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788

& i r X c ö.

n des Wales gold'nen Tagen
Darf das junge Herz nicht zagen!
Keiner Trübsal bitt're Pein
Darf sich schleichen ins Gemüthe
In der Zeit der Waienblüthe —

Der Humor muß Herrscher sein.

Gl> auch an des Rheins Gelände
Ringt ein altes Weib die Hände,

Weil das Wahlrecht fortbesteht —
Rein, es rühren uns're Herzen
Richt der Kölner Zeitung Schmerzen,
Nicht ihr banges Stoßgebet.

Vb im Reichstag phrasentönig
Windthorst als der „Reichstagskönig"
Kommandirt das schwarze Heer —
Seine schwärzesten Vasallen
Lind zu oft schon umgefallen.

Rein, er imponirt nicht mehr.

Vb bei des Kartells Gebeinen
Ruch die Hell- und Kardorff's weinen.
Traurig das Puttkämmerlein,

Weil das Ausnahmsrecht muß fallen —
Ihre Seufzer, sie verhallen.

Niemand, niemand stimmt mit ein!

Selbst der Jammer der Reptilien
And verwandter Krebssamilien
Um das schöne Welfengold
Kann uns nicht den Sinn bemeistern.
Wenn wir fröhlich uns begeistern
Für den Naiwein, jung und hold.

All' die Rückschrittsklagen hole
Heut' der Satan! Auf, die Rowle
Ist mit edlem Trank gefüllt!

Laßt im Licht die Gläser blinken!

Auf der Freiheit Sieg wir trinken,
Auf die Zukunft, glanzumhüllt!

Nimmer lassen wir uns schrecken,

Wenn uns will ein Kobold necken
Der versunk'nen Herrlichkeit.

Unser sind der Zukunft Tage,

Unser Sieg steht nicht in Krage:
Vorwärts rollt das Rad der Zeit.

Feinde kehren nicht zurücke.

Welche über Heimdalls Brücke
Ritten in die ew'ge Nacht.

Dort ein kraftlos Widerstreben,
Hier die Jugend, hier das Leben,
Dem der Krühlingshimmel lacht!

M. K.


aber gec Seen herbei!‘ Der guckd mich groß an un sagd: ,Se wollen mich
wohl verhohnipeln? Wie gann ich denn das vergomfiszieren?' ,Na, 's is
doch sozial', meent' ich. ,O, Sie Neinooge!' erwiderde der Schandarm, ,das
is ja änne kaiserliche Broglamazion!' Ich knixte zusamm' wie ä Taschen-
messer un renne nachher schbornschdreechs heeme.

Underwegs fallen wer rohde Blockade uff. ,Was is denn da los, da is
wohl ä goloniales Nilserd zu säh'n?' denk' ich, aber was war'sch? Ver-
sammlung, — soziale Versammlung! Ich gehe zum Saalwärdh 'nein un
frage, ob's Verbod schon da is. ,Was denn fer ä Verbod?' fragde er.
,Na, 's is doch Versammlung ausgeschrieben, die muß doch verboden wer'n',
erklärde ich ihm. ,So, warum denn?• fragde er. ,Na, wegen der Ordnung
un daß de Arbeider geene Lohnerhehung verlangen', sagde ich. Da lachde
mich der Wärdh aus un meende, da hädde ich an erschden Mai da sein
sollen, da wären an allen Ecken un Enden Versammlungen gewäsen. Nu
worde mer die Geschichde zu bund. ,Un da is der Kleene nich verhängd
worden?' fragde ich maliziös. ,Had sich was zu Kleeneu, wenn's soziale
Gesetz ableeft', kriegde ich zur Andword.

Ich fiel von' Schduhle. ,Das Gesetz leeft ab?' schrie ich. ,Da sein
mer wohl schon an jingsten Dage, denn der Reichsdag had's doch uff ewig
verlängern wollen?'

Der Wärdh lachde; 's Kichenbersonal kam ooch un schdand um mich
rum un alle lachden mich aus, als wenn mer wer weeß was bassirt war.
,Der had ä halbes Jahr geschlafen', hieß es.

Ich wollde'n noch imboniren un meende, der Reichsdag wärde's schon
noch verlängern, mir Gardellbrieder hädden ja de Majoridäd un der Bismarck
ließe nich mid sich schbaßen. Aber da lachden se blos noch ärger un sagden:
,Geh heem, Gleener, Dich friert an de Oogen!'

Ich ging ganz wudhig sord un erfahre nu, daß es wärklich gee Gardell
mehr giebd un daß der Bismarck nischd mehr zu sagen had un daß de
Sozialen — — weeß Gnebbchen, wenn da de Weld nich undergehd, da
brade mer Eeener ä Schdorch un de Beene rechd knusprig!"

Gotthelf Weiter: Wenn ich nicht Gotthelf Weiter hieße, möchte ich
wohl Generaloberst der Kavallerie sein und in Friedrichsruh mit Dr. Hart-
meyer von den „Hamburger Nachrichten" Pellkartoffeln und Matjes-Häring
essen — aber dann hätte ich mich auch über den schwärzesten Undank zu
beklagen, den je die Welt gesehen! Heda, wo steckt Ihr Knappen, Bennigsen,
Miguel, Hammacher, Wörmann! Warum helft Ihr dem größten deutschen ,
Mann nicht aus der Patsche? — Wenn ich nur Zeit hätte!

Stöcker über Berlin.

Berlin ist Gomorrha, Berlin ist Sodom,

So lautet Herrn Stöckers Redestrom;

Doch was uns dabei verwundern thut:
Warum gefällt's ihm denn dort so gut?
Wohl Wenigen würd' es Schmerzen bereiten,
Wenn er die böse Stadt wollt' meiden.

Heppchen aus Strieften, der neue Rip van Winkle.

„Na heernse", sagte Herr Heppchen zu seinem Freunde Läppchen in
Strießen bei Dresden, „was ich vorigde Woche erläbd habe, das gehd mer
ieber de Hudschuure!

Se wissen doch, in der letzden Neijahrschnachd fiel ich de Drebbe
minder, weil mei Schwager aus Bersähn ä Lider Rum zu viel iu'n Bunsch
gemanscht! hadde.

Nu lag ich krank un tvegen der Umfallenzia wurde ich nachher uff's
Land geschlebbd, wo ich bis jetzd blieb un nischd Heeren un nischd lesen dahd.

Vorigde Woche gomm' ich heem. Da liegd under Andern änne Zeidung
’ Da, wo was brinne schdand von Arbeitern, die änne bessere Lage haben
wollden un von berechdigden Forderungen un Arbeiderschutz un so weider.
Ich denke: Na, da sein die sackermendschden Sozialdemegraden dagewesen,
denen will ich aber was einbrocken. Gehe hin zum Schandarm un sage:
Alder Freind, da Ham Se was zum Vergomfisziren, verstauchen Se sich

Literarisches.

A. : In Deutschland wird in den nächsten Jahren die Märchen-
literatur einen großen Aufschwung nehmen.

B. : Warum?

A.: Run bedenken Sie doch, wenn so viele offiziöse Journalisten
ihre Stellen verlieren, die durch langjährige Praxis ans Lügen gewöhnt
sind, was wollen die künftig anders thun, als Märchen schreiben?

Der hitzige Meister.

Erster Lehrjunge: Mein Meester is bet reinste Sodawasser.
Zweiter Lehrjunge: Wieso?

Erster Lehrjunge: Weil er alle Oogenblick — uffbrausv
 
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