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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 8.1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.3587#0122
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118 BESPRECHUNGEN.

ziehung gesetzt werden. Mit Hilfe von gut gewählten und zumeist überzeugenden
Beispielen, die vornehmlich der holländischen Landschafts- und Marinemalerei, aber
auch, an besonders wichtiger Stelle, der Genremalerei entnommen werden, wird
der Nachweis erbracht, daß die Umrisse, in denen die Geschichte des holländischen
Architekturbildes sich bewegt, sich mit denjenigen decken, die für die Entwicklung
der Raumdarstellung in der holländischen Malerei überhaupt gelten. Man wird
dem Verfasser für diese kurzen und zum Teil nur andeutenden Erörterungen, die
natürlich »nur so weit durchgeführt sind, als zur Klarstellung der Vorgänge im
Architekturbild notwendig ist«, dankbar sein und sie als sehr willkommenen Beitrag
zu einer allgemeinen Geschichte der holländischen Malerei im 17. Jahrhundert be-
grüßen, auch wenn man, wie der Rezensent, der Meinung ist, daß die Basierung
für eine solche schließlich doch eine andere wird sein müssen, als es nach den in
diesem Abschnitt gelegentlich gegebenen Andeutungen der Fall sein würde. Dem
Text des Buches ist dann noch ein Verzeichnis der Werke der einzelnen Architek-
turmaler angefügt, ebenfalls mit musterhafter Sorgfalt gearbeitet und von umso
größerem Wert, als Hofstede de Groot mit bewährter Hilfsbereitschaft dem Ver-
fasser seine Notizen zur Verfügung gestellt hatte. Endlich verdient auch die gute
Auswahl der zahlreichen Abbildungen, die dem Leser sofort ein übersichtliches Bild
der gesamten Entwicklung geben, hervorgehoben zu werden.

Es ist nun an dieser Stelle nicht möglich, auf die speziell kunsthistorischen
Fragen und ihre Beantwortung von Seiten des Verfassers einzugehen. Nur der
prinzipielle Standpunkt des Verfassers gegenüber den Problemen der heutigen
Kunstgeschichtsschreibung überhaupt soll deutlich werden.

Das Buch Jantzeus ist, wie bereits anzudeuten war, und ohne daß damit im
übrigen der selbständige Wert der Arbeit gemindert scheinen sollte, undenkbar
ohne das Vorbild Riegls und zumal seiner Schrift über das holländische Gruppen-
porträt (Jahrb. d. Kunsthist. Samml. des Allerh. Kaiserhauses, XXIII, 1902). Man
wird diesen Einfluß schon da zu erkennen haben, wo es zunächst wohl
scheinen möchte, als ob die Natur des von dem Verfasser gewählten Themas diese
Fragestellung von selbst und mit Notwendigkeit erfordere: in der Art, wie das
Problem der Raumdarstellung in den Mittelpunkt aller Untersuchungen gerückt ist.
Das mag uns heute, zumal nachdem das Buch Jantzens vorliegt, selbstverständlich
erscheinen, ist es aber in der Tat nicht, wie jeder Blick auf die ältere kunst-
historische Literatur sofort zeigt, und wenigstens nach dem Vorwort des Verfassers
scheint es, daß er sein Thema vornehmlich deshalb gewählt hat, weil ihm von hier
aus »in besonderem Maße« die »Klärung von Entwicklungsvorgängen der Raum-
darstellung in der nordischen Malerei« möglich schien. Wie dem auch sei, jeden-
falls ist die bewußte Umbildung der Kunstgeschichte zur Problemgeschichte und
die energische Hervorhebung des Raumproblems, in diesem Maße und in dieser
besonderen Ausprägung, nur durch den Einfluß Riegls zu erklären, der praktisch
und theoretisch die grundlegende Bedeutung dieser Fragestellung immer wieder
betont hat (vgl. etwa die gegen Karl Neumann gerichtete Anmerkung in der Gesch.
des hol!. Gruppenporträts, S. 207). Man würde diese Einwirkung viel zu eng
fassen, wenn man sie nur in dem zweiten, systematischen Teil von Jantzens Buch
(über »die Raumdarstellung der holländischen Malerei«) finden wollte. Auch in
dem ersten, eigentlich kunsthistorischen Teil, ist alles unter diesem Gesichtspunkt
gesehen, und so ergibt sich aus dem Vorwalten eines bestimmten Interesses die
Form der geistigen Durchdringung des Stoffes und die Zusammenfassung des Ganzen
zu einer gedanklich fest geschlossenen Einheit. Die konsequente Analyse der Kunst-
werke auf den Begriff der Raumdarstellung hin und das damit verbundene offen-
 
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