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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 31.1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.14170#0221
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BESPRECHUNGEN

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möchte, von Georg Lippold übernommen worden, der es im Geiste und Gedächtnis
seines Vorgängers fortführt. Die Anordnung des von ihm vorgelegten Teiles ist
naturgemäß die gleiche wie die in den beiden vor dem Kriege erschienenen Bänden.
Nach praktischen Angaben über das Material und die Maße, die bei allen Statuen
mit besonders gearbeiteten und zum Teil nicht zugehörigen Köpfen (wie Nr. 515,
524, 530, 569, 584) auch für diese anzugeben wären, folgt eine sorgfältige Be-
schreibung der Ergänzungen, bei der man dem Verfasser, von dessen minutiös
sorgfältiger Arbeit an den Denkmälern wir wiederholt Zeuge sein konnten, getrost
vertrauen wird. Nur eine kleine Berichtigung sei hier gestattet. Der Verfasser
nimmt an, daß bei der Victoria aus den Helenathermen in Rom Nr. 586, die mit
ihrem besser erhaltenen Gegenstück als ziemlich fest datierte Reliefs wichtige Denk-
mäler für die konstantinische Kunst darstellen, nur die obere Hälfte des Kopfes
ergänzt sei; dem widerspricht sowohl die von ihm angeführte Zeichnung, die
Ficcorini zu Anfang des 18. Jahrhunderts von dem Relief gemacht hat und in der
der Kopf fehlt, als auch die Aufnahme im Tafelband des Kataloges, bei der der
Kopf durch seine hellere Färbung deutlich als Ergänzung kenntlich ist. — An die
Angaben über die Ergänzungen schließt sich eine ausführliche antiquarische Be-
schreibung mit Erklärungen der Tracht und des ursprünglichen Aufbaues der oft
unrichtig ergänzten Bildwerke darauf wird bei den meisten Statuen das ihnen
zugrunde liegende Vorbild besprochen, das, wo es nachweisbar, durchweg im 5.
oder 4. Jahrhundert v. Chr. zu suchen ist. Meisternamen werden für dieses Vorbild
vorgeschlagen und erwogen; Wiederholungen desselben Vorbildes werden vermittelt.
Nachrichten über die Schicksale der Werke seit ihrer Auffindung beschließen die
einzelne Nummer. — Da die Herkunft des Bildwerkes nächst seiner Existenz über-
haupt die wesentliche Gegebenheit für die moderne wissenschaftliche Behandlung
darstellt — gleichsam zum „Material" hinzugehört —, so wäre nach unserem
Dafürhalten die Mitteilung hierüber, die bei den dekorativen Stücken und Archi-
tekturgliedern in der Sala Rotonda und in der Sala a croce greca leider überhaupt
unterbleibt, an den Anfang und nicht an das Ende der Besprechung zu setzen. Es
wäre bei der Bedeutung des Fundortes für die Datierung der Bildwerke zu über-
legen, ob nicht auch der Tafelband durch Angaben über die Herkunft zu be-
reichern wäre. Leider hat man sich bei diesem, trotz der sehr reichen Ausstattung,
nicht dazu entschließen können, eine Anzahl von offenbar alten Photographien —
sehr vielen Aufnahmen von Statuen und einer Reihe von Köpfen — durch brauch-
bare Abbildungen zu ersetzen. Durch den — oft nachträglich durch Abdecken
erzielten — schwarzen Hintergrund werden die Akzente an die Konturen der Bild-
werke verlegt, die ohne Kaum wie Schablonen, nicht wie Körper erscheinen. Eine
plastische Wirkung dieser Aufnahmen läßt sich durch ein mehr oder weniger sorg-
fältig mit Deckweiß aufgesetztes Licht nicht zurückgewinnen. Die Abbildungen
bleiben so vielfach ohne Relief und machen in ihrer Flachheit oft den Eindruck, als
seien sie Wiedergaben von Kameen, nicht von Körpern. Insbesondere bei Katalogen
sollte man Retusche auf jeden Fall vermeiden; der schwarze Hintergrund gehört
schon längst zu den überholten Requisiten der Atelierphotographie. Durch ihn
glaubte man offenbar einem Anspruch der Bildwerke auf Autonomie gegenüber
ihrer Umgebung gerecht zu werden, selbst wenn diese Werke, wie die meisten in
den drei Sälen, nicht autonome Körper gewesen sind, sondern — wie aus ihrer ver-
nachlässigten Rückseite noch heute zu erkennen ist, als Nischenfiguren oder Garten-
plastiken in einem reliefmäßigen Bezug zu ihrer Umgebung gestanden haben. Wir
bedauern diese mangelhaften Abbildungen umsomehr, als der Katalog andererseits
in einer Reihe von sehr guten Wiedergaben einen Maßstab für das bietet, was man
erwarten darf. Wir erwähnen die Abbildungen von zahlreichen Köpfen und vor
 
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