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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 9.1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.3043#0292

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286 BESPRECHUNGEN.

ich diese Klassifikation . . . Alle Worte vollends (mit Ausnahme der Eigennamen)
bezeichnen Arten.« Und so schiebt sich auch noch »das Wort, das nur die ge-
wöhnlichste Funktion und die banalste Seite einer Sache festhält, zwischen diese
Sache und uns .. .« Selbst »von unseren Gefühlen« erfassen wir »nur die unper-
sönliche Seite, die die Sprache ein für allemal hat festlegen können ...« Und »so
entgeht uns das Individuelle (im Leben) sogar in unserer eigenen Individualität«.

»Aber von Zeit zu Zeit erzeugt die Natur . . Seelen, die dem Leben unbe-
fangener gegenüberstehen.« Und das sind die Künstler. Und ihre Aufgabe ist es,
»dies innere Leben allmählich unserer Wahrnehmung zu erschließen« und »wenig-
stens für einen Augenblick . . . unsere Vorstellungen von Formen und Farben von
den Vorurteilen frei zu machen, die sich zwischen unsere Wahrnehmungen und
die Wirklichkeit geschoben haben«, in diesem Sinne »das tiefere, sonst unbeachtete
Wesen der Dinge und des seelischen Lebens zu erschließen und schließlich auch
»in uns, ganz in der Tiefe .. .« etwas aufleben und »erzittern« zu lassen, »das nur
auf seine Zeit wartete«.

Und was der Künstler so aus »einer natürlichen, der Struktur des Sinnes oder
des Bewußtseins eingeborenen Unbefangenheit« heraus tut, das versucht der Philo-
soph durch »gewollte, überlegte und systematische Unbefangenheit, die das Werk
der Reflexion ... ist«. Und so leuchtet eine ganze Weltauffassung1) durch jene
feine Analyse der verschiedenen Arten der Komik hindurch, die die weitesten Kreise
deutscher Leser in dieser Übersetzung dankbar aufnehmen werden.

Halle a. S.

Waldemar Conrad.

') Zur Orientierung über Bergson sei hingewiesen auf den Artikel von H.
Schoen, »Heinrich Bergsons philosophische Anschauungen« (Zeitschr. für Philos.
u. philos. Kritik 1912, Bd. 145) und die kurze Besprechung seiner früheren vier
philosophischen Hauptschriften von K. Prager (ebenda).
 
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