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910

Ehre dem Ehre gebührt. TvD-

Einbrecher (zum Gensdarm). Bitte, bitte .... So oft ich mit Ihnen
ans Gefängnißthor komme, lassen Sie mir den Vortritt!

Für die Gesundheit ist ihm nichts zu theurr.

Arzt: Ich werde Ihrem Töchterchcn „Eisentropfen" verschreiben!
Bankier: Warum nicht Goldtropfen? M'r können's zahlen!

Mißverständnis;.

Verkäufer: Dieser Stofs ist sehr hübsch.. Ein Liebhaber würde ..
Dame (entrüstet); Ich verzichte auf jeden Liebhaber!

Dem Reichstage.

Du kommst nach langer Vertagung
Zurück, Dich grüßen wir!

Aufs Nene willst Du jetzt tagen,

O sorg', daß cs tagt bei Dir!

Und spiele nicht stets mit Soldaten,

Denk' auch an des Volks Begehr',

Die Brot- itnd die Fleischvertheuerung,

Nicht länger dulde sie mehr.

Es sind die Herren Agrarier
Wohl endlich satt genug,

Jetzt denk' an des Volkes Leiden,

Es naget am Hungertuch.

Und schieb' die Sozialreformcn
Hinaus noch länger nicht,

Es ist Dir ja nicht die Verschleppung,

Es ist die Bcrathung Dir Pflicht.

So strebe, daß Du zum Besten
Das Loos der Deutschen lenkst,

Bevor Du an Abenteuer
Im fernen Afrika denkst.

Und willst Du die Schwarzen bekehren,

O gehe nach Afrika nicht;

Bekehre die Schwarzen des Windthorst
Zn Freiheit, Vernunft und Licht.

Staatscrhaltendes.

„Gebt Acht!" riefen die Reaktionären bei
Aufhebung des Sozialistengesetzes — da that der
Magistrat von Danzig das Seine zur Abwendung
der Gefahr, indem er dem Polizeikorps acht neue
Polizisten zur Verstärkung gab.

Monolog eines Ordnungswächtcrs.

Der Tugend Pfad ist Anfangs steil,

Läßt nichts als Mühe blicken,

Doch wird man auch ins „gemeine Recht"
Sich mit der Zeit schon schicken.

Vom Parteitag.

Der deutsche Schützenbund soll die Absicht haben,
Bebel zum Ehrenmitglied zu ernennen, weil er so
wacker ins Zentrum getroffen hat.

* *

-i-

Glänzend soll er gewesen sein?

Wie mögt ihr also schwatzen!

Es fehlte den Köpfen der Mondcnschein,

Der Glanz parlamentarischer Glatzen.

Ein Galcricbesuchcr.

Zur Kartoffelernte.

Auf Bismarck's Gütern giebt cs dieses Jahr
kleinere Kartoffeln wie früher. Sonst gehörte der
Exkanzlcr immer zu den Bauern, welche die größten
Kartoffeln hatten. In bismärckischcn Kreisen denkt
man daran, den Ausfall durch eine öffentliche Samm-
lung zu decken.

Zu Falb's Lehre.

Erster Philister: Ich kann dem vr. Falb
mit seiner Lehre von den kritischen Tagen keinen
Glauben mehr schenken, denn er hat einen äußerst
kritischen Tag dieses Herbstes nicht vorausgcsagt.

Zweiter Philister: Welches war dieser kri-
tische Tag?

Erster Philister: Na, natürlich der sozial-
demokratische Parteitag in Halle.

Unterm neuen schweizerischen Nieder-
lassungsvcrtrag.

Deutscher Tourist (in einem Gasthausc zu
Luzern zu andern Gästen): Verzeihen Sie, darf
m-an sich hier niedcrlassen?

Schweizer: O nein, da müssen Sie erst in
Bern beim Bundcsrath um Erlaubniß
fragen.

Kabeltelcgramm.

Da sich die Hinrichtung durch Elektrizität in
Amerika bei den ersten Versuchen so schlecht bewährt
hat, will man cs mit der Hinrichtung durch tödt-

liche Langeweile versuchen, und zwar sollen dem
ans einem Stuhl scstgeschnallten Delinquenten Eugen
Richtcr's „Sozialdemokratische Irrlehren" so lange
vorgelesen werden, bis er aus Verzweiflung den Geist
aufgiebt.

Die ewige Seligkeit.

Erster Pfarrer: Um die Sozialdemokraten
wirksam zu bekämpfen, muß man sie nur fragen,
wie cs im Zukunftsstaat anssieht. Da kommen sic
in Verlegenheit.

Zweiter Pfarrer: Wenn sic uns aber fragen,
wie die ewige Seligkeit ist? Was sagen wir dann?

Erster Pfarrer: Dann sagen wir, sic schmeckt
wie Hammelfleisch mit gelben Rüben.

Gedanken

des preußischen Lieutenants Windig.

Wenn ich einen Sozialisten seh' —

Aeh, »h!

Dann thut cs mir in der Seele lvch
Ach, äh!

Daß er so friedlich kann unter uns wohnen
Aeh, äh!

Und ich ihn nicht grüßen darf mit blauen Bohnen.
Ach, äh!

Die Leute, sic wollen gar nicht rcvoluzzcn
Ach, äh!

Und wollen uns durch Besouncuhcit trutzcn,

Aeh, äh!

Ach käm ein Scharmützel doch manchmal vor,

Aeh, äh!

Da könnt' man es bringen gar bald zum Major.
Ach, äh!

Langweilig ist es bei Tag und Nacht,

Ach, äh!

Ach, käme doch bald eine große Schlacht!

Aeh, äh!

So aber muß meine Bcgeist'rung ich dämpfen
Aeh, äh!

Und kann nur mit Juden und Wechseln kämpfen!
Aeh, äh!
 
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