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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 38.1916

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Zimmermann, Ernst: Kunstverständnis-Möglichkeiten Einst und Jetzt
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https://doi.org/10.11588/diglit.8538#0034

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ALBERT WEISGERBER i

»AM SEE« (SKIZZE).

KUNSTVERSTÄNDNIS-MÖGLICHKEITEN EINST UND JETZT.

VON ERNST ZIMMERMANN.

K

üch

eine Frage, daß heute und schon seit ge-
raumer Zeit die Kunst in unserem öffent-
en-, wie privaten Leben einen Raum ein-
n,nimt, wie wohl nie zuvor. Man blicke nur
j"11 sich! Wohin man schaut, umgeben uns
,lnße, die, wenn sie nicht Kunstwerke an sich
^lnd, doch in irgend einer Weise, sei es durch
^fe Ausbildung ihrer Grundformen oder durch
^ Zutaten ihrer Ornamentik über die Einfach-
st und Nüchternheit ihrer rein praktischen
k ^altung hinausgehoben sind und damit sich
desUllS an 'Cne Gefühle wenden, die die Träger
gen a^emeulen Kunstempfindens zu sein pfle-
eine ^f können uns heute in der Tat kaum
ganz"1 Pe^ens*ant^ vorstellen, er diene denn
kü .?u^*ernen Zwecken oder verlöre durch
^urch ■S°'le ^utat an Brauchbarkeit, der nicht
höher ^ ^uns* m lr&en^ einer Weise seine
Wiref?. ^eihe empfangen zu haben scheint,
kaum jnnen uns keinen Saal, kein Zimmer, ja
in deneCn frm^c^sten Haushalt mehr denken,
Zeich n. nicht Werke der bildenden, wie der
s° ßer-eriSC^en Künste, und seien sie auch noch
indem ■ &° Wert, die Augen auf sich lenken,
Sle ihnen durch ihre Anwesenheit zu-

gleich eine höhere Vollkommenheit zu geben
scheinen. Dazu kamen dann noch bis vor
kurzem die vielen Ausstellungen, die großen
wie die kleinen und an vielen Orten zugleich, an
denen die Kunst Jahr für Jahr zu Markte ge-
tragen wurde, kommen noch die vielen Kunst-
handlungen und Luxusgeschäfte in allen größe-
ren Städten, aus denen beständig Kunst in
unser privates Leben strömt. Es ist eine Quan-
tität an Kunst, die unsere Zeit erzeugt, die
einzig dasteht, die fast beängstigend wirken
muß, bedenkt man, wie leicht der Übersättigung
der Ekel folgen und damit ein Zeitalter herauf-
führen kann, das ganz anderen Idealen zu-
streben wird, als das unsrige.

Und so müßte unsere Zeit eigentlich, wenn
Quantität Qualität bedeutete, ein goldenes Zeit-
alter der Kunst sein, wie es bisher ein solches
kaum gegeben; ein Zeitalter, in dem die Kunst
wirklich ein Teil des Lebensinhalts des Men-
schen geworden ist, wie kaum je zuvor. Daß
beides leider in keiner Weise der Fall ist, das
wird wohl niemand leugnen können, der unsere
Zeitverhältnisse wirklich kennt und fähig ist
zugleich, sie mit vergangenen zu vergleichen, das

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