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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 9.1914

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Baerwald, Richard: Innere Nachahmung und Erinnerungsverklärung auf musikalischem Gebiete
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https://doi.org/10.11588/diglit.3043#0312

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306 RICHARD BAERWALD.

möglichen Antworten über Vorhandensein, Stärke und Häufigkeit der
behandelten Erscheinungen vorgeschrieben, daneben aber auch »Extra-
bogen« mit detaillierteren Schilderungen erbeten. Nur durch dieses
Vorgehen ließ sich eine zahlenmäßige Behandlung der Ergebnisse er-
reichen.)

Frage 22 (Vorfrage über ausübende oder rezeptive Beschäftigung
mit Musik).

Frage 23: »Haben Sie jemals bei sich jene Kapellmeisterbewegungen
beobachtet, die den musikalischen Gefühlsinhalt symbolisch zum Aus-
druck bringen, z. B. gleitende, wagerechte, weit ausladende Bewegungen
der flachen Hand bei majestätischen, Ballen der Faust bei kraftvollen
Stellen, gewaltsames Zusammenpressen der gefalteten Hände bei
höchster, bedrückender emotionaler Spannung? Oder sind Ihnen ähn-
lich symbolische Augen- und Atembewegungen vorgekommen, z. B.
tiefes Einatmen bei breiten, erhabenen Stellen?«

(Die Fassung dieser Frage war ungenau; ihre Beispiele gehören
zum Teil nicht zu den symbolisierenden, sondern zu den Auslösungs-
bewegungen. Vgl. S. 312—313. Trotzdem hat sie ihren Zweck erfüllt.)

Frage 24: »Machen Sie beim Denken oder Hören einer Melodie
oder Harmonie gelegentlich unwillkürlich die Klaviergriffe, Geigen-
griffe usw., die zur Hervorbringung des betreffenden Tongebildes er-
forderlich wären?«

Frage 25: »Haben Sie bemerkt, daß die in Frage 9, 23 und 24 er-
wähnten, das Hören begleitenden Bewegungen (lautes oder leises Mit-
singen, Kapellmeisterbewegungen, Taktmarkieren in irgendeiner Form,
Klaviergriffe) auf den ästhetischen Genuß des Kunstwerkes Einfluß
hatten, ja vielleicht ihn geradezu bedingten, so daß bei bewegungs-
losem Zuhören stärkere Gefühlswirkungen ausblieben? Antwort: a) Ich
habe nicht bemerkt, daß die Mitbewegungen den musikalischen Genuß
beeinflussen, b) Sie verstärken den Genuß, c) Ohne diese Bewegungen
komme ich zu keinem rechten Genuß.«

Frage 26: »A: Spielen Sie ein Stück auswendig?

B: Wenn ja, so verfolgen Sie, fern von Ihrem Instrument mit ge-
schlossenen Augen sitzend, das Musikstück in der Erinnerung und
beobachten Sie, welche Vorstellungsmaterialien dabei verwendet werden!
Wir lassen die Liste der Vorstellungsarten, die wahrscheinlich nur in
Betracht kommen können, folgen: 1. Tonvorstellungen. 2. Gesichts-
bild der gedruckten Noten. 3. Vorstellung der Kehlkopfbewegungen,
die nötig wären, die betreffenden Töne zu singen. 4. Motorische Vor-
stellungen der Arm-, Hand- und Fingerbewegungen, die nötig sind,
um die betreffenden Töne zu spielen. (Man denkt daran, wie die

Griffe sich anfühlen« usw.)
 
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