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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 9.1914

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Treu, Georg: Durchschnittsbild und Schönheit
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https://doi.org/10.11588/diglit.3043#0440

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434 GEORG TREU.

tung aufnahm. Sodann vereinigte er diese Aufnahmen auf derselben
Platte, indem er sie aufeinander photographierte. Die genaue Über-
einstimmung der Einzelaufnahmen in Stellung und Abmessung, sowie
ihre völlige Deckung in der Qesamtaufnahme sicherte er durch ein
auf der Visierscheibe angebrachtes Fadenkreuz, dessen Senkrechte die
Mittelachse des Gesichtes gab, während zwei wagerechte Linien Lage
und Abstand von Lid- und Mundspalte festlegten (vgl. Taf. V, Abb. 6).
Für die Vereinigung der Einzelaufnahmen im Sammelbild waren ferner
gleiche Stärke und Dauer der Belichtung von größter Wichtigkeit.
Sollten z. B. zehn Einzelaufnahmen auf derselben Platte zur Deckung
kommen und betrug die gesamte Expositionsdauer 20 Sekunden, so
durfte das einzelne Bild nur zwei Sekunden lang auf die Platte ein-
wirken. Um hierin zu größter Genauigkeit zu gelangen, verwendete
Galton künstliches Licht, konstruierte chronometrisch geregelte Ver-
schlüsse, einen Apparat mit sechs konvergierenden Linsen, welcher
die Übertragung von sechs Aufnahmen zu gleicher Zeit auf die ge-
meinsame Platte gestattete, und dergleichen mehr. Im übrigen habe
ich die technischen Einzelheiten von Galtons Verfahren hier nicht zu
schildern, sondern darf auf seine eigenen Ausführungen verweisen:
Francis Galton, Inquiries into Human Faculty and its Development
S. 8 ff. und 33Q ff. (London, Macmillan 1883; Neudruck in Everymans
Library 1910); Oeneric Images {Proceedings of the Royal Institution
of Oreat Britain Vol. IX, 1879, S. 161 ff.). Ein etwas vereinfachtes
Verfahren hat Bowditch vorgeschlagen in seiner Abhandlung: Are
Composite Photographs Typical Pictures ? (Mc Clure's Magazine, Sep-
tember 1894, S. 331 ff., besonders S. 342).

Erreicht wurde durch das geschilderte Verfahren, daß sich in dem
Sammelbild auf der photographischen Platte die gemeinsamen Züge
der aufgenommenen Einzelköpfe verstärkten, die abweichenden ver-
blaßten. Es werden damit also nicht nur grundlegende Hauptver-
hältnisse und Formen, sondern auch Umfang und Stärke der indi-
viduellen Abweichungen zur Anschauung gebracht — letzteres aller-
dings nur auf hinreichend großen und scharfen Abzügen. Auf unseren
stark verkleinerten Abbildungen ist hiervon wenig mehr zu sehen,
zumal die Druckstöcke nach wenig scharfen Diapositiven oder, wie
Abb. 3 auf Taf. V, nach einem bereits etwas verblaßten photographi-
schen Abzug hergestellt werden mußten. Es ließen sich aber gegen-
wärtig leider keine vollkommeneren Vorlagen herbeischaffen. Vielleicht
können wir demnächst in Luthers Archiv für Photographie Besseres
vorlegen.

Galton, ein Vetter Charles Darwins, hatte seine ersten Versuche
im Zusammenhang mit seinen Forschungen über Vererbungsgesetze
 
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