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‘•24 Das kränkt jeden Biedermann.

hurrahten und die Hüte und Mützen schwenkten, blieben wir
mit unserem vollgepfropften Karren stockstill auf der Bahn hal-
tend, und nun hätten Sic einmal das Gelache und Gejubele
von dem Gesindel hören sollen, das sich erst geärgert hatte, j
daß cs dablcibcn mußte. Sic waren gerade wie toll, oder '
vom Bösen besessen und schrieen und jubelten und tanzten ans
einem Bein und schwenkten die alten Mützen um die Köpfe
: — und wir saßen indessen oben in Hemdsärmeln ans dem
Karren, und wußten vor Scham und Aerger gar nicht, wie !
wir wieder hinunter kommen sollten. Und nachher frugen sic
uns noch „wie cS uns gefallen hätte mit der Eisenbahn zu '
fahren und — ob cs hübsch wäre" — hol sie der Teufel.

Das Alles hatten wir aber nur dem — na, ich will
nicht schimpfen, sonst verklagt er mich am Ende, und dann
kann i ch »och Strafe dazu bezahle», denn nachher bekümmert I
j sich die Polizei darum — das Alles hatten wir nur dem —
Herrn Kondukteur zu verdanken, aber vergessen thu' ich's ihm
i nicht; und cs kommt vielleicht einmal eine Zeit, wo ich's ihm
1 heimzahlen kann.

So — nun wissen Sie die ganze Geschichte, und ob
! das nicht schändlich war, mögen Sie selber sagen.

Ich bleibe indessen Ihr ergebenster

Heinrich Weißhammer, Klempner-Meister.

Ein sehr wirksames Heilmittel.

Ein Kaufmann, der mit sehr bedeutenden Passiven
seine Zahlungen einstellte, crkrankle bald darauf sehr bedenklich,
>o zwar, daß er mehrere Monate das Zimmer nicht verlassen

Ein sehr wirksames Heilmittel.

konnte, dcmungeachtct wurden seine Angelegenheiten durch sei-
nen Compagnon derart arrangirt, daß er seine Gläubiger mit
fünfzig Prozent befriedigte. Als nun der Fallitc nach der
Genesung seinen ersten Spaziergang durch die Stadt machte,
äußerte er sich zu einem ihn begegnenden Freunde, wie wohl die
Frühjahrssonne auf seine nun wicdcrkehrcnde Gesundheit wirke.

„Man sieht cs Ihnen an," crwiederte der Freund, „Sie
sehen heute um fünfzig Prozent besser ans."

Der Philosoph.

„Wos sö haben gemacht für Geschrei mit dö eiserne
Kassen, und woS haßt'ö? Wann jetzt salliren die besten
Kaflcnt', brenn' ich doch ab mit meine Wechselche. —"

I

Aus dem Gymnasium.

Ein Schüler konnte cs, trotz der besten Arbeiten, seinem
Lehrer nie ganz recht machen. Einstmals gab dieser seinen
Schülern das Thema zur Bearbeitung: die Gefühle zu schil-
dern, die ein im Walde Verirrter und vor Erschlaffung Ein-
gcschlafcncr, bei dem durch einen morgens vorbeifahrendc» Eisen-
bahnzug hcrvorgcrusencn Erwachen haben müsse. Der genannte
Schüler lieferte wiederum eine ganz tüchtige Arbeit; allein der
Lehrer mußte doch etwas daran auszusctzcn haben. Dies that
er denn auch mit folgenden Worten: „Ihre Arbeit ist im Gan-
zen als eine gelungene zu bezeichnen; allein Eines ist mir dar-
in ausgefallen; Sic lassen nämlich den Verirrten schon früh
um vier Uhr aufwachen; so früh aber fährt ja gar kein Zug."
Schnell versetzte der resolute Schüler: „Herr Professor, es war
ein Ertdazng!"

Redaktion: Easp. Braun & Friedr. Schneider. — München, Verlag von Braun & Schneider

Schnellpresseiidruck von C N. Schurich in München.
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ein sehr wirksames Heilmittel" "Der Philosoph"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Genesung
Kaufmann <Motiv>
Verlust
Safe
Gespräch <Motiv>
Kapital
Karikatur
Krankheit
Schulden
Satirische Zeitschrift
Juden

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
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Public Domain Mark 1.0
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Fliegende Blätter, 28.1858, Nr. 655, S. 24

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