MODERNE KUNST IN DEN VEREINIGTEN STAATEN VON AMERIKA.
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aus der Technik des Treibens heraus ge-
dacht, daher ohne feste architektonische
Gliederung und reich mit Blattwerk oder
phantastischen Tiergebilden bedeckt. In der
gewöhnlichen Ware (die nur zu oft deutsche
Importware ist!) wie in den Sportgewinnen
u. dgl. macht sich leicht eine störende Über-
fülle von krausem Blattwerk und selbst eine
barocke Formbehandlung geltend; in den
feineren Arbeiten, die auf künstlerische
Durchbildung Anspruch machen, bewundern
wir die Phantasie in der Erfindung, den Ge-
schmack in der Anbringung von Steinen,
das Geschick im Nielliren wie im Tönen des
Silbers, worin sich die Amerikaner als glück-
liche Nachfolger der Japaner kennzeichnen.
Die Billigkeit des Silbers legte es nahe, allerlei
Gebrauchsgegenstände aus verschiedenem Material
in Silber zu fassen: so feinere Glas waren, meist aus
starkem geschliffenen Krystallglas von kräftiger Form
und wirkungsvollem Dekor; dann Arbeiten aus feinem
Leder der verschiedensten Tierhäute, Schlangen, Ei-
dechsen, Krokodile u. s. f., deren Tönung und Ver-
wendung von großem Reiz ist; die Fassung von
Thongefäßen, namentlich von der tief bräunlichen
Rookwoodware, auf denen in mattgoldigen Tönen
verschwimmende Zeichnungen mit phantastischer
Wirkung angebracht sind.
Alles andere Metall, das zu künstlerischem Dekor
verwendet wird, pflegt regelmäßig mit dem gleichen
Stilgefühl behandelt zu werden. Das Messing, das
der Amerikaner mit Vorliebe für Geländer, Griffe,
Thürangeln u. s. f. verwendet, wird dem Material
gemäß gedreht und polirt, nicht — wie bei uns in
Deutschland — in falscher Nachahmung von Bronze
mit zackigen Ornamenten überladen oder wie Zink-
guss behandelt. Die Bronze ist in den neuesten
Bauten mit Vorliebe angewendet: als Goldbronze bei
Dekorationen im Anschluss an Louis XVI- oder Em-
pirestil; weit häufiger unvergoldet, wo die Bronze
an Stelle des Messings tritt und dann regelmäßig
durch eine feine der Färbung des einzelnen Zimmers
oder Möbels entsprechende Patina abgetönt wird.
Auch hier, wie in der Technik der Bronze überhaupt
zeigen sich die Amerikaner wieder als die gelehrigen
Schüler der Japaner, ohne ihre Nachahmer zu werden.
Auch das Eisen behandeln sie in durchaus eigen-
artiger Weise, wobei nicht der Rundstab, wie in der
deutschen Renaissance, sondern das einfachere, der
Schmiedetechnik stilgemäßere Bandeisen das Leit-
motiv für. die Behandlung abgiebt. Die neben unserer
Kunstgewerbeblatt. N. F. V. H. 8.
Elektrischer Beleuchtungskörper; entworfen und ausgeführt
von P. Stotz in Stuttgart. (Chicago.)
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aus der Technik des Treibens heraus ge-
dacht, daher ohne feste architektonische
Gliederung und reich mit Blattwerk oder
phantastischen Tiergebilden bedeckt. In der
gewöhnlichen Ware (die nur zu oft deutsche
Importware ist!) wie in den Sportgewinnen
u. dgl. macht sich leicht eine störende Über-
fülle von krausem Blattwerk und selbst eine
barocke Formbehandlung geltend; in den
feineren Arbeiten, die auf künstlerische
Durchbildung Anspruch machen, bewundern
wir die Phantasie in der Erfindung, den Ge-
schmack in der Anbringung von Steinen,
das Geschick im Nielliren wie im Tönen des
Silbers, worin sich die Amerikaner als glück-
liche Nachfolger der Japaner kennzeichnen.
Die Billigkeit des Silbers legte es nahe, allerlei
Gebrauchsgegenstände aus verschiedenem Material
in Silber zu fassen: so feinere Glas waren, meist aus
starkem geschliffenen Krystallglas von kräftiger Form
und wirkungsvollem Dekor; dann Arbeiten aus feinem
Leder der verschiedensten Tierhäute, Schlangen, Ei-
dechsen, Krokodile u. s. f., deren Tönung und Ver-
wendung von großem Reiz ist; die Fassung von
Thongefäßen, namentlich von der tief bräunlichen
Rookwoodware, auf denen in mattgoldigen Tönen
verschwimmende Zeichnungen mit phantastischer
Wirkung angebracht sind.
Alles andere Metall, das zu künstlerischem Dekor
verwendet wird, pflegt regelmäßig mit dem gleichen
Stilgefühl behandelt zu werden. Das Messing, das
der Amerikaner mit Vorliebe für Geländer, Griffe,
Thürangeln u. s. f. verwendet, wird dem Material
gemäß gedreht und polirt, nicht — wie bei uns in
Deutschland — in falscher Nachahmung von Bronze
mit zackigen Ornamenten überladen oder wie Zink-
guss behandelt. Die Bronze ist in den neuesten
Bauten mit Vorliebe angewendet: als Goldbronze bei
Dekorationen im Anschluss an Louis XVI- oder Em-
pirestil; weit häufiger unvergoldet, wo die Bronze
an Stelle des Messings tritt und dann regelmäßig
durch eine feine der Färbung des einzelnen Zimmers
oder Möbels entsprechende Patina abgetönt wird.
Auch hier, wie in der Technik der Bronze überhaupt
zeigen sich die Amerikaner wieder als die gelehrigen
Schüler der Japaner, ohne ihre Nachahmer zu werden.
Auch das Eisen behandeln sie in durchaus eigen-
artiger Weise, wobei nicht der Rundstab, wie in der
deutschen Renaissance, sondern das einfachere, der
Schmiedetechnik stilgemäßere Bandeisen das Leit-
motiv für. die Behandlung abgiebt. Die neben unserer
Kunstgewerbeblatt. N. F. V. H. 8.
Elektrischer Beleuchtungskörper; entworfen und ausgeführt
von P. Stotz in Stuttgart. (Chicago.)
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