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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 14.1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.3620#0099
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Besprechungen.

Hugo Münsterberg, Grundzüge der Psychologie. 2. Aufl. Leipzig,
Verlag von J. A. Barth, 1918. gr. 8». XXVIII u. 564 S.

Es ist in dieser Zeitschrift bereits der Verdienste Münsterbergs um die Ästhetik
gedacht worden. Wenn ich auf das inzwischen erschienene Buch unsere Leser be-
sonders aufmerksam mache, so geschieht es, weil sie darin eine (von mir verfaßte)
Lebensschilderung und Kennzeichnung nebst einer Zusammenstellung der Haupt-
schriften finden und weil der Hinweis auf das Vorhandensein der Biographie sowie
des Schriftenverzeichnisses erwünscht sein mag. Vor allem aber sei das Buch hier
wegen des Abschnittes über Psychologie und Ästhetik genannt. Es ist, obwohl vor
zwanzig Jahren geschrieben, frisch und eigenartig. Die Grundfrage der Ästhetik
tautet nach Münsterberg: wie sollen wir die Welt auffassen, damit das Einzelne für
sich allein steht und nicht über sich hinausführt? Dies nämlich ist der Kern des
ästhetischen Seins. »Die Natur ist schön, wenn sie aufhört, im Sinne der Wissen-
schaft überhaupt Natur zu sein, wenn alle Zusammenhänge grundsätzlich fortfallen.«
Ähnlich in der Kunst: bei einer Bildsäule dürfen wir nicht an die Farben des wirk-
lichen Menschen, bei einem Liebesgedicht nicht an den Namen der Geliebten denken
usw. Aus dem so angedeuteten Sachverhalt ergeben sich zunächst Aufgaben des
Inhalts: wie ist unser Wille, das Einzelne in der Welt aufzufassen, von fremden
Subjektakten abhängig? und alsdann die normativ-ästhetischen Probleme: wie sollen
wir das Gegebene aus dem Zusammenhang herauslösen und umarbeiten, damit wir
es schlechthin als Einzelnes auffassen können? Mit beiden Problemgruppen wird
nirgends die Welt des Willens und der Werte verlassen; *sie können daher auch
keine einzige Frage einschließen, die sich durch eine physische oder psychologische
Kausaluntersuchung beantworten ließe«.

Daneben aber stehen viele für den Ästhetiker wichtige sozialpsychologische (der
vorher genannten ersten Fragegruppe beigeordnete) Untersuchungen und ferner in-
dividualpsychologische Forschungen, die der normativen Ästhetik entsprechen. Dort
handelt es sich um die ethnologischen Anfänge der Kunst, um Wandlungen des
Geschmacks und Ausprägung von Stilen, um rassenbiologische, ökonomische, soziale
und technische Verhältnisse aller Art; hier eröffnet sich das weite Gebiet der psycho-
logischen Experimentalforschung. Münsterberg selbst hat sie gefördert, indem er
verwickelte Formprobleme dem künstlichen Versuch zugänglich machte, worüber
Ziehens Nachruf auf Münsterberg (in unserer Zeitschrift) nachgelesen werden mag.
Das vorliegende Buch enthält keine Einzelheiten neben der soeben kurz wiederge-
gebenen Gliederung. Aber die Gliederung selber und der sie beherrschende Ge-
sichtspunkt verdienen bereits unsere volle Aufmerksamkeit.

Berlin. Max Dessoir.

Harald Hoff ding, Humor als Lebensgefühl (Der große Humor). Aus
dem Dänischen übersetzt von Heinrich Goebel. Leipzig, Teubner 1918. V
u. 205 S.
 
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