man im achtundvicrziger Jahr
Und sicherlich, solch Sprüchlein ist wahr.

Professor Hänel und Gevattern
Beginnen mächtig heut zu schnattern
Und man erkennt an dem guten Manu,

Was ein Professor schon leisten kann.

Er will für's Vaterland entbrennen
Und will auch liberal sich nennen;

Doch gegen die Sozialisten schon,

Da geht er flott mit der Reaktion.

Gäb's nur solch kurzsichtige Gesellen,

Die lassen vom Junker und Andern sich prellen,
Und hielte sonsten gar Niemand Stand,

Wär' freilich verloren das Vaterland.

Nu hadden mer noch uns're hecmliche Freede:
Gans sicher behalden mer Limbach-Midweedc —
Ei ja! — Un weeß Gnebbchen, ooch dorden erlidden
Mir noch änne Schlabbe—da wählden se S ch m i d t e n I

Das müde Haupt voll Zuversicht
Erhebt der arme Mann,

Erfreut, daß er im Sonnenlicht
Etwas aufathmen kann.

Ae cenziger Drost — daß bei ’it letzdcn Reste
Uns Ackermann bleibd, mid der weißen Weste.

Der gann von de Sachsen in Rcichsdag erzählen:
Se bracht'nen Befähigungsnachweis zum

Wählen! i

Spießbürgcrlein gar traurig ist,
Doch was verschlägt's am End'?
Ihr seht doch, daß der Sozialist
Ein nützlich Element!

Schutzzöllnerische Maßregel.

A. : Warum wurden eigentlich die drei holländi-
schen Sozialdemokraten, welche in Berlin die Aus-
übung des Wahlrechtes beobachten wollten, so rasch
verhaftet und ausgewiesen.

B. : Man hatte eben die Entdeckung gemacht,
daß in Berlin schon so viele Sozialdemokraten seien
und wollte nach dem Schutzzollprinzip die Einfuhr
aus dem Auslande verhüten und den ein-

j heimischen Molkenmarkt den Berlinern wahren.
 
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