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Die Gartenkunst — 14.1912

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Kania, Hans: Schlösser und Gärten von Sanssouci: Vortrag
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Alpengärten
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Für die Praxis
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0224

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XIV, 14

DIE GARTENKUNST.

217

und Wirkung. Alles geht und kommt in ewigem Wechsel.
Energie häuft sich auf Energie, löst sich aus. So ist der Lauf
der Natur — auch der der Gartenkunst! —

Herr Ad. Erkes, Aachen, beschwert sich erstens darüber,
daß kein Bild des Rathauses — von Vestre Boulevard ge-
sehen — beigelegt war. Ich bedauere, diesen Wunsch nicht
erfüllen zu können. Aber wie es mir vorkommt, ist dieses
auch nicht notwendig; denn die betreffende Straße ist keine
Hauptstraße — was Herr E. zu meinen scheint — und die
Fassade geht nicht dort hinaus, dagegen zum Rathausplatz,
an welchen viele Straßen stoßen —• unter anderen die Haupt-
straßen Vesterbro- und Ostergade. Die Arkadenbäume ver-
bergen daher nicht die Architektur der Fassade. Die Fuß-
gänger auf dem Vestre Bouleward haben nicht das Verlangen,
die ganze Ausdehnung der dieser Straße zugewandten Seite
zu sehen — im Gegenteil; aber dafür hat ihnen der Garten-
künstler eine außerordentlich wirkungsvolle Aussicht gegeben
durch das eiserne Gitter und zwischen die Arkadenbäume
über Blumenbeete und Gebüsche hin mit der Rathausmauer
als Hintergrund (siehe Abb. 4 in meinem ersten Artikel).

Von den diesmal beigelegten Bildern zeigt Abb. 1 das
Rathaus — vom Rathausplatz aus gesehen. Rechts sind die
beiden Reihen von Bäumen an Vestre Boule-
ward entlang und die ihr zugewandte Seite
des Hauses. Ferner sieht man den Anfang
des Gartens, zwischen der Straße und dem
Gebäude auf dieser Seite (siehe den Grund-
riß in meinem ersten Artikel). Abb. 2 ist mit-
aufgenommen, um Fremden einen Begriff
davon zu geben, wie groß der Platz vor
dem Gebäude ist und wie es aussieht; gleich-
zeitig auch wie schön das Rathaus sich als
Hintergrund präsentiert. Ferner kann man
vermittelst dieser beiden und der früher
aufgezeigten Bilder konstatieren, daß Gar-
ten und Haus einander in Sinn und Gedanke
entsprechen.

Abb. 3 ist ein Grundriß der Lage des
Rathauses und des Gartens im Verhältnis
zu den nächsten Umgebungen. Wie ich
hoffe, genügt dieses, um Herrn E. davon
zu überzeugen, daß die 5 m hohen Arkaden-
bäume längs der Peripherie des Gartens
in der von ihnen erwähnten Richtung nicht
schaden können. Seine Beschwerde über
meine Äußerung von dem Renaissancestil und dessen Einfassung
betrachte ich als beantwortet mit oben erwähntem; wenn er aber
ferner in seiner Kritik sagt, „die Gesamtauffassung scheint mir
aber total verfehlt“, darf ich ihn vielleicht darauf aufmerksam
machen, daß der Garten — worüber Herr E. diese nieder-
schmetternde Kritik ausgießt — einen hervorragenden Platz
einnahm unter den von Herrn Gartenarchitekt Gläsel in Düssel-
dorf ausgestellten Gartenplänen, für welche er die goldene
Medaille erhielt. Und das damalige Material war nicht reich-
haltiger als das in der „Gartenkunst“ enthaltene. Wohlbe-
gründete Kritik schadet aber nicht. Es würde daher gewiß
viele interessieren, Herrn Ad. Erkes Urteil über den Rathaus-
garten in Kopenhagen zu sehen, nachdem diese Aufschlüsse zu
seiner Kenntnis gekommen sind. AufeinerAusstellung zu Dresden
vor einigen Jahren erhielt Herr Gläsel die preußische Staats-
medaille für seine Gartenzeichnungen. Dieses „total verfehlt“
scheinen also glücklicherweise nicht alle Deutschen unterstreichen
zu wollen. Marius Röhne, Kopenhagen, z. Z. Düsseldorf.

Alpengärten.

In letzter Zeit sind eine ganze Reihe von großen
Alpengärten entstanden, die von der kulturellen und
wissenschaftlichen Bedeutung dieser Einrichtung be-

redtes Zeugnis ablegen. Die botanischen Gärten im
Hochgebirge verfolgen mehrere interessante Ziele. Zu-
nächst versammeln sie auf einem sehr kleinen Raum
eine große Anzahl von Vertretern der europäischen
und außereuropäischen Alpenflora, deren Vergleich
für den Botaniker von Wichtigkeit ist, während das
landschaftliche Bild dem Touristen einen eigenartigen
Genuß gewährt. Die Alpengärten haben wirklich ein
ganz besonderes Aussehen durch die Felsformationen,
auf denen die Pflanzen gedeihen. Die Gärten dienen
dazu, die Arten von Alpenpflanzen, die aus verschie-
denen Gründen, vielfach durch die Barbarei der Alpi-
nisten, dem Aussterben nahe sind, vor dem völligen
Verschwinden zu bewahren. Außerdem bietet sich
in diesen Gärten die beste Gelegenheit, die Alpen-
flora in ihren besonderen Bedingungen zu studieren
und mit der Vegetation des flachen Landes zu ver-
gleichen. Es gibt bisher 29 solcher Alpengärten, von

denen die Schweiz und Italien je über sieben, Deutsch-
land über drei, Österreich über zwei und Dänemark
über einen verfügen. Die größte Anzahl, nämlich neun,
besitzt Frankreich, und hier haben auch die Botaniker
dieser Abart des botanischen Gartens die größte Auf-
merksamkeit zugewendet. In der „Nature“ schildert
Henri Coupin die bedeutendsten der französchen Alpen-
gärten. Im Jahre 1899 wurde in Bourg-Saint-Pierre
im Valais der Garten Linnaea von Henri Correvon mit
Unterstützung der Gesellschaft zum Schutz der Pflanzen
geschafffen. Er ist auf einem etwa 60 Meter hohen
kleinen Granitberge angelegt, in einer Höhe von 1650
Meter über dem Meeresspiegel, und umfaßt einen
Raum von anderthalb Hektar. Durchkreuzt ist dieser
Garten von zahlreichen Zickzackwegen , die durch ein
Labyrinth von natürlichen und künstlichen Felsen
führen, deren Abhänge mit einem bunten Teppich
von Pflanzen bedeckt sind. Gegen 2500 Arten von
alten Pflanzen sind hier beisammen. Ein anderer
Alpengarten ist der von Pont-de-Nant, der zu Ehren
einer berühmten Botanikerfamilie den Namen Tho-

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Abb. 3. Rathaus Kopenhagen: Lageplan.
 
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