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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 31.1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.14170#0222
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BESPRECHUNGEN

allem die Aufnahmen von Einzelheiten der berühmten Porphyrsarkophage in der
Sala di croce greca. Bei der Gestaltung des Tafelbandes hätte man es auch be-
grüßt, wenn die Bildwerke der gleichen Fundgruppe, da sie im Text durch ihre
Katalognummer entsprechend der Aufstellung in den Sälen voneinander getrennt
besprochen werden mußten, auf den Tafeln zum mindesten vereinigt worden wären,
wie es etwa mit den Musen aus der sogenannten Villa des Brutus bei Tivoli zum
größten Teil geschehen ist. Man sucht vergeblich einen Plan zu erkennen, nach dem
die Hermen vom gleichen Fundort über zwölf Tafeln vermischt mit Bildwerken von
anderen Fundplätzen verteilt worden sind; auch für die Stücke aus Otricoli oder
Ostia in der Sala a croce greca wäre bei der Wichtigkeit der Fundgruppen und
geschlossener Fundplätze eine solche Zusammenstellung erwünscht gewesen. — Der
einzige wirklich empfindliche Mangel des Tafelbandes liegt jedoch in dem Fehlen
von Detailaufnahmen einiger wichtiger römischer Bildwerke; während die Köpfe
der zum Teil schon häufiger abgebildeten Kopien griechischer Statuen in zwei bis
drei Ansichten veröffentlicht werden, fehlt jede Teilaufnahme so wichtiger Bildwerke
wie der Statue des Augustus (565) und des C. Caesar (597) aus der Basilika von
Otricoli oder des Hermes mit Porträtkopf aus dem Grabe der Manilier in Rom
(561). Ebenso vermißt man die Köpfe der Telamone aus Tivoli (S. 151), bei denen
es sich um allgemein gehaltene Köpfe des Antinous handeln soll. Auch der Kopf
der bekannten Nervastatue in der Sala Rotonda (548) verdiente eine bessere Ver-
öffentlichung und ohne den modernen Eichenkranz. — Diese Vernachlässigung von
römischen Bildwerken, bei denen es sich in einem gewissen Sinne um originale
Erfindungen mit einer kultischen Bestimmung, zum mindesten nicht um Kopien
von dekorativem Werte handelt, die in zahlreichen Repliken zu belegen sind, wird
um so stärker empfunden, als Detailaufnahmen von ihnen bisher auch an keinem
anderen Orte veröffentlicht sind. Wir glauben, daß dieses Zurückstellen römischer
Kunst im Tafelband nicht zufällig ist, sondern auch im Text sich zu erkennen gibt.
G. Lippold hat sich durch Arbeiten auf dem Gebiete der Statuenkopien-.und Um-
bildungen klassischer Bildwerke in römischer Zeit unbestreitbare Verdienste er-
worben. Zwangsläufig wendet er sich auch bei der Bearbeitung der Bildwerke in
den drei Sälen des Museo Chiaramonti, von denen der erste fast ausschließlich, der
zweite zu einem großen Teil Kopien enthält, der Kopienkritik zu. Bei der Ein-
stellung Lippolds scheint uns der Blick manchmal allzu schnell von dem zu be-
sprechenden Objekt auf den hinter der Kopie stehenden klassischen Typus gerichtet
zu sein. Angaben über den Stil des in der Sammlung befindlichen Stückes sind oft
mit wenigen Worten abgetan, bisweilen verkürzen sie sich zu lakonischen Äuße-
rungen wie: geringe oder gute Arbeit, stilloses spätes Stück und ähnlichem, bis-
weilen fehlen selbst diese Wertungen, die nach einem Maßstab erfolgen, den anzu-
geben der Verfasser uns schuldig bleibt. Sein Verhältnis zu den von ihm beschriebenen
Bildwerken, die fast alle, mögen sie nun Kopien oder Originale sein, während der
römischen Kaiserzeit entstanden sind, ist von vornherein in einer sehr bestimmten
Weise auf die klassischen Vorbilder ausgerichtet, als seien die zu besprechenden,
in der Sammlung befindlichen Objekte nichts als die Spiegelbilder der vergangenen
Größe. Diese Haltung mag berechtigt sein, solange die Beziehungen zu diesem
Vorbild etwa durch die Wiederkehr derselben Züge an einer größeren Anzahl von
Repliken nachweisbar sind; sie wird gefährlich, wenn das Fundament fehlt. So ist
es unseres Dafürhaltens eine für den im ganzen durch seine Sachlichkeit ausgezeich-
neten Katalog unzulässige Behauptung, wenn der Verfasser von einem Bildwerk,
von dem er weder Vorbild noch Repliken kennt, erklärt, es sei in Anlage und
Erfindung eigenartig genug, um als getreue Kopie nach einem Werke des vierten
 
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