Nr. 93 deS „Wahren Jacob" gelangt am 15. Februar 1890 zur Ausgabe.
Vom Reichskanzler.
Der Reichskanzler: Wenn ich nur wüßte, womit ich dem scheidenden Reichstag eine rechte Freude bereiten könnte?
Wissen Sie nichts, lieber Herr Kollege?
v. Bötticher: Vielleicht wieder die alten Fahrkarten bewilligen . . .?
Der Reichskanzler: Nein, das wäre beleidigend. Aber ich weiß schon was. Wir lassen den alten Reichstag bis zum
19. Februar tagen und am 20. wählen wir den neuen. Daran werden meine Getreuen eine rechte Freude haben.
Aus den Satzungen des Kartells.
1) Die Kartellpartei hat den Zweck, eine starke
Majorität im Reichstage zu bilden. Unter „stark" ist zu
verstehen, daß sie im Nachgeben und in der Unterwürfig-
keit gegen den Ministerttsch stark und an den Steuer-
säckel Anforderungen stellt, die wirklich stark sind.
2) Kartellbruder kann Jeder werden, der zur
Fortschritts-, liberalen, feudalen oder zu gar keiner
Partei gehört. Letztere haben den Vorzug, weil sie
noch durch keinerlei Prinzipienkultus verdorben sind.
3) An Stelle von Programmen, die doch längst
veraltet sind, sieht die Kartellpartei nur aus körper-
liche Vorzüge. Der Kartellbruder muß Waden
haben, die sich zur Kniehosen-Tracht eignen, er darf
keinen steifen Nacken besitzen, sondern muß gern
und freundlich bei jeder Gelegenheit sein „Ja"
nicken. Rückgratsverkrümmung ist zwar erlaubt,
doch wird es lieber gesehen, wenn das Mitglied
überhaupt kein Rückgrat besitzt.
4) Im Verkehr mit dem Publikum darf der
Kartellbruder nur von Macht und Einigkeit des
Reiches reden. Unter sich ist dem Kartell jedoch
jede Uneinigkeit erlaubt und wenn die eine Kartell-
partei die andere um ein Mandat bemogeln kann,
so ist dies mit staatsmännischer Noblesse zu dulden.
5) Bei Stichwahlen darf sich der Kartellbruder je
nach Bedürfniß um sozialdemokratische, ultramontane
und deutschfreisinnige Sllmmen bewerben. Er darf die
Aufhebung des Sozialistengesetzes, die Wiederherstell-
ung des Kirchenstaates oder eine Eisenbahn nach dem
Monde rc. den Wählern versprechen, nur soll er diese
Versprechungen womöglich nicht schriftlich geben.
6) In jedem Wahlkreise, wo ein Kartellbruder
auf tritt, muß er behaupten, daß das Wohl des
Vaterlandes inklusive Deutschostafrika und Kamerun,
sowie Ordnung, Sittlichkeit und Eigenthum von
seiner Wahl abhängen. Er wird damit überall
Gläubige finden, denn es giebt noch in jedem Wahl-
kreis Leute von Denen, die nicht alle werden.
Afrikanisches.
„Wenn man den Buschiri hat,
Ist der „Aufstand" todtgeschlagen."
Doch nun folgt ihm Bana Heri
Ohn' Erlaubniß zu erfragen.
Neu beginnt nun der Skandal,
Wißmann muß sich bald bequemen,
Saadani ein Dutzend mal
Noch im Sturme einzunehuien.
Ist der Bana Heri tobt,
Werden Andre nach sich drängen,
Einz'ges Mittel zum Erfolg
Ist: ganz Afrika zu hängen.
Rebus.
Literarische Anzeigen.
Durch den Unterzeichneten Verlag ist zu beziehen:
Bebel, Kulturperiodc.Mk. —.60
—, Sonntagsardeit.- —-60
Blos, W., Die französische Revolution.
Broichtrt Mk. 4.—, geb. - 6.60
Auch in 20 Heilen zu beziehen ä - —.20
Dod-l-Port, MofeS oder Darwin . . . Mk. i.so
nautsky, Klassengegensätze von 178» . - —.60
negel, Iierd. Lassalle. Eine Biographie . . - — 60
Stern, Die Religion der Zukunst. S. Aust. - —.60
—, Thesen über den Sozialismus. 2. Aust. - —.so
Einflust der sozialen Zustände auf das
Kulturleben.- —30
—, Halbes und ganzes Fretdenkertbum . - —.16
Bebel-Singer, Gesetz, betr. Jnvalidttäts-
und Altersversicherung.- —.60
Die Geschichte der Erde. In Lieferungen ä - —.20
Li-bknecht's Volks - Fremdwörterbuch.
In Lieferungen ä - —.20
Die Porträts von Marx, Lafsalle, Hafenrlover,
Kayser und Bäcker aus ff. Karton gedruckt. Drei» 26 Pf.
pr. Stück «xkl. Porto. In Partien billiger.
Lichtstrahlen der Poeste.
Gedichtsammlung, ausgewählt von Max Regel.
Jlluftrirt von Otto Emil Lau.
In Prachtband — mit Goldschnitt — gebunden.
Preis Mk. 3.50.
Auflösung des letzten Rebus:
Herrn Kulemann's Gründe für das Sozialisten-
gesetz wiegen genau tausend Gramm.
Wcrblaewh
für den Deutschen Reichstag
nebst Wahl-Reglement.
1 Exemplar 2 Pf.
lOO Exemplare Mk. 1.50.
1000 Exemplar- Mk. 10.—.
I. H. W. Dtrtz' Verlag
in Stuttgart.
Redaktion, Druck und Verlag non I. H. 28. Dtetz ln Stuttgart.
Vom Reichskanzler.
Der Reichskanzler: Wenn ich nur wüßte, womit ich dem scheidenden Reichstag eine rechte Freude bereiten könnte?
Wissen Sie nichts, lieber Herr Kollege?
v. Bötticher: Vielleicht wieder die alten Fahrkarten bewilligen . . .?
Der Reichskanzler: Nein, das wäre beleidigend. Aber ich weiß schon was. Wir lassen den alten Reichstag bis zum
19. Februar tagen und am 20. wählen wir den neuen. Daran werden meine Getreuen eine rechte Freude haben.
Aus den Satzungen des Kartells.
1) Die Kartellpartei hat den Zweck, eine starke
Majorität im Reichstage zu bilden. Unter „stark" ist zu
verstehen, daß sie im Nachgeben und in der Unterwürfig-
keit gegen den Ministerttsch stark und an den Steuer-
säckel Anforderungen stellt, die wirklich stark sind.
2) Kartellbruder kann Jeder werden, der zur
Fortschritts-, liberalen, feudalen oder zu gar keiner
Partei gehört. Letztere haben den Vorzug, weil sie
noch durch keinerlei Prinzipienkultus verdorben sind.
3) An Stelle von Programmen, die doch längst
veraltet sind, sieht die Kartellpartei nur aus körper-
liche Vorzüge. Der Kartellbruder muß Waden
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keinen steifen Nacken besitzen, sondern muß gern
und freundlich bei jeder Gelegenheit sein „Ja"
nicken. Rückgratsverkrümmung ist zwar erlaubt,
doch wird es lieber gesehen, wenn das Mitglied
überhaupt kein Rückgrat besitzt.
4) Im Verkehr mit dem Publikum darf der
Kartellbruder nur von Macht und Einigkeit des
Reiches reden. Unter sich ist dem Kartell jedoch
jede Uneinigkeit erlaubt und wenn die eine Kartell-
partei die andere um ein Mandat bemogeln kann,
so ist dies mit staatsmännischer Noblesse zu dulden.
5) Bei Stichwahlen darf sich der Kartellbruder je
nach Bedürfniß um sozialdemokratische, ultramontane
und deutschfreisinnige Sllmmen bewerben. Er darf die
Aufhebung des Sozialistengesetzes, die Wiederherstell-
ung des Kirchenstaates oder eine Eisenbahn nach dem
Monde rc. den Wählern versprechen, nur soll er diese
Versprechungen womöglich nicht schriftlich geben.
6) In jedem Wahlkreise, wo ein Kartellbruder
auf tritt, muß er behaupten, daß das Wohl des
Vaterlandes inklusive Deutschostafrika und Kamerun,
sowie Ordnung, Sittlichkeit und Eigenthum von
seiner Wahl abhängen. Er wird damit überall
Gläubige finden, denn es giebt noch in jedem Wahl-
kreis Leute von Denen, die nicht alle werden.
Afrikanisches.
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Ist der „Aufstand" todtgeschlagen."
Doch nun folgt ihm Bana Heri
Ohn' Erlaubniß zu erfragen.
Neu beginnt nun der Skandal,
Wißmann muß sich bald bequemen,
Saadani ein Dutzend mal
Noch im Sturme einzunehuien.
Ist der Bana Heri tobt,
Werden Andre nach sich drängen,
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Durch den Unterzeichneten Verlag ist zu beziehen:
Bebel, Kulturperiodc.Mk. —.60
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Broichtrt Mk. 4.—, geb. - 6.60
Auch in 20 Heilen zu beziehen ä - —.20
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nautsky, Klassengegensätze von 178» . - —.60
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—, Thesen über den Sozialismus. 2. Aust. - —.so
Einflust der sozialen Zustände auf das
Kulturleben.- —30
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und Altersversicherung.- —.60
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gesetz wiegen genau tausend Gramm.
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nebst Wahl-Reglement.
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in Stuttgart.
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