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Auch eine Erklärung.

Bauernjunge: Du Voata, warum hat denn 's Kameel 'n Höcker?
Bauer: Ja, schau', wie's buckligte Menschen giebt, so giebt's
auch buckligte Thiere!

Aus dem Vcreinslebe».

A. : Ist cS wahr, daß Herr Kohlmann sein Amt als erster Vorstand
der „Apollonia" niedergclegt hot?

B. : Jawohl, und zwar wegen unheilbarer Differenzen innerhalb der
Vorstandschaft.

A. : Worin bestanden diese?

B. : Die Frau des Schriftführers kaufte ihren Käse konsequent bei einem
Konkurrenten Kohlmann's, der nicht einmal Vereinsmitglied, sondern Vize-
Archivar bei der „Olympia" ist.

Etwas für Buchbinder.

758 -

I

„Sich' mal, wie sich die Dame dort herausgeputzt hat!"
„Ja, das ist eine alte Scharteke in Prachteinband!"

Disputation.

A. :

Welch' eine wunderbare Hast,

Als ob der Boden unterm Fuße brennte!

Zu Bötticher's fcstina lente
Ein ganz merkwürdiger Kontrast.

B. :

Sie sprechen wohl von den Erlassen?

Je nun, die Politik nimmt eine Wendung,

Des Kanzlers Stern sängt an jetzt zu erblassen.

C. :

O Ivelche thörichtc Verblendung!

Ich sage, denn ich bin ein Pessimist,

Daß nicht so leicht was zu erreichen ist.

B. :

Das glaub' ich nicht; ich frage Sie, warum
Man wohl in's Handelsministerium
Den Herrn von Berlepsch hat berufen? Nein,
Auf langen Sturm folgt endlich Sonnenschein.

D. :

Das mein' ich auch: gebrochen wird mit dem
Manchestcrlich veralteten System.

Ich seh' in den verheißenden Erlassen
Gleichsam das Oelblatt einer Friedenstaube,
Des Friedens unter den sozialen Klassen.

C. :

„Die Botschaft hör' ich wohl, allein mir fehlt der

Glaube".

E. :

Mich däucht, man will die Sozialisten lähmen,
Den Wind denselben aus dm Segeln nehmen.

Homöopathisch, jenen zum Verdruß,

Sagt man: Similia similibus*).

ff.:

Es steckt vielleicht der Waldersce dahinter.

B. :

Ich sag', es geht zu Ende mit dem Winter,
Die Sonne scheint und scheucht hinweg die Nebel.

C. :

Ja freilich und Reichskanzler wird Herr Bebel! —

G.:

Man will damit die Liberalen strafen
Von wegen des Auswcisungsparagraphen.

A..

Was sollen länger wir darüber streiten?
Abwarten wir, was noch die Zukunft schafft.
Für heute sag' ich, es ist räthselhaft:

„Ich weiß nicht, was es soll bedeuten".

F.:

Das mein' ich auch; wozu das Disputiren?
Mag man was immer auch im Schilde führen.
Genug, wir sch'n, es ändern sich die Zeiten:
Ob gern, ob nicht, wir müssen vorwärts schreiten.

*) Gleiches mit Gleichem: Grundsatz der Homöopathie.

Herr von Puttkamer.

Der Ritter ohn' Furcht und Tadel,
Gottlob er ist nun gewählt;

Schon lang hat dem deutschen Adel
Solch tapfrer Vertreter gefehlt.

Die Sozialistenbrut leidig
Bekämpft der „gegangene" Mann,

So tapfer, so fein und so schneidig,

Wie nur ein Puttkamer cs kann.

Sein forschendes Auge wacht wieder,

Die Feinde, sie kennen ihn schon;

Bei jedem Streik schon ersieht er
Die Hydra der Revolution.

Auch ist er ein Menschenkenner,

Ein feiner, das muß man gesteh'n;

Er sieht' manchmal „Ehrenmänner",

Wo Andre sie nicht können seh'n.

Schon schaaren sich dicht seine Feinde -
Hört Ihr, wie sie rufen und schrei'n?
Manchmal wird die Reichstagsgemeindc
Aus ihm ihr Holz hacken klein.

Das Alles wird er ertragen,

Der Degen so kühn und gut
Und wird sein Sprüchlein sagen
Mit ungebrochenem Muth.

Und sind seine Feinde auch wüthig
Und zahllos wie Sand am Meer,

Er sagt doch immer kaltblütig
Sein altes Sprüchlein her:

„Es hilft gegen Sozialisinus,

Was sonst Eure Meinung auch sei,

Kein schwacher Philanthropismus,

Es hilft nur die Polizei!" —

Viel Dank, die ihn gewählet,

Den Pommern, so treu und brav;

Daß ihnen auch niemals fehlet
In Zukunft gesunder Schlaf!
 
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