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87«

Neuer Missionar (angenehm berührt durch die sichtlichen Zeichen der Trauer bei Erwähnung des plötzlichen Todes
seines Vorgängers): Habt Ihr denn den verstorbenen Missionar wirklich so gern gehabt?

Häuptling: Ach ja, er ist schon so schön fett gewesen!

Die Verguügtntgvsperre irr Sächselt.

I nu sähnse heernse, da had's immer geheeßen, daß in Sachsen zu viel
Frcihced herrschen dähde, for de Bohlezei nämlich, un daß sich ä dcidscher
Schdaadsbärger in Sachsen noch ä bischen mehr gefallen zu lassen branchde,
wie in andern deidschen Baderländern. Na, nu haben m'r aber den besten
Beweis, daß Sie das ooch sei sehre Gudes Ham dnhd. Das is nämlich von
wegen der Vergniegungsschberre. In Meißen, wo seid undenklichen
Zcide» de gescheidsten Leide wohnen, da had mer ausgedifdcld, daß Jeder,
der seine Schdeiern schuldig geblieben is, zu gccncn Bergniegen zugelasscn
werd, bis er berabbd had. Na, kreizbumbcrnickclclemcnd, das is Sie ä
Bergniegen mid der Vergniegungslosigkeed! Sie wissen doch, wie jedes
Dhierchen sei Bläsirchen had, so gehds ooch den Menschen, jeder had sein'n
Feez uff änne andre Ard, un das muß nu Alles vergondrollird werden.
Sitzd da zum Beischbicl ä Schdeier-Restande iu der Gncibc un schwclgd in
än Guhgäse. Da gommd der Gemeendediener un sagd: „Na, heernse Sie,
Sie geunden nu ooch bald heeme schlumbern." Der Schdeier-Restande sagd:
„Ei ja, mid'n greeßden Bergniegen!" „Was, Bergniegen? Das is Sie
ja gar nich erloobt! Gleich bleiben Se da,, sonst werden Se uffgeschriebeu!"
— Ä Anderer häld Ginddoofe nu danzd grade mid seiner Schmicgcrmudder,
da gommd de Bohlezei un sagd: „Heernse, Sie sein ja Schdeier-Restande,
Sie derfen ja gar gee Bergniegen midmacheu, wie gcunen Se sich uuder-
schdcheu, nu sich hier uff effendlichen Saale beim Danze erwischen lassen?"
„O ha!" sagd dadrufs der Restande, „denken Se verleichd, es is ä Ber-
gnicgcu, mid meiner Schwiegermuddcr zu dauzen?" Der Gemeendediener
schlnunzeld: „Da gann er Recht Hamm", uu de Ginddoofe is geredded. —
Nu had aber ämal Eener Geld un werd gemahnd, daß er seine Schdeiern
blechen soll. „Mid Bergniegen", sagd er un greifd in de Dasche. „Ja so,
wenn Sie das Bergniegen machd, da muß'ch mich erschd erkundigen, ob ich

's Geld nehmen därf", sagd der Exekudor, un der Restande goofd sich Verweile
ä Affen vor Freede. — Nu gaun's aber ooch bassiren, daß Eener grade
geheiradhed had uu in'n Flidderwochcn lcbd. Daß de Flidderwochen ä Bcr-
gniegcn sinn, das werd von vielen Sachverständigen ganz bedcidcnd bedond.
Um den jungen Ehemann nu den Bergniegungeu zu entziehen, därf er nich
heeme gehn. Gehd er aber nich hccm, da blcibd er iu der Gneibe, un das
is nach den Gudachden noch mehrerer Sachverschdändigen ooch ä Bergniegen.
Also wohin mid'n Gerl? Das is ä juristischer Gasus, von den de Weld
außerhalb Sachsens gar geencn Dunst had. — Jetzt ganns doch ooch vor-
gommcn, daß so ä Restande Gomicker iu än Dingeldangel is; ja, der gäm
je aus'n Bergniegen gar nich raus, denn alle Abende lachd er uu machd
andere zum Lachen. So Eener mißdc iu de Resedeuz an's Hofdhcadcr vcr-
setzd werden un mißde dord blos Odhellos, Franz Möhre, Wallenschdeiuc
un andere draurigc Brieder schbielen, bis er seine Schdeiern berabbd hädde,
sonst dhädc ja die Vergniegungsschberre ihren Zweck verfehlen. Es is blos
gilb, daß wir Sachsen so Helle sein, sonst fänden wir uns in solchen ver-
zwickelteu Rcchtsgclehrsamgeedcn garnich zurcchdc.

Ein neuer Eroberer.

A. : Was sagen Sie dazu, daß llr. Peters bei den Festlichkeiten der
Kolonialpolitiker mehrfach als der cinerttUd;c Eroberer Helgolands ge-
feiert wurde?

B. : Sehr bescheiden und genugsam

A. : Das finde ich gerade nicht

B. : Na, man hätte ihn doch mit derselben Logik und auf Grund ähn-
licher Auffassung von Thatsachen gleich als den eigentlichen Eroberer
von Elsaß-Lothringen hinstelle,' können.
 
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