458 PAUL HOFMANN.
Wirkung auslöst, andere wieder versuchen an unser Problem heran-
zukommen, indem sie die Gefühlsbewegungen analysieren, welche das
Bewußtsein des Komischen begleiten; so wird auf die befreiende, er-
leichternde Wirkung des Komischen hingewiesen, und Hobbes und
einige von ihm beeinflußte vornehmlich englische Denker sehen in
der durch den komischen Eindruck bewirkten plötzlichen Steigerung
des Selbstgefühls das entscheidende Moment. Hierher gehört auch
Kants berühmte Formel: das Lachen ist ein Affekt aus der plötzlichen
Verwandlung einer gespannten Erwartung in Nichts, eine Auffassung,
der sich mehrere vortreffliche Untersuchungen späterer Zeit anschließen.
Verwandt sind weiter die Auffassungen, welche auf die im Komischen
auftretenden Werterlebnisse den Nachdruck legen. — Auch zur Be-
währung erkenntnistheoretischer oder metaphysischer Überzeugungen
ist die Analyse des Komischen benutzt worden; ich möchte hier
Schopenhauer erwähnen, dessen »plötzliche Wahrnehmung der Inkon-
gruenz zwischen einem Begriff und den realen Objekten« eine er-
kenntnistheoretische Bedeutung hat, und weiter möchte ich die
Schopenhauers Ansicht sehr nahe stehende Auffassung Bergsons an-
führen, der unter dem Banne seiner Gedanken über das Wesen des
Lebens das Komische aus dem Kontrast zwischen der Geschmeidig-
keit des Vitalen und der Zerstückung des Mechanischen, Künstlichen
oder Rationalen ableitet.
Diese Liste verschiedener Auffassungen ließe sich leicht verlängern,
sie genügt aber wohl, um uns die große Verschiedenartigkeit der
Lösungsversuche zum Bewußtsein zu bringen. Aber so groß auch
die Unterschiede dieser Ansichten sein mögen, eine etwas eindringendere
Betrachtung unseres Phänomens wird uns zeigen, daß eine ganze
Reihe jener Formeln wenigstens einzelne seiner Seiten ganz richtig
zur Darstellung bringt. Aus dieser Beobachtung dürfen wir das Ver-
trauen schöpfen, daß es auch eine Formel geben wird, die das Wesen
des Komischen ganz und in jedem Sinne trifft.
Wir wollen nun versuchen, uns selbst eine Meinung über unser
Phänomen zu bilden.
Wenn wir so an die Betrachtung der komischen Gegenstände
herangehen, so fällt uns zunächst ein eigentümlicher Zug ins Auge:
Das Komische will verstanden werden. Es ist ja eine bekannte Er-
scheinung, daß wir die komischen Eigenschaften eines Gegenstandes,
auch wenn wir sie selbst wohl bemerken, doch darum noch nicht
immer in ihrer Komik erfassen. Denken wir etwa an eine Karikatur.
Die bloß entstellende Wiedergabe eines Gegenstandes ist nicht komisch,
nur wenn wir erkennen, daß hier eine übertreibende Darstellung von
Zügen vorliegt, die dem Gegenstande wirklich eigen sind, wenn wir
Wirkung auslöst, andere wieder versuchen an unser Problem heran-
zukommen, indem sie die Gefühlsbewegungen analysieren, welche das
Bewußtsein des Komischen begleiten; so wird auf die befreiende, er-
leichternde Wirkung des Komischen hingewiesen, und Hobbes und
einige von ihm beeinflußte vornehmlich englische Denker sehen in
der durch den komischen Eindruck bewirkten plötzlichen Steigerung
des Selbstgefühls das entscheidende Moment. Hierher gehört auch
Kants berühmte Formel: das Lachen ist ein Affekt aus der plötzlichen
Verwandlung einer gespannten Erwartung in Nichts, eine Auffassung,
der sich mehrere vortreffliche Untersuchungen späterer Zeit anschließen.
Verwandt sind weiter die Auffassungen, welche auf die im Komischen
auftretenden Werterlebnisse den Nachdruck legen. — Auch zur Be-
währung erkenntnistheoretischer oder metaphysischer Überzeugungen
ist die Analyse des Komischen benutzt worden; ich möchte hier
Schopenhauer erwähnen, dessen »plötzliche Wahrnehmung der Inkon-
gruenz zwischen einem Begriff und den realen Objekten« eine er-
kenntnistheoretische Bedeutung hat, und weiter möchte ich die
Schopenhauers Ansicht sehr nahe stehende Auffassung Bergsons an-
führen, der unter dem Banne seiner Gedanken über das Wesen des
Lebens das Komische aus dem Kontrast zwischen der Geschmeidig-
keit des Vitalen und der Zerstückung des Mechanischen, Künstlichen
oder Rationalen ableitet.
Diese Liste verschiedener Auffassungen ließe sich leicht verlängern,
sie genügt aber wohl, um uns die große Verschiedenartigkeit der
Lösungsversuche zum Bewußtsein zu bringen. Aber so groß auch
die Unterschiede dieser Ansichten sein mögen, eine etwas eindringendere
Betrachtung unseres Phänomens wird uns zeigen, daß eine ganze
Reihe jener Formeln wenigstens einzelne seiner Seiten ganz richtig
zur Darstellung bringt. Aus dieser Beobachtung dürfen wir das Ver-
trauen schöpfen, daß es auch eine Formel geben wird, die das Wesen
des Komischen ganz und in jedem Sinne trifft.
Wir wollen nun versuchen, uns selbst eine Meinung über unser
Phänomen zu bilden.
Wenn wir so an die Betrachtung der komischen Gegenstände
herangehen, so fällt uns zunächst ein eigentümlicher Zug ins Auge:
Das Komische will verstanden werden. Es ist ja eine bekannte Er-
scheinung, daß wir die komischen Eigenschaften eines Gegenstandes,
auch wenn wir sie selbst wohl bemerken, doch darum noch nicht
immer in ihrer Komik erfassen. Denken wir etwa an eine Karikatur.
Die bloß entstellende Wiedergabe eines Gegenstandes ist nicht komisch,
nur wenn wir erkennen, daß hier eine übertreibende Darstellung von
Zügen vorliegt, die dem Gegenstande wirklich eigen sind, wenn wir