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798

Herr: Es ist doch recht unangenehm, wenn man einen auffallenden
Namen hat, — ich heiße nämlich Frosch.

Junge Dame: Frosch? Ach, das macht ja gar nichts, — Frau
Frosch möchte ich gleich heißen.

Schrecklich.

Sergeant (zum Rekruten, dem ein Knopfloch offen steht): Jessas, Mensch,
was ist Ihnen passirt! Gegen Sie ist ja ein nackter Reger bis an den
Hals zugeknöpft!

Naive Auffassung.

A. : Was ist denn das im preußischen Landtage immer für ein Streit
mit Windthorst über das Spcrrgeldergesetz? _ ,

B. : Der betrifft wahrscheinlich das Geld, was die Schwarzen haben
wollen, wenn sie sich nicht mehr gegen die Regieruugsfrcuudlichkeit
sperren.

Eugen Richter.

Ganz innerlich, wie mag er schäumen!

Im Reichstag mußt' den Platz er räumen.
Es sitzen Sozialisten dort,

Wo er gesprochen manch' großes Wort,

Und die er schon geglaubt gedämpft,

Sie sitzen dort, wo er sic bekämpft.

Die Lehre wird dem Eugen frommen,

Er wird zu der Erkenntniß kommen,

Die längst erfaßt ein jedes Kind:

Daß Worte eben Worte sind!

Diätekkstreik.

Die Maurer, die Tischler, die Bierbrauer, sie alle hatten mit und ohne
Streik Lohnerhöhungen durchgesetzt oder sie bckainen doch wenigstens etwas
Lohn, aber die armen Reichsboten bekamen gar nichts.

Schon oft hatten sic ihre Forderungen geltend gemacht, hatten ihre
Lage geschildert, aber der Papierkorb des Bundesraths verschlang ungehört
ihre berechtigten Ansprüche. Auch die partiellen Streiks einzelner Gruppen
und Personen, welche oft Bcschlußunfähigkeit des Parlaments erzielten, führten
zu keinem Resultate, es fehlte die Einigkeit.

Da folgten die bisher planlos in den Tag hinein lebenden Reichsboten
endlich der Mahnung: „Orgauisirt Euch!" sie gründeten eine Reichstags-
gewcrkschaft und bildeten ein Streikkomite.

Windthorst, der Vorsitzende des Komite's, begab sich zum damaligen
Reichskanzler Bismarck und legte ihm die Forderungen der Berufsgenossen
vor, wurde aber hinausgeworfen, weil die Forderungen „unverschämt" seien.
Nach solcher schroffer Haltung des Arbeitgebers war der Streik unvermeid-
lich. Einige Abgeordnete veröffentlichten ihr Haushaltuugsbudget, um das
Elend der Diätcnlosigkeit klarzumachen. Das Budget des Herrn von
Minnigerode balancirte z. B. auf 70 Psenuige pro Tag für Kost und Wohnung,
Hammachcr lebte schlechter wie ein westfälischer Bergmann, einige Andere
nährten sich kümmerlich mit den Diäten des preußischen Landtags und mußten
dafür doppelte Arbcitsschicht verrichten, Harmening mußte sogar schon auf
Staatskosten mittels Festungskost ernährt werden.

Kurz vor Ausbruch des Streiks ging zufällig die Gesetzgeberei in andere
Hände über, allein auch der neue Arbeitgeber Caprivi machte keine Anstalt,
Diäten zu zahlen, und so wird in den nächsten Tagen urplötzlich zur gleichen
Stunde in allen Fraktionen die Arbeit niedergelegt werden.

Welche Wirkungen ein solcher Gesetzgeberstrcik haben muß, davon kann

sich die kühnste Phantasie schwer einen Begriff machen. Da werden unfertige
Infanterie-Regimenter in der Werkstatt umherliegen, ostasrikauische Dampser-
linien werden eintrocknen und verderben, die Millionen für Emin Pascha's
Expedition werden unbewilligt liegen bleiben und das inzwischen unbeauf-
sichtigte Hinterland der deutschen Kolonien wird uns sammt den großen Seen
und dem ganzen Kilimandscharo von arabischen Räuberhorden und englischen
Taschendieben gestohlen werden. Der Etat bleibt natürlich ebenfalls mt-
bcwilligt, die Minister haben kein Geld, das Volk zahlt die Steuern nicht
mehr, die Einnahmen aus den Ucberschüssen der Eisenbahnen, welche gleich-
falls von der streikenden Volksvertretung nicht akzcptirt sind, müssen an die
Schaffner und die Bahnwärter vcrtheilt werden u. s. w. Inzwischen wird
in allen europäischen Parlamenten für die Streikenden gesammelt und Zuzug
fern gehalten, so daß das Ende des Chaos nicht abzusehcn ist.

Kurz, der Streik wird verhänguißvoll werden und ist für die Streikenden
keineswegs aussichtslos, darum möge man sich lieber noch in letzter Stunde
besinnen und den Reichsboten durch Bewilligung der verlangten Diäten ein
menschenwürdiges Dasein ermöglichen.

Conflans de

Er will, es ist ganz grausend,
Ausweisen gleich fünftausend.

Weil diese Anarchisten
Die Ruh' stets stören müßten.

Sie folgen keinem Rathe —

Doch Bombenattentate —

Davon hört man im Dunkeln
Stets die Fünftausend munkeln.

Und steht im Bla
Daß Staatsmann

: Auswriscr.

O Staatsmännlcin, so spitzig.
Dein Machwerk ist nicht witzig;

Du holst in diesem Lenze
Gelviß dir keine Kränze;

So nach Gespenstern schlage
Du nur am Hellen Tage!

Ich mach' dir die Verheißung:
Bald blüht auch dir Ausweisung

t zu lesen,
du — gewesen!

Ministerkräume.

Dcutschfrcisinniger: Wir sind aus dem Holze, aus welchem mau
Minister schnitzt, das wird der neue Reichskanzler wohl bald einsehcn.

Demokrat: Kaum glaublich, daß er einen solchen Schnitzer
m a ch t.
 
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