Fliegende Blätter (32.1860 (Nr. 757-782))

Mütterlicher Nath.

Unglück im Spick, Glück in der Licbc. 125

Wenn ich mir denken sollt', daß Du
Einst ständ'st in einem Brief —

D Lotte, gute Lotte, glaub',

Daß ich im Grab' nicht schlief.

D'rum sag' ich Dir, nimm Dich in Acht
Vor Dichtern groß und klein,

Du sieh'st, mit welcher Münze einst
Du würd'st bezahlet sein."

Unglück im Spiel — Glück in der Liebe.

Mann (seine leere Geldbörse auf den Tisch werfend):
„G'rad recht g'schieht mir, warum spiele ich, — aber cs ist
doch merkwürdig, allemal und allemal verlieren!"

Frau: „Unglück im Spiel — Glück in der Licbc!"

Mann: „Jetzt sei mir nur mit dem Malcfizsprichwort
still, — oder Hab' ich einmal Glück in der Liebe gehabt?"
Frau: „So! — das sehe ich nicht ein."

Mann: „Nicht? — Nun, so will ich Dir's sagen:

Meine erste Geliebte ist mit einem Schauspieler durchgegangen,
meine zweite ist vierzehn Tage vor der Hochzeit gestorben,
meine dritte hat mich sitzen lassen, und meine vierte Du
ist meine Frau geworden!"

Frau Mama legt die Brille weg
So hastig, wie sic thut,

Wenn etwas ihren Zorn gereizt,

Wenn wallt ihr stürmisch' Blut.

„Ja! schändlich ist's, wenn nach dem Tod'

Geheimes man enthüllt,

Was jedes echte Wcibcrherz
Mit Wuth und Scham erfüllt.

Da lcs' ich in den Briefen jetzt
Von unfern Dichtern groß,

Wie man die kleinste Liebcssach'

Vor Allen leget blos.

Das ist der Dank, daß manche Frau
Und Mädchen unbedacht
Den Dichtern ihre Lebensbahn
Durch Freundschaft süß gemacht.

Nun wird vcrmüthct, wird geforscht,

Gesprochen hin und her,

Bis auf der reinsten Fraucnseel'

Verdacht sitzt fest und schwer.

Ich weiß gar nicht, was solches Zeug
Nur nützen soll der Welt
Wie Juden alt' Gerumpel, so
Macht Briefe man zu Geld.