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84«

Der starke Wein.

Hirschwirthin: Du, Mann, komm' schnell, da droben ist eine schreckliche Rauferei.

Hirschwirth: Hab' ich nicht immer gesagt, daß der Wein zu stark ist, — bctjmifj ich gleich
Wasser hinzuschütten.

Die schrecklichen Fachvereine.

Arbeitsmann, o laß dir sagen:

Geh' in keinen Fachvercin,

Und von all' den bösen Dingen,
e'Die die Leute dort vollbringen,

Halte deine Hände rein.

Hamburgs Meister, sie erkannten
° Diesen Pfuhl, so fürchterlich,

Und den Arbeitsiuann zu retten
Ans des Gräuels schlimmen Ketten,
Einten sie zum Boykott sich.

Wenn die Fachvereinler tagen —
Todtenköpfe stehn ringsum!

Ach, die Bande ist nicht edel,

Jeder kneipt ans Meistcrschädel
Literwcis Petroleum!

's Protokoll, mit Blut geschrieben,

Nimmt ein Kannibale auf.

Streusand nimmt man von den Gräbern
Bon verstorb'nen Arbeitgebern,

Dieser saugt das Blut dann auf.

An den Wänden hängt zur Zierde
Gleich dem Skalp ein Jnnungszopf;
Und wer hier will opponiren
Und die Schaar zur Tugend führen,
Diesem beißt man ab den Kopf.

Darum ist cS äußerst schädlich,

Daß ein Fachvcrein besteht,

Während Adel der Gesinnung,

Recht und Freiheit in der Innung
Ihr allein nur blühen seht.

Sächsisches Wohlbehagen.

Wie is nach so än Gewiddcr
De gansc Nadnr crfrischd,

Un das is besondersch nich biddcr:
Der Schbaß, der gosted nischd!

Europäischer Nrisebrirs

des Mohren Raukaubeiß an seine Lieben in Vstafrika.

Liebe Mitmenschenfrcfser! Schon längst wollte ich Euch über Land
und Leute im Innern dieses schrecklichen Erdtheils berichten, aber mir blieb
wenig Zeit übrig, denn als wir hier ankamen, wurde mein Herr, der Scheik
Wißmann, von dem schändlichen Klima sofort auf's Krankenlager geworfen
und ich mußte deshalb den Eingeborenen gegenüber die Honneurs machen,
soweit er mir gelang, mich in ihre komischen Sitten und Gebräuche zu finden.

Was habe ich hier nicht Alles schon gesehen und erlebt! Die Einge-
borenen stehen auf einer so niedrigen Kulturstufe, daß es überaus fraglich
ist, ob sie jemals an Intelligenz mit der hamitischen Rasse werden konkurriren
lömien, auch wenn Europa der afrikanischen Kultur erschlossen wird. Ihr
Hauptberuf ist der Krieg, für den sie sich mit einer Rafsinirtheit in Be-
waffnung und Ausrüstung jede Stunde bereit halten, wovon wir friedliche
Afrikaner uns gar keine Vorstellung machen können. Der Kricgerstand ist
der vornehmste; wer etwas im Staate gelten will, der trägt immer ein
langes Messer an der linken Seite, welches er selbst im Verkehr mit Frauen
und Kindern nicht ablegt. Dabei haben diese Leute, wie alle wilden Völker-
schaften, eine Begierde nach allem, was glänzt. Ihre Kleidung ist so bunt,
wie bei uns da« Fedeiklcid der Papageien. Nur die Leute ohne langes
Messer tragen sich einfach und dunkel, wie es der untergeordneten Kaste
geziemt. Am wenigsten werden diejenigen Leute geachtet, welche die Arbeit,
das Banen, Weben, Schmieden u. s. w. besorgen müssen. Diese gehen in
schlechten Gewändern und sind schlecht genährt. Die Leute der höheren Kaste
ziehen sich gesellschaftlich von ihnen zurück und halten sie nicht für gleich-
berechtigt. In Gemeindeangelegenheiten haben sie gewöhnlich nichts hinein-
zureden, sondern nur ihren Tribut zu zahlen, ihr ganzes Recht besteht darin,
daß sie alle fünf Jahre einmal einen Zettel abgebcn dürfen zur Wahl für
ein sogenanntes Parlament, welches zum Reden da ist und doch nichts zu
sagen hat. In diesem Parlament sollen meistens Schwarze sein. Ich freue
mich schon darauf, diese braven Landsleute zu begrüßen. In der Krieg-
führung sollen die Eingeborenen, wie mir bestimmt gesagt wurde, ihre Feinde
nur tödtcn, aber nicht fressen. Sie nennen das „europäische Kultur" und
sehe» hochmüthig auf uns Menschenfresser herab. Eine Spezialität ist es, daß
hier Thicrschutzvereine existircn, durch welche die Menschen ihr gutes Herz
beweisen wollen, indem sie Pferde, Hunde und Katzen schützen. Als aber
kürzlich auch der Menschenschutz angeregt wurde, da gab es gewaltige Oppo-
sition in der dominirenden Kaste und ein großer Scheik, welcher Thierschützer,
Antiviviseklor und Hundezüchler ist, mußte abgesetzt werden, weil er sich

dem Menschen- oder Arbciterschutz auf da? Entschiedenste entgegenstellte. DaS
Komische dabei ist, daß diese Leute über die Sklaverei in Afrika sich auf-
rcgcn und dort helfen möchten, statt bei sich zu Hause. Na, nächstens mehr
über den wilden Erdtheil und seine Bewohner. Es umarmt Euch

Kaukaubciß.

Sommcrstillc.

Wie ist die Sommerstille
So lieblich und so traut!
Wie stillvergnügt der Ochse
Sein Futter wiederkaut.

Das Bächlein rauscht und schwätzet
Und murmelt ohne End',

Ganz ohne Zweck und Nutzen,
Grad' wie ein Parlament.

Und träumerisch die Sehnsucht
Schleicht in mein Herz sich ein:

Ach wär' ich ein Häring, dann könnte
Ich jetzt im Seebad sein!

Ein verdächtiger Sachse.

Denunziant: Sic, heernse, Herr Schaudarme, dort sitzt ä Man», uff
den missen Se nsibassen, der had was erzähld, was'» sehre schdrasbar machd.
Polizist: L>o, was den»?

Denunziant: Er had vorigde Nachd von ä roden Schnubbduch
gcdreimt.

Erklärlich.

Wucherer (der -i» festliches Mahl fliest): Aber wo sitzt denn der Herr
Staatsanwalt?

Staatsanwalt (als Gast): Hier, Ihnen gegenüber!

Wucherer: O, ich bitte, Herr Staatsanwalt, setzen Sie sich doch
an meine Seite. Ich sehe Sie nicht gerne mir gegenüber.

Unbegründeter Verdacht.

Geschäftsmann (nachdem er Uber den Londoner Briesträgerstreik gelesen hat):

Ich weiß gar nicht, warum meine Kunden so säumig mit den fälligen Geld-
sendungen sind! Es wird doch nicht ein Geldbriefträqerstreik aus-
gebrochen sein?!
 
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