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DIE WELTKUNST

Jahrg. XI, Nr. 45 vom 14. November 1957

Jltissi ellungen

in Sierlin:
Galerie Dr. Luz
Es würde wohl schwierig sein, aus den kunst-
geschichtlichen Handbüchern der letzten Jahr-
zehnte eine Uebersicht über alle die Maler zu
erhalten, welche im 19. Jahrhundert in Deutsch-
land tätig' gewesen sind. Eine bunte Fülle von

Namen und Werken, die Verstreutheit und
sehr oft auch der gänzliche Mangel an ein-
schlägiger Literatur — das 1891 erschienene
Buch von Fr. Boetticher ist längst vergriffen
und wird im Antiquariatshandel außergewöhn-
lich hoch bewertet — ermöglicht auf diesem
vor allem kulturhistorischen Gebiete auch
heute noch manche Funde und für Galerien
und Sammler Erwerbungen, die künstlerische
Strömungen und vergangenes Leben wieder
lebendig machen. In einer neuen Ausstellung
der Berliner Galerie Dr. W. A. Luz wird
nunmehr mit etwa 90 Bildproben zu diesem
Thema ein aufschlußreiches Material ausge-
breitet. Besonders gut ist die ältere Berliner
Malerschule mit Hosemann, Hummel, Gustav
Taubert, Brücke und Eduard Meyerheim ver-
treten. Zwei romantische Landschaften von
Karl Rottmann, ein charakteristisches Herren-
porträt von Ferdinand
von Rayski, eine große
Tiroler Berglandschaft
des Hamburgers Valen-
tin Ruths, Aquarelle von
Wilhelm von Kobell, An-
sichten aus Venedig und
Olevano von Friedrich
Nerly, zwei schöne Land¬
schaften des Kielers
Friedrich Loos und viele
andere Stücke ermög-
lichen eine Vorstellung
von der Vielfalt der
Kräfte, die in den Jahr¬
zehnten nach 1800 in
Deutschland wirkten.
Porträtisten wie Johann
Heusinger, der Beetho-
vens Freundin Amalie
Seebald wiedergab, und
Genremaler wie Enhuber
und Wilhelm Pfeiffer
haben als typische Ver¬
treter ihrer Epoche
auch gegenüber den eigentlichen künstleri-
schen Entwicklungsträgern ihre Bedeutung.
Unter den älteren ausgestellten Werken heben
sich ein dem Jacob Jordaens zugeschriebenes
großes Damenporträt, das ovale Selbstbildnis
der Anna Dorothea Therbusch und die Livor-
neser Hafendarstellung von Philipp Hackert
hervor. Hans Ze eck.
in Qolha:
Bilderhandschriften des
deutschen Mittelalters
In der Schloßbibliothek in Gotha wird
eine Ausstellung von Bilderhandschriften des

deutschen Mittelalters gezeigt, die in Doku-
menten aus der deutschen Geschichte und
Dichtung einen Ueberblick über die Entwick-
lung der deutschen Schrift von den Mero-
wingern bis zum 15. Jahrhundert gibt. Die
Sammlung enthält auch französische, italie-
nische und spanische Handschriften; sie wird
ergänzt durch eine Schau kostbarer Einbände
aus verschiedenen Jahr-
hunderten und Ländern.
in Wannover:
Landschafts-
maler
Das Landesmu-
se u m zu Hannover
zeigt gegenwärtig eine
aus alten Beständen des
Museums zusammenge-
stellte Sonderschau von
Landschaftsmalern der
Heimat, um den Anteil
Hannovers an der „Er-
oberung der Landschaft“
zu zeigen. Wenn auch
die Hannoversche Schule
nicht mit den großen
Schulen des 19. Jahr-
hunderts, wie etwa der
Münchner und Düssel-
dorfer Schule, in Wett-
bewerb treten darf, so
haben doch Maler wie
Johann Heinrich Ram-
berg (1763—1840), Ed-
mund Kokons (1814—1872), Werner Schuch
(1843—1918), August Voigt-Fölger und Rudolf
Hermanns (1860—1935) zur Entwicklung des
Gefühls für das Landschaftliche, für Licht,
Farbe und Atmosphäre einen wertvollen Bei-
trag geliefert. Neben den genannten Malern
verdienen drei auf der Ausstellung gezeigte
Blätter des Hildesheimer Malers Christoph
Heinrich Kniep (1755—1825), der mit Goethe
in Italien reiste, besondere Beachtung. Von
Wilhelm Busch sind'zwei kleine Gemälde aus
dem Anfang der neunziger Jahre ausgestellt.
Das Skizzenbuch des
Hans Cranach
Aus Anlaß der vierhundertsten Wiederkehr
des Todestages von Hans Cranach, dem älte-

sten Sohn und Gehilfen Lukas Cranachs, hat
das Kestner-Museum zu Hannover das aus
einer privaten Kunstsammlung stammende
Skizzenbuch des Hans Cranach ausgestellt.
Ueber dem Leben des Tagebuchschreibers
liegt ein merkwürdiges Dunkel. Zeit und Ort
seiner Geburt sind unbekannt, und wir wissen
nur, daß er Gehilfe seines Vaters war, im
Jahre 1557 nach Italien wanderte und am
9. Oktober des gleichen Jahres ein vorzeitiges
Ende in Bologna fand. Das „Skizzenbuch“
diente dem jungen Italienfahrer zugleich als
Tage- und Zeichenbuch, wie als Stammbuch.
Auf der 5. Seite ist die Reiseroute, die über
Nürnberg, Eichstädt, Augsburg, Füssen, Ler-
moos, Zierl, Innsbruck. Steinach, Stertzing,

Francois Boucher, Bildnis seiner Gattin. !743. Neuerwerbung
der Sammlung Frick, New York (Bericht S. 6) (Foto Archiv)



Wilhelm von Kobell, Hühnerhof

Ausstellung: Galerie Dr. Luz, Berlin

(Foto Luz)



Jagd-

A. van der Werff, Bildnis des Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz
(„Jan Wellern") . Leinwand, 101 : 81 cm. Signiert
Ausstellung: Kunsthaus Malmede, Kölna. Rh. (Foto Besitzer)

Die aus diesjährigen
Neuerwerbungen beste¬
hende Ausstellung im
Kunsthaus Malme-
d e weist eine stattliche
Reihe von bedeutenden
Werken alter Meister
auf. Vier hochgotische
Tafeln vermitteln uns
neben ihrem feinen farb¬
lichen Reiz die kulturge¬
schichtlich seltene und
interessante Darstellung
der „rheinischen Mar¬
schälle“. Einen liebe¬
vollen Blick in eine reich
gebaute Landschaft als
Hintergrund zu einem
groß gesehenen Damen¬
bildnis läßt der altdeut¬
sche Fürstenmaler Hans
Krell erstehen. Tiefer
noch in der gotischen Tra-
dition wurzelt eine köstliche vlämische Gold-
grundtafel aus der Nähe von Quentin Massys
mit der Hl. Familie. Zwei ausgezeichnete
Männerbildnisse von Marten van Heemskerck
und einem diesem in nichts nachstehenden
Amsterdamer Meister, der sein Bild mit der
Jahreszahl 1562 versehen hat, laden zu auf-
schlußreichem Vergleich ein. Aus seiner er-
sten ursprünglichsten Schaffensperiode wartet
Jan Brueghel der Aeltere mit einer meister-
haften Waldlandschaft auf, die mit leuchten-
der Farbenglut übergossen scheint. Aus der
großen Zeit holländischer Landschaftsmalerei
sieht man eine monogrammierte Flachland-
schilderung des seltenen Willem Schellincks
(s. Abb. S. 5), ferner eine große klare Rhein-
ansicht von Hermann Saftleven, bezeichnet
und 1656 datiert; von dem größten Landschaf-
ter Jakob Ruisdael einen stimmungsvollen
Wasserfall, der das Monogramm des Künstlers
trägt. Das holländische Stilleben wird bestens
vertreten durch Hondecoeter, dessen
stück in Komposition, Zeichnung und Farb-
gebung einen Höhepunkt darstellt. Die große
barocke Geste, gepaart mit vornehmer Dar-
stellung und geistreicher malerischer Ausfüh-
rung ist beispielhaft zu sehen in dem großen
Brustbild des’ Düsseldorfer Kurfürsten „Jan
Wellern“ von Adriaen van der Werff (s. Abb.).
Es folgen Werke italienischer Kunst. Von
Sodoma ist eine große, kompositorisch und
farbig ausgezeichnete Altartafel seiner reifen
Zeit ausgestellt. Disziplinierteste Formen-
sprache und sachlich strenge Portraitauffas-
sung spricht aus dem in sorgfältiger Durch-
arbeit physiognomisch vertieften männlichen
Bildnis des Bolognesers Bartolomeo Passarotti.
Die grazile Figur einer badenden Venus von
keinem geringeren als Correggio lenkt die
Aufmerksamkeit in verstärktem Maße auf sich.
Gleich der großen Altartafel von Sodoma
stammt das geistreiche weibliche Bildnis von
Jacopo Tintoretto aus der anhaltinischen
Sammlung. Als letzter Vertreter der durch
viele Jahrhunderte hindurch währenden vene-
zianischen Tradition zeigt Domenico Tiepolo,
der würdige Nachfolger seines Vaters, den
Kopf eines bärtigen Orientalen in geistvoller
Pinselführung und sicherem Kolorit.

Jahren gibt. Käthe Schaller-Härlin hat von
Adolf Hölzel zwar entscheidende Anregungen
für eine klare Komposition empfangen; sie
hat sich jedoch niemals vom Boden des Natur-
studiums entfernt. Dies gibt zumal ihren
Wandbilderfolgen, wie den Werken der Barm-
herzigkeit in der vor einem Vierteljahr-
hundert vollendeten Evangelischen Kirche zu
Lichtental bei Baden-Baden, Halt und Wärme
zugleich. Ihre Glasfenster in den Kirchen zu
Gaisburg, Rohr, Bodelshausen und Oberndorf
am Neckar gehören zu den schönsten der
neueren deutschen Kunst. Klarheit und
Strenge der formalen Gestaltung ihrer monu-
mentalen Arbeiten hat sie jedoch keineswegs
gehindert, in ihren Bildnissen dem Wesen der
Persönlichkeit der von ihr Dargestellten auf
den Grund zu gehen. Ihre Bildnisse zeugen
von ungewöhnlicher Eindringlichkeit in der
Erfassung des seelischen Charakters, die in
Frauen- und Kinderdarstellungen den an-
mutigsten Ausdruck findet, während in den
männlichen Porträts der geistige Ausdruck
einfach und klar festgehalten wird. So wurde
Käthe Schaller-Härlin als Malerin ein Träger
des geistigen Lebens im Schwabenland und

in Stuttgart:
Käthe Schaller-Härlin

in .Köln:
Ahe Meister

Brixen, Klausen, Bozen, Trient, Verona bis
Bologna ging, aufgezeichnet, und auf den fol-
genden Seiten finden sich leicht skizzierte Ort-
schaften, Kirchen, Schlösser, Häuser, die mit
der flüchtigen Skizze der
beiden bekannten schie¬
fen Türme in Bologna
.abschließen. Das Buch
enthält ferner Zeichnun¬
gen nach Antiken, Män¬
ner- und Frauenköpfe
und als bedeutendste
Zeichnung: das Bildnis
des Künstlers zwischen
6 Affen mit der Unter¬
schrift „Hans maller von
Cranach“.

anstaltet das Kunsthaus Schaller' in Stuttgart
eine Ausstellung, die einen Ueberblick über
das gesamte Schaffen der Künstlerin, beson-
ders aber über ihre Arbeit in den letzten zehn

Käthe Schaller-Härlin, die bekannte Stutt-
garter Bildnismalerin, feierte am 19. Oktober
ihren 60. Geburtstag. Aus diesem Anlaß ver-

Käthe Schaller-Härlin, Bildnis Prof. Heinrich
Weizsäcker. Ausstellung: Kunsthaus Schal'
ler, Stuttgart (Foto Privat)

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