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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 18.1925

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Wind, Edgar: Zur Systematik der künstlerischen Probleme
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https://doi.org/10.11588/diglit.3820#0489

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486 EDGAR WIND.

äußerst glücklich gewählt. Sie bewährt sich als anschauliche Bestim-
mung, als Gleichnis. Addition und Division haben gar nicht die Be-
deutung mathematischer Termini, sondern kennzeichnen zwei gegen-
sätzliche Formen der anschaulichen Gliederung. Und wenn im Mathe-
matischen zwischen Addition und Division, arithmetisch betrachtet,
kein Tertium, geometrisch betrachtet, kein Unterschied zu finden war,
so ergibt sich beides um so leichter durch Beziehung auf eine Anti-
thetik anschaulicher Ordnungen. Der Gegensatz von »amorphen Ein-
heitswerten« und distinkten Einzelwerten«: liegt beiden Formen in
gleicher Weise zugrunde. Im Falle der >Division« ist die »amorphe
Einheit« das dominierende Moment und wird durch die ^Distinktion«
nur differenziert und so allererst zur Geltung gebracht. Im Falle der
Addition werden die »distinkten Einzelwerte« als solche miteinander
verbunden; und in dieser Verbindung bewährt sich wiederum die
Ordnung der »Einheit«. Wollte also Frankl die Bestimmungen, auf
die es ihm ankommt, exakt fixieren, so müßte er ihre Stelle zwischen
den beiden anschaulichen Ordnungen festlegen und sie als eine be-
sondere Form des »Ausgleichs« begreifen1). Allerdings wäre damit
die Sphäre des Anschaulichen verlassen, wir würden eine abstrakte
Formel, keine morphologische Bestimmung erhalten. Wir hätten die
Erscheinung als «Lösung« eines künstlerischen Problems gedeutet.

Dahin muß aber jeder Versuch führen, dem es wahrhaft auf
präzise Bestimmungen ankommt. Um ein exaktes Fundament zu ge-
winnen, muß man hinter Wölfflins Voraussetzungen zurückgehen.

') »Addition« und »Division« würden dann nicht mehr als extreme Gegensätze
einander gegenüberstehen: Während die »Division« radikal zur »amorphen Einheit«
hinneigen würde, wäre die 'Addition« etwa der mittlere Ausgleich.
 
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