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OIE WELTKUNST

Jalirg. XI, Nr. 6 vom 7. Februar 1937

Nachrichten von Überall

Neue deutsche Kunstpreise
Der Führer hat mit folgendem Erlaß
einen Nationalpreis für Kunst und Wissen-
schaft gestiftet:
„Um für alle Zukunft beschämenden Vor-
gängen vorzubeugen, verfüge ich mit dem
heutigen Tage die Stiftung eines deutschen
Nationalpreises für Kunst und Wissenschaft.
Dieser Nationalpreis wird jährlich an drei ver-
diente Deutsche in der Höhe von je 100 000
Reichsmark zur Verteilung gelangen. Die An-
nahme des Nobel-Preises wird damit für alle
Zukunft Deutschen untersagt. Die Ausfüh-
rungsbestimmungen wird der Reichsminister
für Volksaufklärung und Propaganda er-
lassen.“
*
Die Stadt Dresden hat zum 30. Januar
einen Kunstpreis der Landeshauptstadt Dres-
den geschaffen. Der Verfügungsbetrag dieses
Preises beträgt jährlich 10 000 Mark und soll
an Künstler deutschen Stammes für besonders
hervorragende Leistungen in den bildenden
Künsten, in der Musik und in dem Schrifttum
verliehen werden. Der Preis kann im ganzen
Betrage oder in einzelnen Teilen zuerkannt,
die Verteilung auch für ein oder mehrere
Jahre ganz oder teilweise ausgesetzt werden.
Dem Oberbürgermeister ist Vorbehalten, die
für ein Jahr verfügbaren Mittel ganz oder
teilweise zur Veranstaltung eines Wettbewer-
bes zu verwenden, der die Erzielung und Aus-
zeichnung einer bestimmten künstlerischen
Leistung zum Gegenstand hat.
Vom Hamburger Kunstverein
Der vor 120 Jahren gegründete Hamburger
Kunstverein, der nach einer kürzlich erfolgten
Neuorganisation nunmehr unter der Leitung
des Senators von Allwörden steht, hat sein
Grundstück an der Neuen Rabenstraße preis-
gegeben und siedelt wieder in die Hamburger
Kunsthalle über, die ihm im Jahre 1884 un-
verbrüchliche Gastrechte eingeräumt hatte. Im
Februar soll eine umfangreiche Ausstellung
„Hamburger Maler und Bildhauer“ von dem
Arbeitswillen des verjüngten Vereins zeugen.
Verschiedene Veranstaltungen und Pläne sind
in Vorbereitung, die vor allem den notleiden-
den jüngeren Künstlern Auftrieb und Unter-
stützung zuteil werden lassen sollen.
Neuaufstellung
des Bassenheimer Reiters
Der vor zwei Jahren entdeckte und nun-
mehr gründlich wiederhergestellte Bassen-
heimer Reiter, ein Werk des Naumburger
Meisters, wird jetzt in der Kirche zu Bassen-
heim in würdiger Weise seine Neuaufstellung
finden. Dank von Gemeinde, Staat und Pro-
vinz bereitgestellter Mittel wird ein Nebenchor
der Kirche so ausgestaltet werden, daß dieses
Meisterwerk mittelalterlicher deutscher Pla-
stik in günstigster Beleuchtung zu sehen sein
wird.

Amerikanische Preise
für Buchillustration
In seinem internationalen Wettbewerb für
Buchillustration hat der Limited Edition Club
in New York 4 Preise zu je 1000 Dollar ver-
teilt. Die Preisträger waren der Engländer
John Austen für Holzschnitte zu den „Frö-
schen“ des Aristophanes, der Amerikaner
Richards Floethe für Linoleumschnitte zu
„Pinocchic“, der Deutsche Fritz Kre-
d e 1 für Zeichnungen zu der Autobiographie
Benvenuto Cellinis und die Wienerin Mariette
Lydis für Autolithographien zur „Beggars
Opera“. Außerdem gab es mehrere ehrenvolle
Erwähnungen.
Pariser Chronik
Während der Pariser Weltausstellung wird
in der Galerie des Batailles in Versailles eine
große Ausstellung „Zwei Jahrhunderte fran-
zösischer Wandteppiche“ stattfinden.
Das Ausstellungsprogramm des Musee Jeu
de Paume sieht eine Schau „Die Frau in der
modernen Kunst“ vor, an der über hundert
Künstlerinnen aus verschiedenen Ländern teil-
nehmen. Anstelle der seit langem als Gegen-
stück zu der früheren Ausstellung portugie-
sischer Kunst geplanten Ausstellung spanischer
Kunst, die durch die Verhältnisse vorläufig
unmöglich gemacht ist, soll eine Ausstellung
mittelalterlicher katalanischer Kunstschätze
bereits im März und April stattfinden. Es
folgen die österreichische und amerikanische
Ausstellung und man hofft, wie in Kunstkrei-
sen gesprochen wird, im Herbst eine große
Schau moderner deutscher Bildhauerarbeiten

Gemälde zu kaufen gesucht:
Braith, Achenbach, Lier, Schleich,
Kröner, Zügel (Schafe), Spitz weg, Schuch,
Fagerlin und sonstige gute Gemälde der
älteren D’dorfer und Münchener Schule
GALERIE G. PAFFRATH
Düsseldorf, Königsallee 46

dem französischen Publikum vorführen zu
können, was in der Presse mit besonderer
Herzlichkeit begrüßt wird.
Eine Neuerwerbung
des Frankfurter Museums
Wie wir bereits kürzlich berichten konn-
ten, ist es der Direktion des Frankfurter Stae-

„Mühlenbacher Madonna“, deren erste Zu-
schreibung an Veit Stoss bekanntlich von ver-
schiedenen Forschern nunmehr ernsthaft be-
stritten wird (vgl. Nr. 4), wurde am Giebel
eines Bauernhauses im Dorfe Kranst (Kreis
Oppeln) die Holzstatue einer hlg. Barbara ge-
funden, die nach Aussage der Entdecker zu
den besten Werken der schlesischen Plastik
um 1500 zu rechnen ist.


Florentiner Meister der Richtung Cimabues, Trauernder Johannes — Neuerwerbung
des Staedelschen Kunstinstituts, Frankfurt a. M, (Kl. Prestel-Verl., aus Staedel-Jahrb. IX)

delschen Kunstinstituts gelungen, eine Tafel
des Dugento für seine Abteilung frühitalieni-
scher Gemälde zu erwerben. Mit Genehmigung
des Prestel-Verlags, Frankfurt a. M„
veröffentlichen wir hier aus dem neuesten
Bande des Staedeljahrbuchs, in welchem Georg
Swarzenski diesem Bilde eine ausführ-
liche wissenschaftliche Untersuchung angedei-
hen läßt, die Tafel. Swarzenski weist nach,
daß es sich um das rechte Seitenstück vom
Arm eines Triumphkreuzes handelt und daß
die Persönlichkeit des Meisters zweifellos im
engeren Umkreis des Cimabue in Florenz zu
suchen ist.
Die Bibliothek Reinach
Der größte Teil der Bibliothek des bekann-
ten, 1932 verstorbenen französischen Archäo-
logen S. Reinach ist von den Erben der Uni-
versität Lyon überlassen worden, wo die rund
5000 Bände umfassende Bücherei nunmehr der
öffentlichen Benutzung übergeben wurde.
Neuer schlesischer Kunstfund
Die große im Gang befindliche Neu-Inven-
tarisation des deutschen Kunstbesitzes bringt
allenthalben wertvolle, bisher unbekannte
Kunstwerke ans Licht. Nach dem Fund der

Zeichnungen für das
New Yorker Museum
Langsam werden die Erwerbungen bekannt
gegeben, die die Museen auf der Versteigerung
der Handzeichnungs-Sammlung Oppenheimer
in London im letzten Jahre gemacht haben.
So stellt nunmehr das Metropolitan Museum
in New York vier wertvolle Blätter aus, die
in seinen Besitz gelangt sind, und zwar zwei
Studien nach männlichen Figuren von Filip-
pino Lippi (ehern. Slg. Heseltine), einen
Frauenkopf von Dürer und zwei Studienblät-
ter von Carlo Maratti und Nicolas Lancret.
Freskenfund in Florenz
Beim Abbruch eines alten Hauses in Flo-
renz konnte unter der Tapete eines der Zim-
mer ein außergewöhnlich schönes Freskoge-
mälde aus dem Quattrocento entdeckt werden.
Es stellt die Madonna mit dem Kinde, umgeben
von einer Blumengirlande, dar und verrät trotz
der im Lauf der Zeit erlittenen Schäden die
Hand eines bedeutenden Meisters aus der
großen Tradition der toskanischen Malerei.
Weitere Nachforschungen haben ergeben, daß
das Gemälde einst zu einem mit Fresken aus-
geschmückten Saal gehört haben dürfte, von

ACHTERBEKG & CO
GROSSBETRIEB FÜR BUCH- UND OFFSETDRUCK
S)as leis<ungs|ähige Staus
für Werbe- und Steitschriftendruck
Berlin SW 61, Belle-Ailiance-Straße 92 • Fernruf F 6 Baerwald Sa.-Nr. 9541

dem jedoch nur geringfügige Spuren gefunden
werden konnten. Der Mauerblock, auf dem
sich das Bildnis befindet, wurde mit größter
Vorsicht aus der Wand gelöst und in das Ma-
gazin des Ufficio delle Belle Arti gebracht, wo
sich die Sachverständigen mit der Wiederher-
stellung und der Feststellung des Meister be-
schäftigen werden.
Künstlerehrungen
Unter den deutschen bildenden Künstlern,
die zum 30. Januar vom Führer und Reichs-
kanzler auf Vorschlag des Reichsministers für
Volksaufklärung und Propaganda ausgezeich-
net worden sind, befinden sich Berlins neuer
Generalbauinspektor, Architekt Albert
Speer, der Reichsbeauftragte für künstle-
rische Formgebung, Zeichner Hans
Schweitzer, und Bildhauer Kurt
Schmid-Ehmen. Ihnen wurde der Titel
Professor verliehen.
Neuer Wetterwerb
um das Wiener
Kaiser-Franz-Josefs-Denkmal
Infolge der allgemein ablehnenden Haltung
der Künstlerschaft wie auch des Laienpubli-
kums gegenüber den zur Ausstellung gelang-
ten und preisgekrönten Entwürfen für das
Franz-Josefs-Denkmal wurde soeben ein neuer
Wettbewerb ausgeschrieben.
Der neue Trocadero
Der neue Trocadero in Paris geht seiner
Vollendung entgegen und wird im Mai ein-
geweiht werden. Der linke Flügel des um-
fangreichen Gebäudekomplexes bleibt dem
„Musee de sculpture comparee“, das um einen
reichen Bestand neuer Abgüsse vergrößert
wurde, Vorbehalten. Es schließen sich an, die
Museen für französische Volkskunst und das
bisher im Louvre untergebrachte Marine-
museum. Alle übrigen Räume werden dem
ethnographischen Museum Vorbehalten, dem
„Musee de I’Homme“, das nach ethnographi-
schen, geographischen, soziologischen und
künstlerischen Gesichtspunkten unterteilt sein
wird und auf Grund seiner reichen Bestände
einen besonderen Anziehungspunkt des neuen
Trocadero bilden dürfte.
Generalbauinspektor
für Berlin
Der Führer und Reichskanzler hatte in sei-
ner Rede vom 30. Januar die Ernennung eines
Generalbauinspektors angekündigt, der dem
Bauwesen Berlins die einheitliche Linie geben
und für die bauliche Ausgestaltung der Reichs-
hauptstadt verantwortlich sein soll. Noch am
selben Tage wurde der am 19. März 1905 in
Mannheim geborene und bisher besonders
durch die künstlerische und technische Aus-
gestaltung der Parteikundgebungen bekannt
gewordene Architekt Dipl.-Ing. Prof. Albert
Speer, der in München und Berlin studierte-
und seit 1935 Mitglied des Reichskultursenats
ist, zum Generalbauinspektor für die Reichs-
hauptstadt ernannt. Speer leitete 1954/35 die
Umgestaltungen und Neueinrichtungen des
Propagandaministeriums und der neuen
Reichskanzlei.

Literatur

„Umetnost" Monatsschrift für Kunst. Verlag Veit
& Co., Domzale 1936.
In Ljubljana, der Hauptstadt Sloveniens, ist unter
dem Namen „Umetnost" (Kunst) eine Kunstzeitschrift ge-
gründet worden, als deren Herausgeber France Gorse,
der bekannte slovenische Bildhauer, zeichnet. Sie hat,
wie aus dem ersten Heft ersichtlich ist, das dankenswerte-
Ziel, breitere Kreise mit der alten und jungen Kunst
Sloveniens vertraut zu machen, nimmt aber gleichzeitig
auch auf Ereignisse des internationalen Kunstlebens
Bezug. Poglayen-Neuwall
Raffaele Calzini, Die Venezianische Komödiantin. 1936,
Ralph A. Höger Verlag, Wien — Leipzig.
In der venezianischen Komödiantin Calzinis, desserv
ergreifender Segantini-Roman vor Jahresfrist gleichfalls
bei R. A. Höger in deutscher Uebertragung erschienen
ist, gibt uns der Dichter ein packendes Bild des seinem:
Untergang entgegeneilenden Venedigs des 18. Jahrhun-
derts. Die Komödiantin, die gefeierte Dora Ricci — der
Titel ist wohl nur als Anreiz für den Käufer gedacht ,
tritt in dem Buche hinter dem venezianischen Staats-
sekretär Pietro Gratarol zurück, der als ein Spiegelbild
der besseren Gesellschaft des venezianischen Rokoko er-
scheint. Um ihn baut sich der Inhalt des Buches auf,
das eine tiefschürfende kulturgeschichtliche Studie in
Romanform bietet. Die Bilder des Canaletto, Bernardo-
Belotto, Guardi empfangen hier Gestalt und neues;
Leben. Es ist keineswegs zuviel gesagt, wenn man die-
ses Werk als eine der bedeutendsten Neuerscheinungen
auf dem Gebiete des kulturgeschichtlichen Romans be-
zeichnet. Poglayen-Neuwall

KUNSTHAUS MALMEDE
Antiquitäten • Gemälde alter Meister
KÖLN a. Rh., UNTER SACHSENHAUSEN.33

Verantwortliche Schriftleiter: Dr. Werner Richard Deusch und C. A. Breuer. — Vertretungen im Inland: München: Ludwig F. Fuchs, Kaulbachstraße 92 / Köln: K. H. Bodensiek, Köln-Holweide,
Siebenrabengasse 9 (Tel. 62 400). Vertretungen im Ausland: England: Dr. Gustav Delbanco, 4, Lawn Road, London / Frankreich: Geschäftsstelle in Paris. Directeur de notre Bureau
Parisien-. Dr. J. I. de Saxe, 13, rue Gudin, Paris 16e, T6I.: Jasmin 18—90; Redacteur Dr. Fritz Neugass, 11, rue Toullier, Paris 5e. / Holland: Dr. W. Mautner, 13, Haringvlietstraat, Amsterdam [ Ita-
lien: Gerhard Reinboth, 213, Via Posilipo, Neapel / Oesterreich: Dr. Stefan Poglayen-Neuwall, Schulhof 4, Wien. Erscheint im Weltkunst-Verlag Berlin W 62. — Druckauflage 4. Quartal: 2560. — Zu-
schriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76-77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif auf Verlangen. Verantwortlich für den An-
zeigenteil: Paul Nowotny. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen
und jegliche Verantwortung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung abgelehnt. Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Manuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe.
Druck: Achterberg & Co., GmbH., Berlin SW 61.
 
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