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14. November 1957

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XL JAHRGANG, Nr. 45

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EINZIGE ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT
ANERKANNTES ZENTRALORGAN FÜR SAMMLER, MUSEEN, BIBLIOTHEKEN, KÜNSTLER UND KUNSTHÄNDLER

Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: »Weltkunst Berlin«;
in den Monaten Mai bis Oktober jeden zweiten Sonntag.
Bankkonto: Deutsche Bank u. Diskonto -Gesellschaft, Depositen-Kasse M,
Berlin W 62, Kurfürstenstr. 115. Postcheckkonti: Berlin 118054; Den
Haag 145512; Paris I7°CI4: Prag 59283; Wien 114783; Zürich 8159

Redaktion, Verlag und Lesesaal:
Berlin W 62, Kurfürstenstr. 76-77
Telefon: B5 Barbarossa ?22S

Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 35 Pfennige. Quartal für Deutschland inkl. Postzustellung
RM 4.50; Lieferung durch den Verlag im Umschlag RM 5.50; für das
Ausland (nur im Umschlag) RM4.40; oder Tschechoslowakei Kc 50; Frank-
reich ffrs. 38; Holland hfl. 3.25; Schweiz sfrs. 7.70; Österreich öS. 9.—;
und die nicht angeführten Länder RM 4.40; Übersee $ 1.80.

Galerie Haberstock sländlg :
Berlin W9, Bellevuestraße 15

Meisterwerke der Malerei
des 15. bis einschließlich 19. Jahrhunderts
Hervorragendes Kunstgewerbe
Tapisserien, Plastiken usw.
des 15. bis einschließlich 18. Jahrhunderts

Persönlichkeit und Kunstsammlertum

Es ist noch nicht zusammenhängend unter-
sucht und gerade für unsere neueste Zeit aus-
gewertet worden, welchen bestimmenden Ein-
fluß einzelne Persönlichkeiten oder Museums-
organisatoren auf ganze Generationen von
Sammlern ausgeübt haben, ja kraft ihrer
Führernatur geradezu das sammlerische Ge-

sicht einer Epoche zu bestimmen berufen
waren. Es wäre verfehlt, derartige Gestalten
nur als Exponenten ihrer Zeit zu betrachten
imd die selbstschöpferischen Kräfte zu über-
sehen, die richtunggebend und anspornend die
weiteren Kreise der Sammler beeinflußten, in
Zielsetzung und Geschmack. Das letzte große
Beispiel, allen von uns
noch vor Augen, war
Wilhelm von Bode, nicht
nur der Schöpfer der
Berliner Museen, son-
dern Präzeptor zweier
Generationen von Samm-
lern in Deutschland mit
einer Einflußsphäre, die,
wie wir aus seinen Er-
innerungen besonders
erkennen können, sich
bis nach England und
den Vereinigten Staaten
erstreckte. Er steht in
seiner Zeit ziemlich allein,
nicht in der Entwicklung
des neueren Kunstsamm-
lertums. Es müßte nur
erinnert werden ' an
Goethe und Rumohr, an
Boisseree, Wallraf und
Lyversberg im Rhein-
land, an Passavant oder
Staedel in Frankfurt, an
Merck oder Issel in
Hessen, an Hefner-Alten-
eck in München, an
Brinckmann und Licht-
wark in Hamburg oder
Falke und Eitelberger in
Wien, deren Wirken, als
Sammler, Theoretiker
oder Museumsdirektoren,
ausschlaggebend für Stil
und Wesen einzelner ört-
licher Gruppen und dar-
über hinaus zeitlicher
Epochen wurde.
Aus vielerlei Gründen,
gesunder und ungesun-
der, gerechtfertigter und


Werkstatt des Veit Stoss, Heimsuchung. Erzielte auf der Versteigerung
der Sammlung Stroefer durch Julius Böhler, München, 28. Oktober 1937:
RM 16 600.—• (Foto Böhler)

ungerechtfertigter Art,
spielt sich gerade in
unserer Zeit, der tat-
kräftiges Vorbild Ideal
sein müßte, das Sam-
meln in Deutschland in
der Stille und Heim-
lichkeit ab, die nur
selten durchbrochen wird.
Pioniere, wie sie noch
Amerika oder F rank-
reich kennen. zeich-
nen sich noch nicht ab,
ein „Stil“ ist kaum —■
jedenfalls nicht von der
schöpferischen Seite der
Persönlichkeit her, son-
dern nur von kommer-
ziellen Absatzgesichts-
punkten aus — zu er-
kennen. Wir glauben,
daß mit dem immer
reger werdenden Inter-
esse für die Schöpfungen
der Vergangenheit in
nicht unabsehbarer Zeit
auch der Schleier sich
darüber lichten wird,
wer — Persönlichkeit
oder Gruppe — den Stil
des Sammelns bestimmt,
der eines Tages als das
Charakteristikum unse-
rer Zeit zu bezeichnen
sein wird.

Giorgio ne (?), Dämon beklagt seine unerwiderte Liebe. 19,7 : 18,4 cm.
Aus einer Folge von vier Täfelchen. Neuerwerbung der National
Gallery, London (Museums-Foto)


Vier neue Giorgiones in London?

Vier kleine, dem Giorgione zugeschriebene
Täfelchen, die aus der Tschechoslowakei über
Wien in den Londoner Kunsthandel gelangt
sind, wurden von der Nationalgalerie, angeb-
lich zum Preise von £ 10 000, erworben und
soeben dem Publikum zugänglich gemacht. Es
handelt sich um vier, je ca. 20 : 20 cm messende
Holztafeln, augenscheinlich Füllungen für eine
Tür oder ein Möbel, die eine Geschichte aus
den Eclogae des Ferraresischen Dichters Te-
baldeo, erstmals 1502 in Venedig im Druck
erschienen, illustrieren. Die Frage einer end-
gültigen Zuschreibung dieser vier Täfelchen
bedarf noch ausführlicher wissenschaftlicher
Begründung, wenngleich der Augenschein

stark für eine Autorschaft Giorgiones
spricht. Die Diskussion über diese Gemälde,
von denen wir eines hier abbilden, hat in
Londoner Kreisen bereits lebhaft eingesetzt.
Kenneth Clark, der Direktor der National-
galerie, tritt mit vorsichtig abwägenden Er-
örterungen im „Burlington Magazine“ für
Giorgione ein, während andere, vor allem
Tancred Borenius, unter Hinweis auf den
„Flöte blasenden Faun“ in München, der
allerdings in der wissenschaftlichen Literatur
unter den verschiedensten Bezeichnungen ge-
führt wird (Palma, Correggio, Tizian, Gior-
gione, Lotto), für Palma Vecchio sich zu ent-
scheiden geneigt scheint.

Julius Seftler
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