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Zeitschrift des Badischen Kunstgewerbevereins zu Karlsruhe — 5.1894

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3804#0260

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KLEINE MITTEILUNGEN.

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Hilfsmittel nicht, er ist es aber auch nicht, für den die
Sammlung in erster Linie angelegt worden ist. Berlin be-
sitzt in seinem königl. Kupferstichkabinett ein Institut ersten
Ranges für 'wissenschaftliche Zwecke. Die Ornamentstich-
sammlung des Kunstgewerbemuseums legte von vornherein
das Schwergewicht auf ihre Bedeutung als Vorbildersamm-
lung für das Kunstgewerbe. Auf Erwerbung von Selten-
heiten sowie auf Repräsentation der historischen Entwicke-
lung war es also nicht abgesehen. Die deutschen Formen-
schneider und Stecher des 15. und 16. Jahrhunderts sind
schwach vertreten. Von Dürer's Lehrmeister Wolgemut be-
sitzt die Sammlung nur ein Blatt, von Dürer selbst hat
sie wenig aufzuweisen, von Lucas Cranach d. ä., Burgk-

17., namentlich aber des 18. Jahrhunderts. Unter letzteren
finden wir fast alle Namen, die berühmten und unberühm-
ten. Hier auch nur annähernd eine Übersicht zu geben,
würde den Rahmen dieser Besprechung weit überschreiten.
Es genügt darauf hinzuweisen, dass die französischen und
deutschen Stecher des 18. Jahrhunderts zusammengenommen
ungefähr den dritten Teil der ganzen Sammlung ausmachen.
— An der Spitze der stattlichen Gruppe „Baukunst" finden
wir nicht weniger als achtzehn Vitruvausgaben, hierauf folgt
eine glänzende Repräsentation der Werke Vignolas, Serlios,
Palladios, ihnen schließen sich Ducerceau, Le Pautre, Le
Blond, Blondel, Schübler, Kleiner u. a. an, während Meister
zweiten und dritten Ranges das Bild nach allen Seiten ab-

Tischgestell in Boullearbeit ans dem Kunstgewerbemuseum zu Leipzig. (Privatbesitz.)

mair, dem jüngeren Holbein, Vogtherr, Urs, Graf Amman,
Brosamer, Pencz, Beham, Aldegrever, Stimmer, Zündt, G.,
H. und Th. Bang, Zan etc. finden wir nur einzelne Blätter.
Virgil Solis, ebenso Sibmacher, Hirsvogel und Wechter sind
besser vertreten, dagegen fehlen Arbeiten von Dürer's Schü-
ler Schäufelin, von Springinklee, Guldenmundt, Lauten-
sack, Altdorfer, N. Manuel Deutsch, L. Cranach d. j., Binck,
Flynt, Woensam u. a. ganz, während die Hopfer bloß in
einem späten Neudruck vorhanden sind. — Von den Nieder-
ländern des 16. Jahrhunderts finden wir über ein Dutzend
der besten Namen, aber auch größtenteils nur in wenigen
Blättern. Ahnlich steht es mit den Italienern. Die Haupt-
stärke der Sammlung beruht auf Werken architektonischen
Inhalts im weitesten Sinne sowie auf Sammelwerken und
Einzelblättern deutscher und französischer Ornamentisten des

runden und vervollständigen. Wir konnten in diesen wenigen
Zeilen den Charakter der Berliner Ornamentstichsammlung
nur kurz andeuten. Der trefflich gearbeitete Katalog, der
in allen Teilen die fachkundige Hand des Verfassers erkennen
lässt, kann allein ein richtiges Bild von dem ansehnlichen
Besitz und dem für die Kunstindustrie ungemein anregenden
Inhalt der Sammlung geben. Eine große Zahl von Ab-
bildungen führt die Fülle und Mannigfaltigkeit der Vor-
bilder auf den verschiedensten Gebieten in charakteristischen
Beispielen vor Augen und ladet Künstler und Kunstfreund
ein, sich mit einem Schatz anregender Formen und künst-
lerischer Gedanken vertraut zu machen, der seinen Wert
auch dann nicht verlieren wird, wenn das mit der Kunst
verbundene Gewerbe, zu voller Selbständigkeit erstarkt, in
Bahnen weiter schreiten wird, die es sich selbst geschaffen.
 
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