RAHMEN, FORMENSCHÖNHEIT UND BILDINNERES. 93
er schneidet es also aus der Wandfläche aus, er überschneidet Wand
und Bild; jeder Rahmen überschneidet. Die Überschneidung aber ist
die wichtigste Tatsache der dritten Dimension, der Raumtiefe, der Per-
spektive, und jede Überschneidung rahmt, wie wir fanden, zwei
Flächen durcheinander. Bei Begegnung beider Flächen, der perspek-
tivisch hinteren und der perspektivisch vorderen, entsteht der Kontur
beziehungsweise die Silhouette. Kontur und Silhouette umschneiden,
umrahmen ihren Binnenraum. Der Kontur heißt ja auch Umriß, die
Silhouette Schattenriß wegen ihres umreißenden, umrahmenden Cha-
rakters. — Unter den Rahmenformen begegneten wir insbesondere
einer, der Parallelenrahmung, die sich auch noch für unregelmäßige
Linienführungen als verwendbar erwies. In eine Phalanx einander
rahmender Parallelen aber löst die Perspektive jedes Hintereinander
gleich gerichteter Dinge auf, also Häuserprofile wie Bergrücken oder
Küstenstreifen.
Unter den Künsten haben Baukunst und Plastik zur dritten, zur
Perspektive schaffenden Dimension wirklich-räumliche Beziehungen.
Somit haben sie solche Beziehungen auch zum Prinzip der Rahmung.
Baukunst und Plastik ergehen sich in reichen Überschneidungen, sie
schaffen also Formen, die einander mittels perspektivischer Ineinander-
schiebung rahmen. Hier sei übrigens nochmals an die durchlöcherte
Plastik erinnert, die dem Wechsel von Hohlräumen und Mauern
in der Architektur verwandt ist und die einen einzigen großen Zyklus
von rahmenden Überschneidungen als Vordergrund vor einen Hinter-
grund stellt. Übertroffen wird die wirklich-räumliche Perspektive der
Architektur und der Plastik aber noch von den perspektivischen Wir-
kungen des malerischen Scheins. In der Malerei kommen daher die
rahmenden Eigenschaften der Perspektive erst zu vollster Entfaltung,
und hier hilft die Perspektive nicht wenig mit, das Rahmungsprinzip
so weit in das Bildinnere hineinzuziehen, wie wir es im Vorstehenden
allenthalben einbezogen fanden.
er schneidet es also aus der Wandfläche aus, er überschneidet Wand
und Bild; jeder Rahmen überschneidet. Die Überschneidung aber ist
die wichtigste Tatsache der dritten Dimension, der Raumtiefe, der Per-
spektive, und jede Überschneidung rahmt, wie wir fanden, zwei
Flächen durcheinander. Bei Begegnung beider Flächen, der perspek-
tivisch hinteren und der perspektivisch vorderen, entsteht der Kontur
beziehungsweise die Silhouette. Kontur und Silhouette umschneiden,
umrahmen ihren Binnenraum. Der Kontur heißt ja auch Umriß, die
Silhouette Schattenriß wegen ihres umreißenden, umrahmenden Cha-
rakters. — Unter den Rahmenformen begegneten wir insbesondere
einer, der Parallelenrahmung, die sich auch noch für unregelmäßige
Linienführungen als verwendbar erwies. In eine Phalanx einander
rahmender Parallelen aber löst die Perspektive jedes Hintereinander
gleich gerichteter Dinge auf, also Häuserprofile wie Bergrücken oder
Küstenstreifen.
Unter den Künsten haben Baukunst und Plastik zur dritten, zur
Perspektive schaffenden Dimension wirklich-räumliche Beziehungen.
Somit haben sie solche Beziehungen auch zum Prinzip der Rahmung.
Baukunst und Plastik ergehen sich in reichen Überschneidungen, sie
schaffen also Formen, die einander mittels perspektivischer Ineinander-
schiebung rahmen. Hier sei übrigens nochmals an die durchlöcherte
Plastik erinnert, die dem Wechsel von Hohlräumen und Mauern
in der Architektur verwandt ist und die einen einzigen großen Zyklus
von rahmenden Überschneidungen als Vordergrund vor einen Hinter-
grund stellt. Übertroffen wird die wirklich-räumliche Perspektive der
Architektur und der Plastik aber noch von den perspektivischen Wir-
kungen des malerischen Scheins. In der Malerei kommen daher die
rahmenden Eigenschaften der Perspektive erst zu vollster Entfaltung,
und hier hilft die Perspektive nicht wenig mit, das Rahmungsprinzip
so weit in das Bildinnere hineinzuziehen, wie wir es im Vorstehenden
allenthalben einbezogen fanden.