In dcr Luft.
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dic Ehre hatte. Sie zu kennen!" Hier war
Josua's Stimme so kläglich geworden, das;
der Luftschiffcr Mitleid mit ihm zu bekommen
schien. „Es ist wahr", sagte er, „ich hätte
Sie früher von meiner Absicht unterrichten
sollen, aber ich faßte ja den Gedanken erst,
als wir schon hoch in dcr Luft waren!" —
„Wenn Sie 10,000 Thlr. haben, wollen
Sic dann nicht mehr sterben?" fiel ihm
Josna plötzlich ein. — „Gewiß nicht!" er-
widerte der Luftschiffer und sein Gesicht klärte
sich auf. — „Dann nehmen Sie hier meine
Brieftasche!" rief Josna eiligst, „cs sind
gerade 10 Stück Bankbillets ä 1000 Thlr.
Es ist mir ein Vergnügen, sic Ihnen zum
Geschenk zir machen!" — „Mein Lebens-
retter! Mein Wohlthäter!" schrie dcr Luft-
> schisfcr an der Brust des großmüthigen Reise-
gefährten. — „Nicht dcr Rede wcrth!" be-
»rerkte Josna, dem es wirklich nicht daraus
ankam, ob sein Vater noch ein Packet Bank-
billcts für ihn verwende. „Aber nun bitte ich
sehr, öffnen Sie das Ventil, daß die ganze
verteufelte Luft aus dem Ballon entfliehe,
"nd daß wir so schnell als möglich wieder
auf die liebe, liebe Erde kommen!" — Mit
großem Geschicke opcrirte dcr Luftschiffer so-
gleich nach Josua's Wunsch. In einer Vicrtcl-
Ilnndc waren sic, zwei Bahnstationen vom Orte
der Auffahrt entfernt, ungefährdet lviedcr ans
ber Erde. Eben war im nahen Bahnhof
6n Zug zur Abfahrt nach Josua's Hcimath
bereit. Von ganzer Seele froh, erreichte Josna
uoch den Zug und wenige Minuten später
suhr dieser mit dem ein über's andere Mal
glücklich Aufathmenden davon.
*
* *
Roderich und Lore wurden ein Paar, denn
bic ans dcr Luft gekommenen 10,000 Thlr.
halfen dem Vater Wcpcnricd ans dcr bösen
Berlegenheit. Josna aber verzichtete auf jede
fernere Sclbstwahl einer Braut, woran er
lehr wohl that, denn, wie Figura zeigte, be-
faß er viele Anlage zu einem — Pantoffel-
helden. Der Luftschiffer hingegen hatte sein
fchnuspiclcrischcs Talent bei dcr Posse in der
"uft, die er für seinen Freund ersann und
ausführte, wieder so mächtig erwachen gefühlt,
baß er die Gondel mit dem Thespiskarren
vertauschte, auf dem er noch heute mit Er-
falg durch's lustige Leben führt. Josua's
Zvbclpelz wurde aufgesunden und beim Luft-
fchisfer Schnakmann abgegeben. Dieser sandte
>hu mit nachfolgenden Zeilen an Josna:
Verehrter Herr!
Anbei Ihr kostbarer Pelz. Leider fand er keine Gelegenheit, Ihnen so warm
zu machen, wie cs mir gelang! Verzeihen Sic mein Spiel! Es galt zwei Liebende
glücklich zu machen. Diese Erinnerung wird Sic Ihr Leben lang mehr erwärmen,
als es jemals Ihr Zobelpelz vermag!
Ihr ergebener
Schnakman, Aeronaut und Komödiant.
„Dafür kostet er auch — 10,000 Thlr.!" notirtc Josua's Vater mit Bleistift
auf den Zettel. _
Dcr Kunst-Mären.
Privatier Schwan:merl (früher Getreidehändler, zu seinem Freund): „Sic,
gclt'n S', da schan'n S', was i' für a' Gemäldegallerie Hab', lauter ächte Italiener.
- Nr. 1 is a' Leonarda kleinwinzi, Nr. 2 is n' Rafael snn' S' so gut — dccs
Bild is 's Schönste in meiner Ausstellung — und Nr. 3 stellt den Herkules von
Michel Angelika vor." __
Dcr schon st c Platz.
Kondukteur: „Wo ist denn der Herr, dcr sich beschweren will?" — Markt-
weiber: „Da herin sitzt er, — er hat ja den schönsten Platz!"
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dic Ehre hatte. Sie zu kennen!" Hier war
Josua's Stimme so kläglich geworden, das;
der Luftschiffcr Mitleid mit ihm zu bekommen
schien. „Es ist wahr", sagte er, „ich hätte
Sie früher von meiner Absicht unterrichten
sollen, aber ich faßte ja den Gedanken erst,
als wir schon hoch in dcr Luft waren!" —
„Wenn Sie 10,000 Thlr. haben, wollen
Sic dann nicht mehr sterben?" fiel ihm
Josna plötzlich ein. — „Gewiß nicht!" er-
widerte der Luftschiffer und sein Gesicht klärte
sich auf. — „Dann nehmen Sie hier meine
Brieftasche!" rief Josna eiligst, „cs sind
gerade 10 Stück Bankbillets ä 1000 Thlr.
Es ist mir ein Vergnügen, sic Ihnen zum
Geschenk zir machen!" — „Mein Lebens-
retter! Mein Wohlthäter!" schrie dcr Luft-
> schisfcr an der Brust des großmüthigen Reise-
gefährten. — „Nicht dcr Rede wcrth!" be-
»rerkte Josna, dem es wirklich nicht daraus
ankam, ob sein Vater noch ein Packet Bank-
billcts für ihn verwende. „Aber nun bitte ich
sehr, öffnen Sie das Ventil, daß die ganze
verteufelte Luft aus dem Ballon entfliehe,
"nd daß wir so schnell als möglich wieder
auf die liebe, liebe Erde kommen!" — Mit
großem Geschicke opcrirte dcr Luftschiffer so-
gleich nach Josua's Wunsch. In einer Vicrtcl-
Ilnndc waren sic, zwei Bahnstationen vom Orte
der Auffahrt entfernt, ungefährdet lviedcr ans
ber Erde. Eben war im nahen Bahnhof
6n Zug zur Abfahrt nach Josua's Hcimath
bereit. Von ganzer Seele froh, erreichte Josna
uoch den Zug und wenige Minuten später
suhr dieser mit dem ein über's andere Mal
glücklich Aufathmenden davon.
*
* *
Roderich und Lore wurden ein Paar, denn
bic ans dcr Luft gekommenen 10,000 Thlr.
halfen dem Vater Wcpcnricd ans dcr bösen
Berlegenheit. Josna aber verzichtete auf jede
fernere Sclbstwahl einer Braut, woran er
lehr wohl that, denn, wie Figura zeigte, be-
faß er viele Anlage zu einem — Pantoffel-
helden. Der Luftschiffer hingegen hatte sein
fchnuspiclcrischcs Talent bei dcr Posse in der
"uft, die er für seinen Freund ersann und
ausführte, wieder so mächtig erwachen gefühlt,
baß er die Gondel mit dem Thespiskarren
vertauschte, auf dem er noch heute mit Er-
falg durch's lustige Leben führt. Josua's
Zvbclpelz wurde aufgesunden und beim Luft-
fchisfer Schnakmann abgegeben. Dieser sandte
>hu mit nachfolgenden Zeilen an Josna:
Verehrter Herr!
Anbei Ihr kostbarer Pelz. Leider fand er keine Gelegenheit, Ihnen so warm
zu machen, wie cs mir gelang! Verzeihen Sic mein Spiel! Es galt zwei Liebende
glücklich zu machen. Diese Erinnerung wird Sic Ihr Leben lang mehr erwärmen,
als es jemals Ihr Zobelpelz vermag!
Ihr ergebener
Schnakman, Aeronaut und Komödiant.
„Dafür kostet er auch — 10,000 Thlr.!" notirtc Josua's Vater mit Bleistift
auf den Zettel. _
Dcr Kunst-Mären.
Privatier Schwan:merl (früher Getreidehändler, zu seinem Freund): „Sic,
gclt'n S', da schan'n S', was i' für a' Gemäldegallerie Hab', lauter ächte Italiener.
- Nr. 1 is a' Leonarda kleinwinzi, Nr. 2 is n' Rafael snn' S' so gut — dccs
Bild is 's Schönste in meiner Ausstellung — und Nr. 3 stellt den Herkules von
Michel Angelika vor." __
Dcr schon st c Platz.
Kondukteur: „Wo ist denn der Herr, dcr sich beschweren will?" — Markt-
weiber: „Da herin sitzt er, — er hat ja den schönsten Platz!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der schönste Platz"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1882 - 1882
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 76.1882, Nr. 1909, S. 67
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg