B e r st i m m u n g.
Briefbot' ist's, er bringt mir Brief und Geld!
Was hör' ich? — Süße Töne! — Gold'ne Welt,
v'm Rosenlicht strahlst Du nun plötzlich wieder!
~af5 Dich umarmen, Bote, brav und bieder! —
Wo ist mein Paletot — mein Schirm — mein Hut?
In jenem Keller heut' war's doch ganz gut.
Das Bier zwar jung, das Beefsteak aber zart.
Das hübsche Mädel von pikanter Art. —
Gut',, Morgen Jnugens, Freunde, Hcrzensbriidcr!
Da habt Ihr mich fidelen Bruder wieder!
Hab' heute früh ein wenig zwar gegrollt,
Doch nun macht mit mir was Ihr immer wollt!"
Bort heil treibt's Handwerk.
Zwei Socialdemokraten unterhalten sich über die theuere
-6cit. „Max," sagt Moritz, „bei den hohen Preisen bleibt
Rir kaum mehr ein Sechser für Schnaps. Wie geht's denn
Dir?" — „ „O gut, ich trinke seit zwei Jahren für einen
Sechser Kümmel umsonst und das jeden Tag."" — „Dunncr-
'octtcr, wie machst Du denn das?" — „ „Nun Du, als alter
freund darfst cs ivissen. Ich habe zwei kleine, ganz gleiche
Flaschen, in die für einen Sechser Kümmel geht; dann habe
! rch ili meinem Portemonnaie einen falschen Sechser das ist
»>ein Handwerkszeug. . Nun stecke ich die zwei Fläschchen in die
! ^rusttaschc, das eine voll Wasser, das andere leer und gehe
j einen Schnapsladeu. Ich ziehe die leere Flasche heraus.
B o r t h e i l t r c i b t' s Handwerk.
' ’ PL; ify.
143
der scheint mir nicht koscher zu sein!" Natürlich erkennt ihn
der Verkäufer sofort als falsch und gibt ihn mir zurück. Ich
sage, daß ich keinen ander» Hab', aber gleich zu dem Mann
gehen will, von dem ich ihn bekommen. Dabei hole ich
aus meiner Brusttaschc die Flasche mit Wasser und sage:
„Gießen Sie gefälligst den Schnaps wieder heraus." Der
Commis oder die Mamsell — wenn eine da ist — gießt
auch richtig das Wasser immer wieder in die große Kümmel-
lasse mir für einen Sechser Kümmel hineinmessc», und stecke pulle hinein und ich habe fiir einen Sechser Kümmel umsonst
~ . 77, . . - _ «mol .vnnvf»
sie in die Brusttasche zu dem andern Fläschchen mit Wasser. j„ ^cr Tasche. So trinke ich schon zwei Jahre und bi» noch
Nachher zieh' ich mein Portemonnaie heraus, nehme den falschen lange nicht in allen Schnapsladen herumgekommen. Bin ich
Sechser, thn' als ob ich erschrecke und sag': „Dunnerwetter, einmal so weit, nachher fang' ich ruhig wieder von vorne an.
Briefbot' ist's, er bringt mir Brief und Geld!
Was hör' ich? — Süße Töne! — Gold'ne Welt,
v'm Rosenlicht strahlst Du nun plötzlich wieder!
~af5 Dich umarmen, Bote, brav und bieder! —
Wo ist mein Paletot — mein Schirm — mein Hut?
In jenem Keller heut' war's doch ganz gut.
Das Bier zwar jung, das Beefsteak aber zart.
Das hübsche Mädel von pikanter Art. —
Gut',, Morgen Jnugens, Freunde, Hcrzensbriidcr!
Da habt Ihr mich fidelen Bruder wieder!
Hab' heute früh ein wenig zwar gegrollt,
Doch nun macht mit mir was Ihr immer wollt!"
Bort heil treibt's Handwerk.
Zwei Socialdemokraten unterhalten sich über die theuere
-6cit. „Max," sagt Moritz, „bei den hohen Preisen bleibt
Rir kaum mehr ein Sechser für Schnaps. Wie geht's denn
Dir?" — „ „O gut, ich trinke seit zwei Jahren für einen
Sechser Kümmel umsonst und das jeden Tag."" — „Dunncr-
'octtcr, wie machst Du denn das?" — „ „Nun Du, als alter
freund darfst cs ivissen. Ich habe zwei kleine, ganz gleiche
Flaschen, in die für einen Sechser Kümmel geht; dann habe
! rch ili meinem Portemonnaie einen falschen Sechser das ist
»>ein Handwerkszeug. . Nun stecke ich die zwei Fläschchen in die
! ^rusttaschc, das eine voll Wasser, das andere leer und gehe
j einen Schnapsladeu. Ich ziehe die leere Flasche heraus.
B o r t h e i l t r c i b t' s Handwerk.
' ’ PL; ify.
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der scheint mir nicht koscher zu sein!" Natürlich erkennt ihn
der Verkäufer sofort als falsch und gibt ihn mir zurück. Ich
sage, daß ich keinen ander» Hab', aber gleich zu dem Mann
gehen will, von dem ich ihn bekommen. Dabei hole ich
aus meiner Brusttaschc die Flasche mit Wasser und sage:
„Gießen Sie gefälligst den Schnaps wieder heraus." Der
Commis oder die Mamsell — wenn eine da ist — gießt
auch richtig das Wasser immer wieder in die große Kümmel-
lasse mir für einen Sechser Kümmel hineinmessc», und stecke pulle hinein und ich habe fiir einen Sechser Kümmel umsonst
~ . 77, . . - _ «mol .vnnvf»
sie in die Brusttasche zu dem andern Fläschchen mit Wasser. j„ ^cr Tasche. So trinke ich schon zwei Jahre und bi» noch
Nachher zieh' ich mein Portemonnaie heraus, nehme den falschen lange nicht in allen Schnapsladen herumgekommen. Bin ich
Sechser, thn' als ob ich erschrecke und sag': „Dunnerwetter, einmal so weit, nachher fang' ich ruhig wieder von vorne an.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Vortheil treibt's Handwerk"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 56.1872, Nr. 1398, S. 143
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Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg