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30

Trinkers Brevier

I. TrinKcrweisheit.

inweg mit diesem Fingcrhut,

Her mit dem Hcnkclkruge,

Nun schlürft in echtem Trinkermuth
Weisheit mir jedem Zuge!

Herr Bruder, auf aus deinem Traum, !
Das volle Glas zum Munde!

Wer oben bleibt schlürft eitel Schaum,
Die Weisheit liegt im Grunde.

Laßt dem Philister seinen Quark,
Wer recht versteht zu trinken,

Dem muß bis in der Seele Mark
Der Strahl der Weisheit finken.

Dem ist die Welt ein off'nes Buch,
Das Leben ein voller Becher,

Daran trinkt er sich nie genug,

Der immcrdurst'gc Zecher.

Komm, Schenkin, gib noch einen Kuß
Und sieh mein Haupt, das heiße, —
Recht hast du Freund Copernikus, —
Die Erde geht im Kreise!

Und sank die Sonn' auch jetzt hinab,
Laßt uns darnm nicht greinen,

So wird sie morgen neu herab
In uns're Becher scheinen.

II. Trinkers Liebe.

ie große, tiefe Liebe,

. Die läßt mir keine Raft,

- ' Sie hat die tiefsten Triebe
In meiner Brust erfaßt.
Komm, Liebchen, Fläschchen,
Mund an Mund,
Daß ich Dir sch' bis aus den
Grund, '

Bis ich dich kenne ganz und
gar,

Bis mir das letzte Räthsel
klar, — —

Die Lieb' ist gar zu groß.

Zch halt' es nicht mit Einer,

Die Lieb' ist gar zu groß,

Gethcilt, wird sic nicht kleiner,

Und Scheiden ist ihr Loos.

D'rum Liebchen, Fläschchen, fahr nur hin,
Du sichst, wie sehr ich selig bi»,

Ich muß nach einer Andern sch'»,

Sonst muß vor Sehnsucht ich vergeh'»,
Die Lieb' ist gar zu groß.

Nun Hab' ich satt die Kleinen
Mit ihren Röcklein bunt,

Es sehnt mich nach der Einen,

So groß, so stark, so rund.

O Fäßlcin mit dem süßen Spund,

Tief in des Kellers kühlem Grund,
Hör', ew'gc Treue schwör' ich Dir,

Bor Glück vergeh'» die Sinne mir,

Die Lieb' ist gar zu groß.

III. Ein Trinklied vom Main.

nd wär' der Mas» ein
großes Faß,
Wir tränken's dennoch
leer

Und schickte» manchen
guten Spaß
Lautjubelnd hinterher.
Ob Bier, ob Wein, wer
fragt darnach
Zm hellen Frühlings-
schein ?

Und tränken wir auch
Nacht und Tag,
'S müßt ausgctrunken
sein.

Und wär' die Blüthcnfiur im Mai
'Ne bunte Mädchcnschaar,

Wir küßten alle nach der Reih'

Auf's rothe Lippcnpaar.

Ob schwarz, ob blond, wer fragt darnach?

Ihr holden Mägdelein,

Und küßten wir auch Nacht und Tag,

Müßt all' gcküffct sein.

Das Leben ist ein altes Lied
Mit bunter Melodei,

Wie's auch an uns vorüberzieht,

Wir sind mit Lust dabei.

Ob Ernst, ob Scherz, wer fragt darnach? —

Klingt auch ein Mißton d'rein:

Wir singcn's fröhlich Nacht und Tag,

Es muß gesungen sein.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Trinkers Brevier"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Trinken <Motiv>
Fass
Rankenwerk
Alkoholkonsum <Motiv>
Karikatur
Trunkenheit <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Bewohnte Initiale

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 28.1858, Nr. 656, S. 30
 
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