Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Jahrg. XI, Nr. 51/52 vom 19. Dezember 1937

DIE WELTKUNST

3




Lebende Kunst in Berlin


(Foto F. Kaufmann)

UND ALTE MÖBEL

KUNSTVERSTEIGERUNGEN

MÜNCHEN

BRIENNER STRASSE 12

Das Lebens werk Raffael
Schuster - Woldans

Weihnachtsausstellung
im Münchener Kunst-
versteigerungshaus
Adolf Weinmüller

Aus der Zeit
d. deutschen
Romantik

Georg Kolbe gezeig

Lübecker Deckelhumpen des Lorenz Detbarg (e), 1664—94
Versteigerung ■. ,,Silber des 17. und 18. Jahrhunderts aus dem Besitz eines
Münchener Sammlers" bei A. Weinmüller, München , März 1938
(Foto Weinmüller)

Romantik will
Mode werden.

T.h. Champion, Feiertag. Ausstellung :

Auch in diesem Jahre veranstaltet das Auk-
tionshaus eine umfangreiche Weihnachtsaus-
stellung von Gemälden, Plastik und gutem
alten Kunstgewerbe. Sie umfaßt alle Sammel-
gebiete und Zeiten seit der Gotik, so daß sie
den mannigfachsten Interessen gerecht wird.
Zugleich ist eine Kollektivausstellung des Mün-
chener Malers Hans Flüggen „Das Klein-
bild“ zu sehen, bei deren Eröffnung Maler
Müller-Ewald hervorhob, daß es bei einem
Gemälde wie überhaupt in der Kunst nicht so
sehr auf das Format u. a. Aeußerlichkeiten an-
komme, sondern in erster Linie auf den künst-
lerischen Gehalt. Man muß sagen, daß dieser
bei den zahlreichen Bildchen Flüggens —
Selbstbildnis, Landschaften aus den Bergen,
Italien usw., Stilleben — ein recht beachtlicher
ist. L. F. F u c h s

Seen, Fritz Gey e r süddeutsche

Wenn Hagen jetzt in
einer umfassenden Aus-
stellung der breitesten
deutschen Oeffentlichkeit
einen Einblick in das
überreiche künstlerische
Lebenswerk des 67jähri-
gen Meisters gibt, so er-
hält diese diesjährige
Hagener Winterausstel-
lung ihre Bedeutung da-
durch, daß Ministerprä-
sident Generaloberst Gö-
ring
schäft übernommen hat
und damit dem verdien-
ten deutschen Künstler
eine ganz besondere Eh-
rung und Auszeichnung
hat zuteil werden lassen.
Der Maler, der bekannt-
lich in den Jahren 1902
bis 1911 die Deckenge-
mälde im Bundesratssaal
des Deutschen Reichs-
tages geschaffen hat, ist
durch zahlreiche Werke
in den Ausstellungen des
Glaspalastes und nicht
nur innerhalb des Rei-
ches, sondern als Träger
internationaler Medail-
len weit darüber hin-
aus bekannt geworden
und gehört zu den besten
deutschen Frauenmalern der Gegenwart. Zu
seinen bekanntesten Werken aus den letzten
Jahren gehören wohl die beiden großen Ge-
mälde von Frau Cosima und Winifred Wag-
ner, die er für die Ludwig Siebert-Festlmlle in
Bayreuth geschaffen hat. Das 1902 geschaffene
große Familienbildnis des Künstlers war so-
eben im Haus der deutschen Kunst in München
ausgestellt.
Der Schirmherr der Ausstellung hat selbst
die Ausstellung durch zwei Leihgaben aus sei-
nem Privatbesitz unterstützt, und zwar durch
die beiden neuesten Gemälde von Frau Emmy
Göring, die der Oeffentlichkeit auf dieser Aus-
stellung erstmalig zugänglich gemacht werden.
Neben dem großen Porträt aus Karinhall zeigt
ein Gemälde aus dem Haus der Emmy Göring-
Stiftung in Weimar Frau Göring in der Rolle
der „Minna von Barnhelm“, Unter den zahl-
reichen Leihgaben befinden sich u. a. ferner
solche aus dem Besitz des Bayrischen Staates
(Bayrische Landesvertretung, Berlin), von Frau
Winifred Wagner aus Haus Wahnfried, Bay-
reuth, Frau Ellen von Siemens-Helmholtz,
Berlin, u. a.

Recht lebhaft gestaltete der Verein
Berliner Künstler seine Dezemberaus-
stellung. Schöne Kleinplastiken unterbrechen
die Bilderreihen. Landschaften von Fritz
Wildhagen, Adolf S ä e n g e r , Ernst
Kolbe, Johannes H a e n s c h und Wil-
helm Beckmann geben eine Vorstellung
von der Mannigfaltigkeit der Talente, die in

mann, Faber, Christian Morgenstern und
Friedrich Wasmann vertreten, Dresden mit
Carus, Dahl und Klengel, von anderen Deut-
schen nennen wir die Namen Ernst und Bern-
hard Fries, Carl Philipp Fohr, Ferdinand und
Friedrich Olivier, Heinrich und Friedrich Phi-
lipp Reinhold, Friedrich Christian Reiner-
mann, Johann Baptist Seele, der „württem-
bergische Kobell“, M. von Rohden, Eduard
von Steinle, Carl Spitzweg u. a. m. Auch für
den Liebhaber weniger leuchtender Namen ist
manches Stück vorhanden, was reizvoll ist,
darunter auch einige unbekannte Romantiker,
deren Zuschreibung Kopfzerbrechen machen
kann, und zur Ergänzung einige Schweizer
Bilder der Zeit und sogar ein Italiener namens
Landesio. A. R.

die Schirmherr-

J acob van Ruisdael, Gebirgslandschaft (H. d. G. 416)
Leinwand, 125 : 95 — Ehern. Slg. von Lilienthal. Köln (1893)
Kunsthaus Armand Gobiet, Berlin

Die Kunst der Deut¬
schen
große
1 loffentlich nicht in je¬
ner fatalen snobistischen
Art anderer Kunstmoden
der Nachkriegszeit. Wir
wollen diese ehrlichen
Kunstwerke der „guten
alten Zeit“ mit der Sehn¬
sucht einer Generation
genießen, die jene Be¬
schaulichkeit und innere
Treuherzigkeit zum grö߬
ten Teil verloren hat,
der das Anspruchslose,
Einfache kaum mehr
zum tieferen Erlebnis
werden kann. Die Aus¬
stellungen, die jetzt aller¬
orten unter dem Motto
..Deutsche Romantik“
unternommen werden,
haben zumindest das
eine Verdienst, reiches,
bisher im Verborgenen
schlummerndes Mate¬
rial ans Tageslicht zu
ziehen, wenn es dabei
auch nur ganz selten
gelingt, Neuentdeckun¬
gen von besonderer Wichtigkeit zu machen.
Die Münchener Ludwigs Galerie eröffnet
soeben eine auf vier Wochen anberaumte Aus-
stellung von Oelgemälden und Handzeich-
nungen aus der Zeit Deutscher Romantik, also
vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis zu Spitz-
wegs Nach-Pariser Zeit. Naturgemäß fällt der
Landschaftsmalerei der Löwenanteil zu, doch
ist auch das Porträt, das Tierbild, das Genre
und Historienbild mit mehreren Beispielen gut
vertreten. Die Münchener Schule umfaßt die
Namen Albrecht Adam, J. Cogels, Cantius und
Georg Dillis, J. J. Dörner, Wilhelm Kobell,
Domenico und Lodovico Quaglio, Karl Rott-
mann, Moritz von Schwind, M. J. Wagenbauer,
von dem Berliner Catel finden wir ein drama-
tisch empfundenes südliches Seestück, Ham-
burg ist mit den guten Namen Hans Beck-

Die Städtischen Museen zu Hagen, die in
der Reihe ihrer wegweisenden Ausstellungen
im vorigen Jahre die erste und bisher umfas-
sendste Schau des künstlerischen Schaffens von
t haben, machen in ihrer
diesjährigen Winteraus-
stellung das reiche Le-
benswerk Raffael Schu-
ster-Woldans erstmalig
in einem Gesamtüber-
blick der deutschen Oef-
fentlichkeit bekannt.

ALTE GEMÄLDE, ANTIQUITÄTEN
t

Bilder wie „Das kleine Frühstück“ von

sehen Frauenwerk“ in ihren neuen, in-
tim wirkenden Klubräumen veranstaltet, kom-
men Berliner und Münchener Künstlerinnen
zu Wort. Als Höhepunkte dieser kleinen und
gut gewählten Schau heben sich die plastischen
Formungen M i lly St eg er s und die in
ihren zarten Farbenabstufungen fein abge-
stimmte große „Winterlandschaft“ von H e n n y
Protzen-Kundmüller hervor. Bild-
hauerwerke von Hanna Lauer, Dagmar Dohna
und Liselotte Sangerhausen, Oelbilder von
Else Preußner, Ida C. Ströver, Cornelia
Polizka-Wagner und Hella Koch-Zeuthen ver-
vollständigen mit anderen tüchtigen Arbeiten
das gute Gesamtbild dieser kleinen Schau.
Hans Z e e c k

wird gleichzeitig in den Dienst des Winter-
hilfswerks gestellt.
Weihnachtliches Backwerk aus allen Gauen
Deutschlands wurde hergestellt und liegt zur
Ansicht aus. Alte überlieferte Gebäckformen
mit weihnachtlichem Sinngehalt, wie z. B. der
Juleber, die Spinnerin Frau Holle, der Schim-
melreiter, Sonnenzeichen u. a., die davon
zeugen, daß das Weihnachtsfest ursprünglich
und auch heute noch das Fest der Winterson-
nenwende ist, sind ebenso ausgestellt, wie jene
Gebäcke, die volkstümliche Gestalten von be-
sonderer Beliebtheit darstellen, z. B. frideri-
zianische Grenadiere, Reiter, ja sogar Feld-
herren wie Ziethen, Derfflinger u. a.

JULIUS BÖHLER

dieser Gemeinschaft am Werke sind. Otto
Heinrich, Erich Jackstaedt und
Otto Antoine malten das alte Berlin,
Richard Eschke Blicke auf die märki-
schen
Städte und Hans Kloß eine Tauwetterstim-
mung.
Karl Storch, „Am Weinberg“ von Georg
E h m i g, Leopold H. Jülichs morgen-
helle Landschaft, Rudolf G. Werners
Akt, Paul Paeschkes „Drachensteigen in
Berlin N“ und die Stilleben von Nicolaus
S a g r e k o w prägen das Besondere der Motive
in eigenartiger Weise aus und erweitern den
Charakter dieser traditionellen Weihnachts-
schau in erfreulicher Weise.
Aquarelle und Pastelle von zwölf
jüngeren Künstlern stellt die Galerie Karl
Buchholz in der Leipziger Straße in einer
sorgsamen Auswahl aus. Es sind reizvoll far-
bige Wiederklänge von Landschaften. Die
meist stillen Naturstimmungen spiegeln sich in
der Auffassung von malerischen Tempera-
menten. Neben Rudolf Riester, Friedrich Karl
Gotsch, Fritz . Heidingsfeld, Carl Schneiders
und Hermann Teuber, die schon auf vielen
Ausstellungen hervorgetreten sind, treten
Ernst Wetzenstein mit Darstellungen von der
Küste, Elisabeth Freitag, E. A. von Mandelsloh
und Bernard Delsing. Curt Rothe malte das
winterliche Berchtesgadener Land und Curt
Georg Becker eine Nachtgewitterstimmung.
Figuren in der Landschaft behandelte Karl
Clobes in dunklen Farbentönungen.
Nach längerer Pause tritt auch die „All-
gemeine Deutsche Kunstgenossen-
schaft“ in den Festräumen des Stadt-
hauses Wilmersdorf wieder auf den
Plan. Das Gesamtbild ist vielseitig. Auch
weniger bekannten Malern, Bildhauern und
Graphikern ist hier Gelegenheit gegeben wor-
den, Arbeiten zu zeigen. Louis Lejeunes
„Falterndelft in Emden“, G. J. Kerns „Alte
Kirche in Bispingen“, Erich Martin Müllers
„Garten am Chiemsee“, Franz Martin Liin-
stroths „Berchtesgaden“, Wilhelm Beindorfs
„Läufer am Ziel“, Paul Betynas ..llavel“ und
Ottilie Reylaenders „Granada“ mögen als Ein-
zelheiten das Ganze dieser Schau charakteri-
sieren, die auch gute Blumenbilder von Adele
Finck, E. Schulze-Schulzendorf und Thesa
Steltzner bringt.
Tn der Weihnachtsausstellung, die der
„Deutsche Lyceum-Klub im deut-
 
Annotationen