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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 32.1916-1917

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Esswein, Hermann; Damberger, Josef [Ill.]: Joseph Damberger
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Fritz Boehle
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https://doi.org/10.11588/diglit.13746#0132

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Handschriftlichkeit, die mit der un-
nützen Kühnheit ihrer Pinselhiebe,
mit der aufdringlichen Keckheit ihrer
Farbenschnörkel so ziemlich das
einzige ist, was sich unsere Effekt-
maler aus dem Kanon des Impres-
sionismus angeeignet haben. Die
reizvollen Spiele der sicheren Hand
kommen bei Damberger immer erst
nach dem Ernste der keiner Ge-
schicklichkeit, keiner Pinselgym-
nastik zugänglichen Seite der Ma-
lerei. So ist bei ihm der Strich
kein Ersatzmittel, sondern eine aus
den Geheimnissen der Intuition ge-
borene Notwendigkeit.

Der Farbe Dambergers von Bild
zu Bild nachzugehen hätte unge-
mein viel Anreizendes, verbietet
sich hier jedoch aus dem Grunde,
weil auch der technisch besten
Wiedergabe eines einzelnen Stückes
aus einer so überreichen Mannig-
faltigkeit nicht allzuviel Beweiskraft
innewohnt. Wohl aber kann über
den Charakter der Farbenaufgaben,
die der Künstler mit Vorliebe auf-
sucht, im allgemeinen gesagt wer-
den, daß sie alle die geheime Schön-
heit im Dürftigen, Mittellosen, Un-
ansehnlichen aussprechen, die
sublime blumenhaft flüchtige Sinn-
lichkeit einer herben Asketennatur
fühlbar machen. Es sind Feld-
blumensträuOe, welche dieser zarte
Farbensinn windet, aber ihnen fehlt
der leuchtende Mohn und das
schmetternde Blau der Cyanen.
joseph damberger bauer korn putzend Frostverbrannte und regenverwa-

schene Farben sind es, Farben
des Vorfrühlings, den Damberger
ten Arbeiten, nicht was weiter oben als der in der Mehrzahl seiner Werke feiert, Farben
nachimpressionistischen Bildform verwandt von schüchterner Anmut, auf die nur selten das
angesprochen worden, verzichtet keineswegs zarte Gold einer schrägen gütigen Sonne fällt,
auf eine Art von pointierender Intellektualität

der Komposition, die man wohl am besten ROPJ-TI C 4-

graphisch nennt, um sie recht deutlich von der riil 1 L tJUhHLb y

vorimpressionistischen, melodramatischen, in r Verlusti den die Frankfurter Kunst durch

wesenlosen Einzelheiten schwelgenden lllustra- den Tod Boehles erlitten hat, bedeutet für die

tiven Note abzusetzen. deutsche Kunst zugleich die Einbuße einer großen,

Dambergers Pinselführune nutzt wohl alle ursprünglichen Kraft, einer der stärksten Persön-

■c ., , , • • f d i___lichkeiten, die ihr zurzeit gehörten. Außerhalb

Fre.he.ten des Impressionisten-Bekenntnisses par('eien jn dep Kunst st(fhend> jn sejner Eigen.

aus, indem sie die großzügige Statik der Massen art kejner der großen Entwicklungsrichtungen sich

durch ein von Fall zu Fall wechselndes System einfügend, ist er schließlich von allen anerkannt

der Fleckenformen umrankt, aber diese reichhal- worden als einer, der etwas ist und der etwas kann.

.., .. . \. , , Boehle ist, obscnon in Emmendingen geboren,

tige Ornamentik, dieser intime durchaus orga- früh nach FJ.ankfurt gekommen unds völfig zum'

nische Formenschatz der künstlerischen Nieder- Frankfurter geworden, auch in der Sprache die
schrift ist nirgends jene billige und manierierte Heimatnie verleugnend. Die Kunstschule des Städel-

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