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Die Gartenkunst — 14.1912

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Hoemann, Reinhold: Frostschäden des vergangenen Winters
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Zur Tagesgeschichte
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Personalnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0259

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252

DIE GARTENKUNST.

XIV, 16

Mönchspfeffer Vitex Agnus castus er hatte ein paar
kümmerliche Zweige und sah recht jämmerlich aus.
Dieser Winter ließ ihn bis auf den Stumpf zurück-
frieren, er trieb aber so schön und kräftig aus mit
seinen fingerförmigen Blättern, und er sieht nun so
vorteilhaft und hübsch aus, daß man sein Zurück-
frieren nicht bedauert, sondern sich darüber freut.

In der Nähe des Mönchspfeffers stand eine schöne
Gruppe Ceanothus in verschiedenen Arten. Ceanothus
americanus hat der Kälte Trotz geboten, Ceanothus
azureus fror bis auf den Wurzelhals zurück und einige
seiner Varietäten, z. B. der prächtige Ceanothus azureus
Gloire de Versailles ging ganz ein. Genista tinctoria,
der bekannte Färbeginster ist bis auf den Boden er-
froren, kommt aber wieder aus dem Wurzelstock,
Spartium junceum, der sonst in jedem Jahre leidet, hat
durch die anormale Kälte keinen größeren Schaden
gelitten wie sonst. Ich erzählte im Vorjahre mit so
großer Genugtuung von den Parkrosen im Ratinger
Park und erwähnte besonders lobend „Gruß an Teplitz“,
deren Gruppen fast 3 m hoch waren, Gruß an Teplitz
ist erfroren bis auf den Boden herab und die Triebe,
welche nicht direkt getötet wurden gingen im Laufe
des Sommers ein, jetzt aber ist alles kräftig und gesund
aus dem Wurzelstock ausgeschlagen. Sogar die als
absolut hart bezeichnete „Mad. Druschky“ zeigte Frost-
schäden, wenn sie auch nicht so bedeutend waren.
Von den Schlingrosen, die im Park als Gruppenrosen
angepflanzt wurden, litten die weißen Arten am meisten,
z. B. Aglaia und Thalia und vor allem die schöne
Aimee Vibert.

Sorbaria Lindleyana fror bis auf den Boden zurück,
Sorbaria sorbifol. gar nicht, stillipila etwas, trotzdem
ist Sorbaria Lindleyana, die bei weitem wertvollste,
sie steht jetzt so üppig und prangend in ihrem pracht-
vollen Fiederlaub, daß die beiden anderen Sorten völlig
zurücktreten müssen.

Auch unter den Schlingpflanzen hat der Frost
vielfach Schaden angerichtet. Ich sah im bergischen
Lande Tekomen, Wistarien, Ampelopsis Veitchi, die
bis zur Hälfte zurückgefroren waren, jetzt aber sich
bemühen den Verlust wieder wett zu machen.

Vielleicht darf ich hier noch auf Schäden der
Frühjahrsfröste aufmerksam machen, die in den Nie-
derungen fast jährlich erheblichen Schaden anrichten,
während die Höhenlagen viel weniger leiden. For-
sythia viridissima verlor heuer durch die Frühjahrs-
fröste sämtliche Blüten, während Forsythia susp. gar
nicht litt und hervorragend schön blühte.

Cercidiphillum japon. mit seinem schönen, nieren-
förmigen Blatt, erfriert hier im Frühjahr fast regel-
mäßig, so daß man den schönen Strauch kaum emp-
fehlen kann. Pteraucarya caucasica leidet in der Niede
rung durch Frühfröste so empfindlich, daß die Bäume
verkrüppeln, während er in höheren Lagen weit
besser davonkommt. Interessant ist auch das Ver-
halten der Spiraeen gegen Frühfrost, bei Spiraea can-
tonensis erfroren die Blütenknospen in diesem Früh-

jahr vollständig. Spiraea van Houttei und Spiraea
prunifolia litten ebenfalls mehr oder weniger durch
Frühlingsfrost, während die schöne Spiraea arguta und
Thunbergi allen Witterungsunbilden Trotz boten und
den schönsten Blütenflor entwickelten. Alles in allem
sind die diesjährigen außergewöhnlich starken Fröste
aber doch nicht so schädigend gewesen, daß sie ent-
mutigen können, die geschädigten Arten anzupflanzen,
da die meisten Pflanzen aus eigener Kraft den Schaden
ausbessern, aber es dürfte für manche Zwecke doch
sehr wissenswert sein, genau zu kennen, was absolut
zuverlässig, was andererseits Schädigungen ausgesetzt ist.

Zur Tagesgeschichte.

Park-Ausschuß Groß-Berlin. Der Park-Ausschuß Groß-
Berlin hatte am Freitag, den 28. Juni, zu einer Sitzung einge-
laden, die über die Zwecke und Ziele des Ausschusses der
Öffentlichkeit näher Aufschluß gab.

Man ist der Überzeugung, daß es auch zu den not-
wendigen Aufgaben des Zweckverbandes gehört, die Versorgung
Groß-Berlins mit Grünflächen innerhalb des eigentlichen Wohn-
gebietes planmäßig auszuführen, was nur dadurch geschehen
kann, daß neben dem Städtebauer und dem Verkehrsingenieur
ein Gartenarchitekt zur Mitwirkung herangezogen wird.

Herr Gartenarchitekt Großmann begründete diese Forde-
rung in einem längeren Bericht.

Die Versammlung nahm dann folgende Entschließung an:

„Die heutige Versammlung des Park-Ausschusses Groß-
Berlin, der Vertreter der Gartenverwaltungen der Gemeinden
Groß-Berlins beratend beiwohnten, hält es für unbedingt er-
forderlich, daß der Zweckverband Groß-Berlin bei Aufstellung
von Bebauungsplänen und namentlich bei Plänen für den Wald-
und Wiesengürtel einen Gartenarchitekten dem Verkehrs-
ingenieur und Hochbauarchitekten beiordnet oder Gartensach-
verständige bei Ausgestaltung der Bebauungsflächen und bei
Ankauf von Freiflächen heranzieht.

Der Park-Ausschuß wird eine ausführliche Denkschrift
über die Aufgaben des Gartenarchitekten im Städtebau folgen
lassen.“ Martin.

Ein großer Naturschutzpark, wie Deutschland noch keinen
hat, wird im Harz eingerichtet, nachdem der Magistrat der
Stadt Harzburg die Mittel zu den Vorarbeiten bewilligt und
die Regierung ihre Unterstützung zugesagt hat. Auf dem
20000 Morgen großen Terrain, begrenzt von dem Radäutal,
dem Ettersberg, dem Eckertal und dem Hasselbachtal, wird
der Park geschaffen, von dem drei Viertel der Pflanzenkultur
und ein Viertel der Hegung von Tieren dient. Im Aussterben
begriffene Tiere des Harzgebirges sollen erhalten, früher im
Harz lebende, wie Luchs, Elentier, Bär und Auerochs, wieder
eingeführt werden. Auf dem Winterberg, dem höchsten Punkt
des Gebietes, wird ein großes Hotel gebaut.

Personalnachrichten.

Schwarz, Josef, dipl. Gartenmeister, früher in Bonn, ist
als Gartentechniker von der Stadt Altona angestellt worden.

von Strebei, Direktor der kgl. landwirtschaftl. Hochschule
und der Gartenbauschule in Hohenheim (Württemberg) tritt
am ersten Oktober d. Js. von seinem Posten zurück. Wahr-
scheinlich wird ein in den Personen wechselndes Hochschul-
rektorat an Stelle der seitherigen Direktion treten.

Für die Redaktion verantwortlich: Gartenarchitekt R. Hoemann, Düsseldorf-Grafenberg. Selbstverlag der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.

Druck der Königl. Universitätsdruckerei H. Stürtz A. G., Würzburg.
 
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