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Wolf, Gunther
Satura mediaevalis: Gesammelte Schriften ; Hrsg. zum 65. Geburtstag (Band 3): Stauferzeit — Heidelberg, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.15265#0053

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Kaiser Friedrich II.

Friedrich IL, aus dem Haus der Hohenstaufen (Staufer), Sohn Kaiser Heinrichs VI.
und der Konstanze von Sizilien, Enkel Friedrich Barbarossas, wurde am 26.12.1194 in
Jesi (Prov. Ancona), das der Kaiser später wiederholt als sein ,Bethlehem' bezeichnete,
geboren. Nach dem Willen seiner Mutter Konstanze sollte er den Namen Konstantin tra-
gen, erhielt aber - der Tradition gemäß - bei der Taufe im Dom von Assisi, die Namen
seiner beiden Großväter: Friedrich Roger. Zur Zeit seiner Geburt schickte sich sein Vater
eben an, Sizilien zu unterwerfen.

Die ersten Lebensjahre verbrachte Friedrich in Foligno. Ende 1196 wählten ihn die
deutschen Fürsten in Frankfurt zum König, wobei sein Vater ihm das Reich, im Erbgang
mit Zustimmung der Fürsten, sichern wollte. Doch dieser Plan scheiterte.

Am 28.9.1197 starb Heinrich nach kurzer Krankheit, erst 31-jährig, als er eben ins Hei-
lige Land zum Kreuzzug aufbrechen wollte, auf der Höhe der Macht des mittelalterli-
chen römischen Reiches. Sein Tod bewirkte eine ungeheure Krise in allen seinen Län-
dern. Nach dem Tod ihres Gatten ließ Kaiserin Konstanze den jungen Friedrich nach Si-
zilien bringen, wo er am Pfingstsonntag (17.5.) 1198 zum König von Sizilien gekrönt
wurde.

Bald darauf starb auch Konstanze, nachdem sie zuvor Siziliens Verbindung zum Im-
perium und zu Deutschland - wo Friedrichs Oheim Philipp von Schwaben, statt des
minderjährigen Neffen, den Thron für sich selbst beanspruchte - gelöst und testamenta-
risch Papst Innozenz III. zum Vormund ihres Sohnes und zum Regenten des ohnehin
unter päpstlicher Oberlehnsherrschaft stehenden Königreiches bestimmt und ein Famili-
arenkollegium mit der Regierung Siziliens betraut hatte. Doch gelang es auch dem mäch-
tigen Papst nicht, das Königreich vor langjähriger Anarchie zu bewahren. Deutsche und
päpstliche Truppenführer und Legaten, die einheimischen Barone und die Sarazenen Si-
ziliens, Genueser und Pisaner, stritten um die Herrschaft. Nach dem Kanzler Walter von
Palearia bemächtigten sich die Deutschen Markward von Anweiler und Wilhelm Cappa-
rone der Herrschaft in Palermo und des jungen Königs, der bei diesen Kämpfen wieder-
holt Zeugnis seines Mutes, seiner Frühreife und des Bewußtseins seiner Würde ablegte.
Eine gewisse Beruhigung trat erst ein, als im November 1206 der Kanzler Walter von Pa-
learia Palermo wieder zurückgewinnen konnte und die Regierung im Namen Friedrichs
ausübte. Am 26.12.1208 wurde Friedrich mit 14 Jahren für mündig erklärt.

Friedrichs frühe Reife, aber auch Züge von Mißtrauen, Menschenverachtung und
Grausamkeit mögen auf die Erlebnisse seiner Kindheit und Jugend zurückzuführen sein,
in der er Spielball und Objekt bedenkenloser, um die Macht ringender Gruppen und Ein-
zelner gewesen ist. Über seine eigentliche Erziehung: wie, wann, worin und von wem,
wissen wir so gut wie nichts. Doch seine späteren Sprachkenntnisse, sein Interesse für
Naturwissenschaften und Mathematik, seine für einen Herrscher seiner Zeit bewun-
dernswerte universale Bildung scheinen damals, in Palermo, dem Schmelztiegel arabi-
scher, jüdischer, byzantinischer und lateinischer Kultur, das schon im 12. Jahrhundert
ein Mittelpunkt des Geisteslebens gewesen war, angelegt worden zu sein.

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