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DIE WELTKUNST

Jahrg. XI, Nr. 8 vom 21. Februar 193?

Nachrichten von Überall

Einzelheiten über den Bau der
tschechischen Staatsgalerie
Auf dem Belvedere zu Prag soll, wie wir
bereits berichteten, in diesem Jahr die tschechi-
sche Staatsgalerie nach dem Entwurf von Prof.
G o c a r errichtet werden. Der Haupttrakt des
dreigeschossigen Gebäudes, dessen Anlage
einem nach der vierten Seite geöffneten Recht-
eck entspricht, soll in dem mittleren Stockwerk
die Galerie enthalten. Das untere Geschoß ist
fiir die Aufnahme der Plastiken bestimmt. Das
zweite Stockwerk ist einer ständigen graphi-
schen Ausstellung und Sonderausstellungen
vorbehalten. Der linke Seitenflügel wird das
Masaryk-Institut aufnehmen. In dem Flügel
gegenüber werden sich die Restaurierungsan-
stalten, die Wohnungen der Angestellten, das
Graphische Kabinett und ein Vortragssaal be-
finden. P.—N.
Ein Wolgemut in Paris?
Auf einer Versteigerung im Hotel
Drouot am 12. Februar (Me Baudoin) wurde
eine dem Lehrer Dürers, Michael Wolgemut
zugeschriebene „Auferstehung“ für 118 000 ffr.
zugeschlagen. Das Bild war nur mit 25 000 ffr.
angesetzt gewesen.

Um eine
Velasquez-Restaurierung
Die von der Direktion der Londoner Natio-
nal-Gallery angeordnete und seit einigen
Wochen vollendete Restaurierung des Bild-
nisses Philipps IV. von Velasqitez hat, wie
meist, wenn es sich um die Restaurierung von
Publikumslieblingen handelt, in der englischen
Oeffentlichkeit und Presse eine außergewöhn-
lich scharfe Polemik hervorgerufen. Die Geg-
ner der Restaurierung behaupten, daß mit dem
alten verschmutzten Firnis auch die Lasuren
des Bildes entfernt wurden, daß die Klarheit
der Modellierung und Farbigkeit, in der sich
das Bild heute darstellt (s. Abbildung), den
„alten“ Silberton des Gemäldes und damit sei-

Velasquez, Philipp IV. Nach der Reinigung
London, National Gallery
(Photo Nat. Gall.)


nen Gesamteindruck zerstört habe. Dem-
gegenüber verweisen die Verfechter der
Restaurierung darauf, daß die Reinigung mit
der größten Sorgfalt durchgeführt wurde und
daß keinesfalls Originalzutaten des Künstlers
entfernt worden sind, so daß der heutige Zu-
stand der ursprünglichen Absicht des Malers
entspreche. Eine Einmütigkeit wird sich, wie

ADRESSE FÜR HÄNDLER:
Kunsthandel Nico Cevet
Alte Gemälde
Amsterdam Nieuwe Spiegelstraat 74
2 Min. vom Rijksmuseum

Gemälde zu kaufen gesucht:
Braith, Achenbach, Lier, Schleich,
Kröner, Zügel (Schafe), Spitzweg, Schuch,
Fagerlin und sonstige gute Gemälde der
älteren D’dorfer und Münchener Schule
GALERIE G. PAFFRATH
Düsseldorf, Köniqsallee 46

in den meisten derartigen Fällen, auch hier
kaum erzielen lassen, da beide Anschauungen
von zu entgegengesetzten Ideologien diktiert
sind.
Unbekanntes Rubens-Bildnis

schufen der Bildhauer Andreas Heinz, der Faß-
maler Job. Gg. Rothbletz und der Kistler Joh.
Mich. Gebl, das Deckengemälde wurde 1803
von Jos. Huber vollendet. Auch die restlichen
Wiederherstellungsarbeiten im Innern sollen
noch in diesem Jahre ausgeführt werden. F.

Das zuerst von Dr.
Valentiner als ein Werk
von Peter Rubens aus
dessen italienischem
Aufenthalt erkannte
Porträt einer vornehmen
Dame gelangte kürz-
lich in die Sammlung
des Dozenten Herr-
mann in Prag. Wie
auch Dr. Glueck nach-
weist, hängt dieses bis-
her unveröffentlichte
Bildnis eng mit den
bekannten Werken des
Meisters aus den Jah-
ren 1604 bis 1608 zu-
sammen. Aehnliche Por-
träts finden sich in
der Publikation von
Dr. Glueck im Jahr-
buch der kunsthisto-
rischen Sammlungen in
Wien, 1952.

Nordbayrische
Kunst
in Nürnberg
Die N o r i s h a 11 e
in Nürnberg wird zu
einer würdigen Kunst-
ausstellungshalle umge-
baut; nach Fertigstellung
veranstaltet der Lau-


gezeigt

desleiter Franken in
diesem Jahre eine große
Sommerausstellung, auf
der neben Malerei und
Plastik auch Werkkunst
Ausstellungsberechtigt sind alle Künstler und
Kunsthandwerker, geboren in den Gauen
Mainfranken, Franken und bayrische Ostmark,
die. in Deutschland leben. Diejenigen Künstler
und Kunsthandwerker, die sich an der Ausstel-
lung beteiligen wollen, können ihre Anschrift
an die Landesleitung Franken, Nürriberg-A,
Albrecht-Dürer-Platz 11, mitteilen.

Notizen aus London
Das British Museum hat mit Unter-
stützung des National Art Collections Fund
sechs wichtige babylonische Skulpturen des 3.
vorchristlichen Jahrtausends erworben.
Im South Kensington Museum wird
die Sammlung von Keramik und Glas, die zur
Weltausstellung nach Paris gesandt wird, aus-
gestellt, vor allem Erzeugnisse der Fabriken in
Staffordshire, Lancashire, Derbyshire, Corn-
wall, Gloucestershire und London.

Aus Augsburg
Die (Stadt hat beschlossen, im Einvernehmen
mit dem Landesamt für Denkmalspflege in
München mit einem Kostenaufwand von 17 000
Mark das große Deckengemälde der Kapelle
am Wollmarkt instandsetzen zu lassen. In ihrer
heutigen Gestalt stammt die Kapelle aus dem
Jahre 1720. Das Hochaltarbild wurde 1744 von
Thomas Christian Scheffler gemalt, die Kanzel

Peter Paul Rubens,
unveröffentlichte

Damenbildnis. Um 1604—08
Neuerwerbung der Sammlung Herrmann,
(Photo Besitzer)

Holländische Chronik
„P u 1 c h r i Studio“ im Haag beging sein
neunzigjähriges Bestehen (mit einer Jubiläums-
ausstellung, und im Städtischen Museum zu
Amsterdam feierte der Maler - Radierer
J. Graadt van Roggen seinen siebzigsten
Geburtstag mit einer Sonderausstellung. Das
biblische Alter erreichte auch der tüchtige
Meister Arthur Briet, bekannt als Maler
von Interieurs, doch in Wirklichkeit solcher
Einseitigkeit fremd. Noch ein Jahrzehnt älter
wird der Maler J. Voerman, einer der ver-
dienstvollsten Landschaftsschilderer der letzten
Jahrzehnte.
Radierer und Maler ist Jan Poorte-
n a a r, dessen Rembrandt-Buch erst kürzlich
an dieser Stelle besprochen wurde. Eine Aus-
stellung in Niederländisch-Indien entstandener
Schöpfungen des Meisters ist nun in Amster-
dam zu sehen und wird den Kennern und Lieb-
habern seiner Werke sicher neue hinzu-
gewinnen.
Die Kunsthandlung SanteeLandweer,
Amsterdam, veranstaltete eine Ausstellung von
Werken von Ceria, Paris, Dick Elffers, Rotter-
dam und Prof. Kurt Tuch, Basel. Das Beste
bietet wohl Ceria. Eine Ausstellung des Wer-
kes von Kees Heynsius, der schon vor Jahren
den Bankbeamtenberuf an den Nagel hing, um
sich — und mit Erfolg — ganz der Malerei zu
widmen, wird vorbereitet.
In der Kunsthandlung d’A udretsch,
s’Gravenhage, hängt ein neuentdecktes, frühes

TILXf HEXER KlXSTVERSTEKiERlXGSHllS
Adolf Weinmüller
Odeonsplatz 4 — Leuchtenberg-Palais — Eingang Fürstenstraße
Fernsprecher: 22962, 51616
Telegramm-Adresse: Kunstmittler
AUKTION
(freiw.)
Dienstag, den 2., Mittwoch, den 3. und Donnerstag, den 4. März 1937
vormittagsio Uhr, nachmittags if30Uhr
Zinn eines süddeutschen Museums
Antiquitäten — Plastik — Möbel
Gemälde alter und neuer Meister
aus verschiedenem Besitz
(Cranach-Schule, Coypel, Magnasco, Molenaer, AchenbachA.,Amerling, BürkelH.,DefreggcrF.,Grütz-
ner, Kaulbach F.u. W., Klein A„ Knaus, Leibi W., Lier, Lenbacb, Schleich Ed. d. Ä., Trübner, Spitzweg)
Ausstellung Samstag, den 20. bis Samstag, den 27. Februar 1937
täglich (außer Sonntags) von 9-3, 13-19 Uhr
Katalog mit 10 Tafeln RM 2.—

und — in wohl jedem Sinn des Wortes —
großes Werk des hier sehr geschätzten Jan
T o o r o p , eine (vermutlich) Brüsseler Straßen-
szene, das wohl für manches holländische Mu-
seum ein begehrenswerter Besitz wäre.
Ein Münchener Gobelin für
die Pariser Weltausstellung
Professor Ziegler, der Präsident der
Reichskunstkammer, hat einen Entwurf für
einen umfangreichen Wandteppich mit alle-
gorischer Darstellung der vier Elemente ge-
schaffen, der in München von zwanzig der
besten Gobelinweberinnen gewebt wird und
zum Schmuck des Deutschen Pavillons auf der
Pariser Weltausstellung bestimmt ist.
Warschauer National-Museum
Am 14. Februar fand im Warschauer Na-
lional-Museum die Eröffnung der Ausstellung
„Französische Malerei von Manet bis Heute“
statt, die sich aus Leihgaben des Louvre und
der französischen Museen zusammensetzt und
später anschließend in Prag gezeigt werden
soll. Der Louvre hat u. a. folgende Gemälde
dargeliehen: Manet (Bildnis Zolas), Degas
(Bildnis des Cellisten Pillet), Cezanne (Still-
leben), Gauguin (Weißes Pferd), ferner Ar-
beiten von Monet, Pissarro, Sisley, Renoir,
Seurat, Signac, Toulouse-Lautrec u. a.

Entdeckung eines Raffael
in Wien
Im Wiener Privatbesitz wurde ein Bildnis
von der Hand Raffaels entdeckt, das Profes-
sor W. S u i d a als das Konterfei des Dichters
Antonio Tebaldeo deutet.
Der Livius der Aragonesen
Das Haus Hoepli in Mailand hat im
vergangenen Jahr eine sensationelle Erwer-
bung in dem Kauf des Manuskripts des „Be-
freiten Jerusalems“ gemacht; ein anderer nicht
weniger wichtiger Kauf und gleichzeitiger
Verkauf wird jetzt bekannt. Es handelt sich
um den Titus Livius, den Cosimo de’Medici
Alfons von Aragon, König beider Sizilien, 1446
schenkte. Dieses Meisterwerk florentinischer
Schriftkunst hat in Neapel noch Miniaturen
erhalten; der reiche Einband dürfte ebenfalls
neapolitanischen Ursprunges sein. Es war seit
Jahrhunderten verschwunden. Durch Aldov-
randi wußte man von seiner Existenz. Das
Haus Hoepli hat das Manuskript im Katalog
Holford aufgefunden, nachdem man vorher
einen aus Italien stammenden Livius der
Bibliothek Holkham im nicht gerechtfertigten
Verdacht hatte, der Livius des Hauses Aragon
zu sein. Mario Armanni, dem für Hoepli schon
der Kauf des Tasso gelungen war, hatte das
Werk gekauft, ohne daß es in die Versteige-
rung gekommen wäre. Als neuer Käufer hat
sich schnell Graf Senator Borletti gefunden.
Die Sammlung Borletti ist damit um ein
Glanzstück reicher geworden und ein nach
Italien gehöriges Manuskript ist heimgekehrt.
Amerikanischn Notizen
New York. Ein lange als Leihgabe ausJ
gestelltes Gemälde von Caracciolo gen. Bat-*
tistello wurde vom Metropolitan Museum er-
worben.
Boston. Aus Anlaß des fünfzigjährigen Be-
stehens des Kupferstichkabinetts, das bekannt-
lich zu den bedeutendsten Sammlungen Ameri-
kas zählt, findet eine Ausstellung der gra-
phischen Hauptblätter statt. Besonders gut
vertreten ist dabei die deutsche Graphik des
15. und 16. Jahrhunderts.
Personalien
Prof. Georg A. Mathey, der bekannte deutsche Maler,
wurde vom König von Griechenland durch die Verleihung
des Ritterkreuzes des Georg-Ordens ausgezeichnet.
Der französische Bildhauer A. Maillol wurde anläß"
lieh seines 75. Geburtstags zum Kommandeur der Ehren-
legion ernannt.

Diebstahl
Aus einer Kapelle in Viterbo wurden, vermutlich '
mit Hilfe von Nachschlüsseln, sieben auf Holz gemalte
Gemälde des sienesischen Malers Taddeo Bartol*
gestohlen. Von den Tätern fehlt bis jetzt jede Spur.
Vor dem Ankauf wird gewarnt.

KUNSTHANDLUNG
Max Wenninger
München• Maximiliansplatz i8-Ruf 11675
Gemälde von 1850 — Jetztzeit
ANKAUF — VERKAUF

KUNSTHAUS MALMEDE
Antiquitäten • Gemälde alter Meister
KÖLN a. Rh., UNTER SACHSENHAUSEN.33

Verantwortliche Schriftleiter: Dr. Werner Richard Deusch, Berlin-Charl., und C. A. Breuer, Berlin-Grunewald. — Vertretungen im Inland: München: Ludwig F. Fuchs, Kaulbachstr. 92 / Köln: K. H. Boden-
siek, Köln-Holweide, Siebenrabengasse 9 (Tel. 62 400). Vertretungen im Ausland: England: Dr. Gustav Delbanco, 4, Lawn Road, London / Frankreich: Geschäftsstelle in Paris. Directeur de notre Bureau
P a r i s i e n: Dr. J. I. de Saxe, 13, rue Gudin, Paris 16e, Tel.: Jasmin 18—90 / Holland: Dr. W. Mautner, 13, Haringvlietstraat, Amsterdam / Italien: Gerhard Reinboth, 213, Via Posilipo, Neapel / Öster-
reich: Dr. Stefan Poglayen-Neuwall, Schulhof 4, Wien / Polen: Alfred Wlodzimierz Holinski, Krakau , Alejo Slowackiego 14. Erscheint im Weltkunst-Verlag Berlin W 62. — Druckauflage 4. Quartal: 2560. — Zu-
schriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76-77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif auf Verlangen. Verantwortlich für den An-
zeigenteil: Paul Nowotny. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen
und jegliche Verantwortung, auch hinsrehtffeh des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung abgelehnt. Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Manuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe.
Druck: Achterberg & Co., GmbH., Berlin SW 61.
 
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