Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2

DIE WELTKUNST

Jahrg. XI, Nr. 38/59 vom 26. September 193l





Stellung in Münster stellt
zu dieser Nachprüfung
das Werk Derick Bae-
gerts bereit.

Frans Hals, JüngIingsbiIdnis. Um 1630.
miert — Sammlung Theo Stroefer f, Nürnberg
Böhler, München, 28. Oktober 1937

Holz, 26,5 : 20,3 cm — Monogram-
— Versteigerung: Julius
(Foto Böhler)

tümlicherweise, wie vor nunmehr zehn Jahren
die Dortmunder Archivarin Luise von Winter-
feld nachweisen konnte, eine Chroniknotiz
zum Jahre 1521, die von der Stiftung eines von
Künstlern dieses Namens gefertigten Altares an
die Dortmunder Propsteikirche berichtete, auf
den noch erhaltenen Hochaltar dieser Kirche
bezogen. Durch Zuschreibungen ergab sich
im Laufe der Zeit ein Oeuvre dieser beiden

Im Mittelpunkt der
Schau steht jener große
Flügelaltar aus Dort-
mund, der einst den An-
laß zur Bildung der
„Duenwege-Mythe“ ge-
bildet hatte. Seine gründ-
liche Instandsetzung im
Landesmuseum zu Mün-
ster gab den äußeren
Anstoß zu dem Plan der
Ausstellung; das Werk
erstrahlt jetzt in über-
raschend hellen, bunten
Farben, und wenn man
es früher wegen des un-
bequemen Datums 1521
möglichst an das Ende
der Tätigkeit der „Duen-
wege“ gesetzt hatte, so
ist es jetzt nach der tep-
pichartig - flächenhaften
Anlage nicht unwahr-
scheinlich, daß es sich um
ein F rühwerk Derick
Baegerts handelt, ent-
standen vielleicht schon
um 1470—1480. Zur Stelle
sind weiterhin die beiden
urkundlich für Derick
Baegert gesicherten Ar-
beiten: das berühmte
Bild der Eidesleistung
aus Wesel, gemalt 1493
bis 1494 (auch dies Bild
in Münster gereinigt), und
die wenige Jahre frü-
her entstandene Ahnentafel aus Kalkar, die
jetzt im Museum zu Antwerpen aufbewahrt
wird.
Die Ausstellung gewährt wertvolle Ver-
gleichsmöglichkeiten motivisch verwandter Bil-
der: die „Geburt Christi“ aus dem Roselius-
haus in Bremen ist eine knappere, größere
Fassung der Tafel mit dem gleichen Thema
aus Münster; an den vier Kalvarienbergbildern
vom Dortmunder Altar, aus Berlin, München
und Münster, an Abwandlungen eines Themas,
wird sich die Entwicklung des Meisters wahr-
scheinlich besonders deutlich in neuer Weise
ablesen lassen. Mit der Münchener Kreuzigung
ist ihr rechtes Flügelbild, die Beweinung aus

Nürnberg, verbunden, während die beiden ge-
trennten, in Brügge und Brüssel aufbewahrten
Bilder vom linken Flügel dieses ursprünglich
aus Köln stammenden Altares für die Ausstel-
lung leider nicht erreichbar waren. Das
schöne, besonders gut erhaltene Bild „Christus
vor Pilatus“ aus Nürnberg erweist sich mit
Wahrscheinlichkeit als Flügelbild zum großen
Berliner Kalvarienberg. Unveröffentlicht ist
bisher ein stark übermaltes, jedoch als Ori-
ginal einwandfrei erkennbares Bild der Kreuz-
annagelung aus der Kirche des niederrheini-
schen Ortes Issum, und von ganz besonderem
Interesse ist ein Flügelaltar aus der Kirche zu
Stolzenhain in der Provinz Sachsen: eine gute
zeitgenössische Kopie des Lukasbildes aus
Münster in der Mitte, auf den Flügeln der
schreibende Evangelist Johannes und Josef
mit dem Christusknaben. Nach diesen Dar-
stellungen sind die verlorenen Flügelbilder der
Tafel in Münster mit Sicherheit zu ergänzen.
Des weiteren sind — außer dem Bestand
des Landesmuseums selbst — zu nennen: das
Fragment einer ehemals kolossalen Tafel der
Heiligen Sippe aus Krefeld (zu vergleichen mit
den Sippenbildern aus Dortmund und Ant-
werpen), eine ikonografisch interessante Dar-
stellung mit der seligen Gertrud als Almosen-
spenderin aus Freiburg und zusammengehörige
Predellenbilder mit Halbfigurenbildern von
Heiligen aus Bonn und Dortmund. Die nicht
ausgestellten Werke sind in Fotografien zu
sehen; unter ihnen sind die drei Fragmente
eines großen Kalvarienberges aus der Samm-
lung Thyssen in Lugano, zwei Zeichnungen
aus Chantilly (Studien zu ebendiesem Kalva-
rienberg) und zwei unveröffentlichte Passions-
darstellungen aus dem Stift Schlägl in Ober-
österreich hervorzuheben.
Ausgewählte Werke aus dem Umkreis
Derick Baegerts, vor allem vom Meister
von Kappenberg, dem liebenswürdigen
und fruchtbaren Schüler des Meisters — der
vielleicht mit seinem Sohn Jan zu identifizieren
ist — runden das Bild der Ausstellung ab.
Als Gemeinschaftsarbeit der wissenschaft-
lichen Beamten und Angestellten des Landes-
museums ist ein ausführlicher kritischer Kata-
log erschienen: er verzeichnet sämtliche be-
kannten Arbeiten Derick Baegerts, bringt von
allen Abbildungen und hält den jetzigen
Stand der Baegert-Forschung fest. So bildet
er die Grundlage für die weitere Auseinander-
setzung mit der Kunst des lange verkannten
Derick Baegert, für den die Ausstellung in
Münster nachdrücklich Zeugnis ablegen
möchte. Dr. Theodor Riewerts

Künstler, das im Zusammenhang mit jener
Jahreszahl außerordentlich konservativ, um
nicht zu sagen (wie gesagt worden ist): rück-
ständig erscheinen mußte. So bedeutet die
Wiederauffindung des wahren Namens eine
Ehrenrettung des Künstlers: denn die Haupt-
tätigkeit Derick Baegerts fällt in die achtziger
und neunziger Jahre des 15. Jahrhunderts, in
eine Zeit, der die Stilstufe der Werke durch-
aus entspricht.
Andererseits werden durch diese Entdeckung
die Fragen nach der Abgrenzung des eigen-
händigen Werkes und der zeitlichen Abfolge
der einzelnen Werke ganz neu gestellt und
fordern eine erneute Ueberprüfung. Die Aus-

Maria mit Kind. Frankreich um 1350
Elfenbein, H. 17 cm
Sammlung Georg Schuster, M ü n c h e n
(Foto H. Herrmann1

Kruzifixus
München
H. Herrmann)

wähl des besten zeitgenössischen Schaffens
zeigen.
Die- Ausstellung umfaßt Gemälde, Gr®'
phiken, Plastiken und Medaillen; unter 19 Qe-
mälden finden sich Werke von Bartni
ler, Willy Kriegei, Ferdinand Spiegel,
Steppes, Karl Storch, Adolf Ziegler, von denen
in der französischen Presse die Bildnisse von
Klaus Richter und Georg Siebert besondere
Beachtung finden wegen ihrer repräsentativen
Haltung. Als typisch für die deutsche Kunst
bezeichnen die französischen Kritiker die gra"
phischen Blätter, Holzschnitte. Radierungen-

ng. öun-
Edmund

Tilmann Riemenschneider,
Nußbaumholz, H. 27,5 cm
Sammlung Georg Schuster,
(Foto

HERBSTAUSSTELLUNG

von CORNELIUS bis SCHWIND

220 Zeichnungen Aquarelle Oelstudien

DAS GUTE HOTEL

drei
Julius

dabei
aus
von

München, im Vorwort des Katalogs mitteilt,
konnte die deutsche Schau bildender Kunst
auf der Weltausstellung nur eine kleine Aus-

In dem Pavillon der graphischen und pla-
stischen Kunst auf der Pariser Weltausstellung
wurde, wie berichtet, die deutsche Abteilung
eröffnet. Wie der Präsident der Reichskammer
der bildenden Künste, Prof. Adolf Ziegler,

die der deutsche Denkmälerbestand
die Veröffentlichung dieses Besitzes er-
Es wäre nicht nur zu wünschen, daß
Sammlung in geschlossener Weise, die

Die deutsche Abteilung
der Internationalen
Kunstausstellung Paris

Pieter Brueghel d. J., Hochzeitszug der Braut. Aus
27 : 37 cm — Sammlung Theo Stroefer f, Nürnberg — V
28. Oktober 1937

GRAPHISCHES KABINETT G. FRANKE • MÜNCHEN, BRIENNERSTR. 51
Palais Almeida

Unbekannter deutscher
Kunstbesitz
(Fortsetzung von S. 1)
gehrten Restaurators ganz erfassen konnte, —
macht die Verbindung der meisten Bildwerke
der Sammlung mit bekannten Hauptwerken
deutscher mittelalterlicher Plastik so überzeu-
gend. Um neben den genannten Beispielen
und abgesehen von der erlesenen Reihe roma-
nischer Bildwerke einige Stücke hervorzu-
heben, sei z. B. verwiesen auf die beiden
deutsch-böhmischen „schönen Madonnen“ vom
Anfang des 15. Jahrhunderts, auf die Salzbur-
gische Version der „Seeoner Madonna“ des
Bayerischen Nationalmuseums, das wunderbar
innige Vesperbild des „Meisters von Eriskirch“,
die Weibliche Heilige aus dem engeren Um-
kreis des Nikolaus Gerhaert um 1480, die Ge-
stalt eines Ritters vom Meister der Dangols-
heimer Maria, eine Hlg. Barbara aus der Werk-
statt des Hans Wydyz, den einzigartig schö-
nen Hlg. Sebastian vom Meister der Biberacher
Sippe und das aufschlußreich als Vergleich da-
neben zu stellende gleichnamige Bildwerk des
mittel r heinischen Meisters der Mosbacher
Kreuzigung, die monumentale Pieta des Mei-
sters von Rabenden oder die beiden Figuren
des Meisters der Altöttinger Türen. Und wenn
man, aus reicher Auswahl, für das Barock
vollgültige Werke von Künstlern wie Ignaz
Günther, Christian Jorhan d. Ae., Egid Quirin
Asam und Christian Wenzinger aufführt, so
läßt sich dadurch wenigstens annähernd die
außerordentliche Spannweite der Sammlung
ermessen, aber auch die einzigartige Bereiche-
rung,
durch
fährt,
diese
erst die Verdienste des Sammlers ins rechte
Licht zu rücken verstände, der Oeffentlichkeit
erschlossen werden könnte, sondern daß auch
an weithin sichtbaren Stellen wenigstens die
unvergänglichen und unersetzlichen Haupt-
werke für immer dem deutschen Volke als
Früchte eines stillen und bescheidenen Samm-
lerwillens zugänglich bleiben könnten.
W. R. D.

Plastik vertreten, i
imposanter „Tiger“
Harth, Bronzen von Arno
Kolbe, Ulfert Janssen, Fritz Klinisch,
achtung finden in Frankreich die Münzen

Steinschnitte, Federzeichnungen; 44 Nummer11
zeigen Landschaften, Porträts und Tierbild1’1
von Ottohans Beier, Erich Feyerabend, Alfre
Finsterer, Paul Kälberer, Wilhelm Heise, W®’"
ther Klemm, Hanna Nagel und Olaf GulbraUs'
son, weiter Arbeiten von Heinrich ReiffeL
scheid, Rudolf Riege, Friedrich Ritschel, Pa”
Scheurich, Rudolf Schiestl, Otto Schönlebe’’:
Eduard Thöny, E. Voigt, Josef Weisz, Ado1
Ziegler. Zahlenmäßig am geringsten ist d’£

Kurhotel Monte Verita
Ascona Schweiz
Das Hotel der Kunstfreunde
Volle Pension ob Fr,. 12.- p ekte
Zimmer ab rrs. 4. —

Hochzeitsbildern. H°lz'
Böhler. Münchs1"
(Foto Böhler'
ein außerordentl’^
Bronze von Pl’’
Breker, Ge£

AUSSTELLUNG 1.-30. SEPTEMBER
TONI von STADLER
LUDWIGSGALERIE
KÄTHE THÄTER
MÜNCHEN, OTTOSTRASSE 5
 
Annotationen