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Die bezahlten Schulden.

„Unser bisheriger Kompagnon Map ist heute aus unserer Firma
sgetreten. Heulmeier L Ko."

Jllnstrirte Anzeige.

Für die bevorstehende Reichstagswahl

empfiehlt sich den verehrlichen Kartellparteien, respektive den Wahl-
komites derselben, zu dem beliebten Angstmachen

Jack der Aufschlitzer.

Frau Goldstein: Isaak, Deine Tochter hat gemacht eine Eroberung
am Lieutenant von Pumpowski.

Goldstein: Gott der Gerechte, was vor 'ne Ehre, was vor'n Sieg; wenn
unsere andere Tochter macht 'ne ähnliche Eroberung — dann bin ich
verloren!

Herr von Hammerstein.

Er nimmt den Mund voll, als könnt' er gleich
Verfügen Über das ganze Reich
Und doch ertönt es von allen Seiten:

„Geh ab, wir können dich nicht mehr leiden!"

Vorüber für seine Partei ist klar
Die Zeit, da sie „klein, aber mächtig" war;

Zwar ist sie klein auch zu dieser Zeit,

Vorüber doch ist's mit der Mächtigkeit.

Es spielte der pommersche Junker schon
Sich auf als Vertreter der ganzen Nation;

Jedoch will Niemand ihn zum Vertreter,

Die Freundschaft kündigt ihm Doktor Hinzpeter.

O deutsches Volk sei recht vernünftig
Und wahr' dir deine Interessen künftig
Und laß mir diesen Hammerstein
Nicht mehr in dein Parlament hinein!

Laß ban'n in Ruh' ihn seinen Kohl,

Es ist dann ihm und uns recht wohl,

Und will, statt zu bau'n den Kohl, er ihn schreiben —
So lache darob — dann läßt er's bleiben.

Wunsch eines pessimistischen Wählers.

Die Angelegenheit der S ch l o ß f r e i h e i t in
Berlin ist gesichert. Wenn nun nur auch überall
die Wahlfreiheit gesichert wäre.

Beobachtung.

Wenn das Maß voll ist, läuft es über.
Deshalb werden aus den m a ß v o l l st e n Fort-
schrittlern am schnellsten Ueberläufer zur
Reaktion.

Znm Kartcllprogramm.

A. : Die Kartellbrüder führen in der Wahl-
agitation doch auch die Freiheit im Munde; was
ist denn das für ein Freiheitsprinzip, das sie
zur Anwendung bringen?

B. : Das Freibier.

Die sibirischen Verbannten.

Aus Rußland wandert zum fernen Osten,

Die Kleider zerlumpt und die Häupter bar,
Sibirischen Elends die Neige zu kosten,

Gesenkten Haupts eine traurige Schaar.

Sie streben vorwärts mit müden Schritten
Und hält der schmerzende Fuß sich auf,

Kommt gleich der Kosack herbeigeritten
Und stachelt sie mit der Lanze zum Lauf.

Man hat die Gattin vom Gatten gerissen,

Der Jungfrau entriß man den Bräutigam;

Und dem Kosacken schlug kein Gewissen,

Als kleinen Kindern die Eltern er nahm.

Sie werden wohl in der Verbannung sterben,
Verbannt ohne Urtheil und ohne Recht;

Es soll in sibirischen Steppen verderben
Die Blüthe von Rußlands jungem Geschlecht.

Was haben die Unglückseligen verbrochen?

Ei nun, sie haben nur etwas frei
Und frisch von der Leber weg gesprochen,

In Rußland herrsche die Barbarei.

Sie sprachen von des Lands Verheerung
Und haben wohl sanft sich nicht ausgedrückl;
Drum hat der „Minister für Volksaufklärung"
„Einstweilen" sie nach Sibirien verschickt.

Die Freisinnigen.

„Der Uebel größtes ist das Kartell,"

So ruft Herr Eugen Richter,

Und dieses Bündniß zu stürzen schnell
Mit allen Waffen ficht er.

„Nun sammle deinen Freisinn, o Volk,

So rufts er nach allen Seiten,

Denn in den nächsten Tagen sollst
Zur Wahlurne tapfer du schreiten!" —

Jaja, den Freisinn sammeln sie schnell,

Es ist vortrefflich gerathen,

Denn sie verbinden sich mit dem Kartell
Schon gegen Sozialdemokraten.

Gar lächerlich ist zu dieser Zeit
Der „Freisinn" solcher Philister,

Ein Zeugniß ihrer Armseligkeit
Für alle Zeiten ist er.

Herr Eugen Richter, er dauert uns sehr,

Wir glauben, mit solchen Leuten

Wär's auch dem Großmogul selber zu schwer,

Was Besseres sich zu erstreiten.

Die Arbeiterkandidaten des Kartells.

Sind sie auch noch so gut ausgestopft,

Sie werden zur Wahl doch nicht viel taugen;
Ihr werdet mit ihnen doch geklopft —

Das Volk hat dies Mal schärfere Augen.

Druckfehler.

„Der Herr Reichstagsabgeordnete, Mitglied der
nationalliberalen Partei, beleuchtete in längerer
Ausführung die Vortheile der Umfallversicher-
ung."
 
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