JOS. WACKERLE-
BERLIN.
»TÜRBEKRÖNUNG«
ERLWEINS NACHFOLGE - PROF. HANS POELZIG.
Am 2. Mai folgte Professor Hans Poe 1 zig dem
X~\. im Oktober 1914 bei einer Liebesgaben-
fahrt an der Westfront tödlich verunglückten
Hans Erlwein auf dem Posten des Stadtbau-
rats für das Hochbauwesen in Dresden.
Damit ist für die sächsische Hauptstadt die
Frage nach einem der Nachfolge Erlweins wür-
digen Stadtbaumeister aufs glücklichste gelöst.
— Poelzig und Erlwein stammen fast aus der-
selben Generation: Poelzig ist 47 Jahre alt,
Erlwein starb als 42 jähriger. Verblüffend ähneln
sich die Aufgaben, die beide zu lösen hatten
und in denen sie sich hervortaten. In großen
Industrie - Anlagen verschiedenster Art wie
Schlachthof, Wasserwerk, Gasometer, Tal-
sperre, Wasserturm, Fabriken erwiesen sie
sich als hervorragende Bau - Ingenieure, die
gleichwohl über die Nutzanwendung ihrer Bau-
ten zu künstlerischer architektonischer Gestal-
tung kamen. Beide sind glänzende Ausstellungs-
ßaumeister, Erlweins Planung der Internatio-
nalen Hygiene-Ausstellung in Dresden ist nicht
weniger berühmt wie Poelzigs Anlage der
Jahrhundert-Ausstellung in Breslau. Erlweins
Schulen und Mietshäuserkomplexe, Poelzigs
Wohnhausstraße zeigen ihre Meisterschaft in
der modernen Großstadtfassade wie in der
Innengestaltung. Ihre vorzüglich gelungenen
Um- und Anbauten wertvoller historischer Bau-
werke rühmen ihr feines Stilgefühl. — Alle
diese Aufgaben wiederholen sich ununter-
brochen in Dresden. Denn diese einstige Pro-
vinz-Residenz ist längst zur modernen Groß-
stadt geworden mit mächtigem Expansions-
und innerem Entwicklungstrieb. Erlwein kam
vor zwölf Jahren gerade recht, um diesen Auf-
schwung in gesunde Wege zu leiten. Seine
Leistungen bleiben unvergessen. Er hatte so-
fort erkannt, worauf es ankam, um dieses stür-
mische Wachstum in Einklang mit der großen
architektonischen Tradition zu bringen. Ver-
fehltes aus den bösen Jahrzehnten seit 70 war
freilich nicht wieder gut zu machen, Unglücks-
fälle konnten nicht verhindert werden. Aber
überall wo Erlwein selbst eingriff — und er
war nie sklavisch - abhängig oder kleinlich —
hatte er eine glückliche Hand. Seine Ausge-
staltung des Neustädter Elbufers, die ihrer Aus-
führung harrt, ist die beinahe einzig mögliche
Lösung des ungemein wichtigen städtebaulichen
BERLIN.
»TÜRBEKRÖNUNG«
ERLWEINS NACHFOLGE - PROF. HANS POELZIG.
Am 2. Mai folgte Professor Hans Poe 1 zig dem
X~\. im Oktober 1914 bei einer Liebesgaben-
fahrt an der Westfront tödlich verunglückten
Hans Erlwein auf dem Posten des Stadtbau-
rats für das Hochbauwesen in Dresden.
Damit ist für die sächsische Hauptstadt die
Frage nach einem der Nachfolge Erlweins wür-
digen Stadtbaumeister aufs glücklichste gelöst.
— Poelzig und Erlwein stammen fast aus der-
selben Generation: Poelzig ist 47 Jahre alt,
Erlwein starb als 42 jähriger. Verblüffend ähneln
sich die Aufgaben, die beide zu lösen hatten
und in denen sie sich hervortaten. In großen
Industrie - Anlagen verschiedenster Art wie
Schlachthof, Wasserwerk, Gasometer, Tal-
sperre, Wasserturm, Fabriken erwiesen sie
sich als hervorragende Bau - Ingenieure, die
gleichwohl über die Nutzanwendung ihrer Bau-
ten zu künstlerischer architektonischer Gestal-
tung kamen. Beide sind glänzende Ausstellungs-
ßaumeister, Erlweins Planung der Internatio-
nalen Hygiene-Ausstellung in Dresden ist nicht
weniger berühmt wie Poelzigs Anlage der
Jahrhundert-Ausstellung in Breslau. Erlweins
Schulen und Mietshäuserkomplexe, Poelzigs
Wohnhausstraße zeigen ihre Meisterschaft in
der modernen Großstadtfassade wie in der
Innengestaltung. Ihre vorzüglich gelungenen
Um- und Anbauten wertvoller historischer Bau-
werke rühmen ihr feines Stilgefühl. — Alle
diese Aufgaben wiederholen sich ununter-
brochen in Dresden. Denn diese einstige Pro-
vinz-Residenz ist längst zur modernen Groß-
stadt geworden mit mächtigem Expansions-
und innerem Entwicklungstrieb. Erlwein kam
vor zwölf Jahren gerade recht, um diesen Auf-
schwung in gesunde Wege zu leiten. Seine
Leistungen bleiben unvergessen. Er hatte so-
fort erkannt, worauf es ankam, um dieses stür-
mische Wachstum in Einklang mit der großen
architektonischen Tradition zu bringen. Ver-
fehltes aus den bösen Jahrzehnten seit 70 war
freilich nicht wieder gut zu machen, Unglücks-
fälle konnten nicht verhindert werden. Aber
überall wo Erlwein selbst eingriff — und er
war nie sklavisch - abhängig oder kleinlich —
hatte er eine glückliche Hand. Seine Ausge-
staltung des Neustädter Elbufers, die ihrer Aus-
führung harrt, ist die beinahe einzig mögliche
Lösung des ungemein wichtigen städtebaulichen