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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 36.1915

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Breuer, Robert: Deutsche Maler: zu der Ausstellung bei Fritz Gurlitt, Berlin, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.8676#0017

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PAUL MEYERHEIM

BERLIN.

»HARZLANDSCHAFT MIT SCHAFHERDE«

DEUTSCHE MALER.

ZU DER AUSSTELLUNG BEI FRITZ GURLITT - BERLIN.
VON ROBERT BREUER.

Diese kleine, aber sehr gewählte Ausstellung
beweist, daß es falsch ist, den Deutschen
die Kunst des Sammelns abzustreiten. Wohl
mangeln uns die großen glänzenden Sammlungen
der Amerikaner und Engländer und nicht we-
niger die mit dem Raffinement, das Genera-
tionen züchteten, gepflegten der Franzosen.
Aber es gibt bei uns das, was man eine Samm-
lung für den bürgerlichen Gebrauch nennen
möchte. Neben ganz wenigen wirklich großen
Sammlern, die gegenwärtig zumeist unter Bodes
Führung die Erbschaft für irgendein Museum
zusammen bringen, und darum ihren Ehrgeiz
in teuren und berühmten Stücken finden, leben
unter uns wohlerzogene Bürger, denen es
FamilienV-adition ist, die Bildnisse der Väter
und Großväter und daneben noch irgendeine
bescheidene Landschaft oder einen Anklang
milder Romantik im Wohnzimmer hängen zu

haben. Diese sympathischen Leute wissen meist
wenig von den Preisen und Börsenwerten ihrer
Bilder; dafür kennen sie aber fast stets einige
flüchtige und bescheidene Anekdoten aus dem
Leben der ihnen vertrauten Künstler, auch
wissen sie oft genug zu berichten, welche Heiter-
keit die bunte Tafel dem Familienleben schon
bereitet hat. Es ist selbstverständlich, daß diese
Malereien und Lebensgenossen des guten deut-
schen Bürgers nicht das Format der Ausstel-
lungen und Museen haben, und daß sie auch
nicht zu den sogenannten Hauptwerken ihrer
Meister gehören. Aber gerade darum, weil sie
den Umfang, den die deutsche Malerei wirklich
beherrscht, nie übersteigen, und weil sie ohne
repräsentativen Nebenzweck, als Handschrift
des Künstlers und Vergnügen des Besitzers ent-
standen sind, sind sie von jener Lebensnaivität,
die aller Kunst, besonders aber der deutschen,

XVIII. April 1915. 1

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