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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 8.1913

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Haußmann, J. F.: Die optischen Qualitäten in den Jugendwerken Tiecks
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https://doi.org/10.11588/diglit.3587#0614
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BEMERKUNGEN. 607

Im Anschluß an Haym (Die romantische Schule) fasse ich die Jugendperiode
von 1789—1796. Sie wird, wie Haym (S. 75) ausführt, »durch den Lovell auf der
einen, durch die Straußfedern und Peter Lebrecht auf der andern Seite repräsentiert«.
Von dieser Periode wurden bis zum Jahre 1795 alle poetischen Werke, vom Jahre
1796 nur eine Auswahl bearbeitet. Die Dichtungen umfassen 2245 S. nach »Ludwig
Tiecks Schriften« (Berlin, G. Reimer 1828 ff.) und 167 S. nach den von Köpke ver-
anstalteten »Nachgelassenen Schriften Tiecks« (Leipzig, Brockhaus, 1855), zusammen
also 2412 S.

Die Gruppierung der optischen Qualitäten folgt im wesentlichen derjenigen von
Ebbinghaus in seinem Werk »Grundzüge der Psychologie« (I. Halbband, Leipzig
1897, S. 180). Alle Farben zerfallen in zwei Hauptkategorien: I. Bunte Farben (B.
F. Farben im engeren Sinne), II. Nicht bunte Farben (N. b. F.). Bei den bunten
Farben unterscheiden wir: a) zwischen einfachen Farbenbezeichnungen (Einf. F. Bz.)
wie: Rot, Blau, Grün; b) komplizierten Farbenbezeichnungen (Kompl. F. Bz.) z. B.
Dunkelrot, Lichtgrün und andere. Unter der Rubrik c) »Bunt« sind alle die Be-
zeichnungen von B. F. untergebracht, die in ihrer Bezeichnung zwar auf bunte
Farben hinweisen, ohne diese jedoch direkt zu nennen, z. B. farbig, gemalt, scheckig
oder die Bezeichnung »Bunt« selbst. Das Schema für die bunten Farben wäre
somit:

I. B. F.

a) Einf. B. F.:

Rot, Purpur, Blau, Grün, Gelb.

b) Kompl. B. F.:

Nach Rot, Blau, Grün, Gelb hin.

c) Bunt.

Zu den nicht bunten Farben gehören:

1. Stumpfe Farben (St. F.). Hier kommen in Betracht »Blond, Braun, Falb«.

2. Neutrale Farben (N. F.): Schwarz, Weiß, Hell, Dunkel, Grau. In dieser
Kategorie sind unter a) diejenigen Prädikate untergebracht, die auf Dunkel (trübe,
unklar), unter b) diejenigen, welche mehr auf Hell (licht, klar, blaß, bleich) hin-
gehen. Natürlich läßt sich nur ein Teil der N. F. nach Dunkel und Hell hin son-
dern. Fälle, bei denen es sich um eine Erhellung aus vorhergehendem Dunkel
handelt, wurden zu »Hell« gerechnet, und umgekehrt. Zu den N. F. wurde auch
c) Grau gerechnet.

3. Glanz, Glut, Schein. Zu dieser Gruppe gehören Bezeichnungen wie: glänzen,
funkeln, schimmern, blinken usw.

4. Golden.

5. Silbern. Wendungen, bei denen eine Sinnesqualität in das Bereich einer
anderen eindringt, wurden der Rubrik »Silbern« nicht einverleibt, z. B. »Silbertöne
schlüpfen zu unsern Ohren« (Sommernacht, Nachg. Sehr. I, 7). »Der Gesang der
Nachtigallen schwoll wollüstig in hohe silberne Töne hinein« (Abdallah. 8, 82).
»Die Töne einer Laute kamen mir silbern durch die stille Nacht entgegen« (W. Lo-
Ve'l 6, 263). Solche und ähnliche Stellen machen es wahrscheinlich, daß auch dort,
wo von »silbernen Hörnern« (Nachg. Sehr. I, 184) gesprochen wird, eher der Klang
als die Farbe der Instrumente vorschwebt. — Das Schema für die nicht bunten
Farben (N. b. F.) lautet:

II. N. b. F.

1. St. F. (Blond, Braun, Falb).

2. N. F.

a) Nach Dunkel hin (trübe, unklar).
 
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