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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 32.1916-1917

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Roessler, Arthur: Josef von Divéky
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Otto Greiner: 24. September 1916
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https://doi.org/10.11588/diglit.13746#0091

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verlässigen Voraussagungen schwindelhafter
Oraklerinnen gleich. Josef von Diveky steht
gegenwärtig, im wahrsten Sinne des Wortes,
als Kämpfer im Krieg. Er hat sich aus der
Leipziger „Bugra" die goldene Kunstmedaille
und aus den russischen Schützengräben die
silberne Tapferkeitsmedaille geholt. Welche

„Beute" er als Künstler aus dem Krieg heim-
bringen wird, läßt sich nicht sagen, kaum ver-
muten; denn bisher hat er immer ganz anders
auf Erlebnisse reagiert, als man erwartete.
Gedulden wir uns also. Er wird nach seinen
trefflichen Gesellenstücken uns auch noch
seine Meisterstücke darreichen.

I

OTTO GREINER

f 24. September 1916

n der Vollkraft seiner Jahre und mitten aus dem die zahlreichen Zeichnungen Greiners, besonders
besten männlich-reifen Schaffen heraus ist otto die meisterhaft hingeschriebenen Aktzeichnungen,
Greiner am 24. September eine Beute des Todes ge- nicht zurückstehen. Als Maler hat Greiner mit dem
worden. Ein reiches und wertvolles Leben ist damit in dreijähriger unverdrossener Arbeit in Rom ent-
vor der Zeit zu Ende gegangen. In Dresden am standenen, heute im Leipziger Museum befindlichen
16. Dezember 1869 gebo- Monumentalbild „Odys-
ren, trat Greiner im Jahre seus und die Sirenen" sei-
1884alsLithographenlehr- nen ersten großen Sieg er-
ling in das Institut von rungen: es ist ein in Auf-
Julius Klinkhardt in Leip- fassung, Stimmung, Kom-
zig ein, doch war schon ^^^^fw& Position und Farbgebung
in frühester Jugend sein von allem Herkommen
Wunsch, Künstler zu wer- weit abweichendes Werk,
den. Es gelang ihm auch, eine Schöpfung, der das
im Jahr 1888 an die Münch- ^LV^* Mal der Genialität unver-
ner Akademie zu kom- V kennbar aufgeprägt ist.
men, wo er kurze Zeit und Hr Eine Reihe von Bildnissen
ohne sonderlichen Gewinn und flgurucnen Pastellen
SchülerAlexanderLiezen- hat Greiner in Rom ge-
mayers war. In jener Zeit ^^^^^^^1 malt, doch ist er in seiner
lernte Greiner die Arbei- ^^^fl künstlerischen Produk-
ten Max Klingers kennen, Bp tion, auch in den graphi-
die für sein ganzes späte- ^MM sehen Arbeiten, mit denen
res Schaffen entscheidend essichanderesoleichtma-
werden sollten. Bald dar- chen, nie sehr fruchtbar
auf übersiedelte er nach gewesen. Er konnte nicht
Rom, das er, nach kürze- rasch arbeiten und haßte,
ren vorübergehenden Auf- was viele seiner Berufsge-
enthalten in Deutschland, nossen lieben: auch unfer-
schließlich zu seinem dau- tige, innerlich nicht völlig
ernden Wohnsitz erwählte ausgereifte Werke aus der
und das seiner Kunst un- ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^ Hand zu geben — was mit
endlich viel gegeben hat. seinem Wissen und Willen
Greiner begann, anknüpfend an die handwerkliche aus seiner Werkstätte hinausging, das war geistig
Tätigkeit seiner Jugend, und unter dem Eindruck der und technisch in jedem Sinn vollendet. Mit Kriegs-
graphischen Werke Max Klingers, als Lithograph, ausbruch verließ Greiner Rom und sein Atelierhaus
zog indessen auch die Radierung in den Kreis seines hinter dem Kolosseum; er ließ dort ein großes Ge-
Schaffens und erreichte auf beiden Gebieten, sowohl mälde „Der Triumph der Venus" unvollendet zu-
in derTechnik als im rein Artistischen, eineMeister- rück. In München, wo er sich zu vorübergehendem
schaff, die ihn bald den Besten seines Faches eben- Aufenthalte, so gut es gehen wollte, einrichtete, ar-
bürtig machte. Sein Zyklus „Vom Weibe", sein beitete er an zwei Monumentalgemälden für das neu-
„Ganymed", seine „Hexenschule", seine „Gäa" sind erbaute Haus der „Deutschen Bücherei" in Leipzig;
Meisterwerke ihrer Art, hinter denen übrigens auch auch diese Arbeiten blieben unvollendet. w

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