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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 32.1916-1917

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Bredt, Ernst Wilhelm; Meid, Hans [Ill.]: Der Radierer Hans Meid
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https://doi.org/10.11588/diglit.13746#0023

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HANS MEID

AUSZIEHENDE KAVALLERIE
Mit Genehmigung des Graphischen Kabinetts J. B. Kenmann, Berlin

DER RADIERER HANS MEID

Von E. W. Bredt

Eines Künstlers Darstellungswelt ist um so
bezeichnender für seine Persönlichkeit, je
freier er von Zeit und Zwang sein Arkadien
beherrscht, je tiefer er in eigener Welt schürft.

Mag gar vieler Maler Darstellungskreis nichts
bedeuten, weil ihre Werke so oder so charak-
terlos bleiben, der Starke zeichnet immer sich
selbst und seine Welt, auch wenn er bildet,
was die Zeit liebt oder der Auftrag gab.

Bei aller Enge unwilliger Aufträge opferten
die ganz Großen nichts von eigener Art. Ob
sie Welten schilderten, die Hunderte vor und
neben ihnen gemalt, war doch alles, was sie
schufen, ihr wahrhaft Eigenes. Sind doch selbst
die Heiligen und Madonnen Michelangelos,
Grünewalds, Rubens', Altdorfers, Rembrandts,
Tizians, van Eycks oder Brueghels je aus ganz
anderer Welt und Vorstellung. Augen, Lippen,
Leiber, Gebärden, Licht und Raum trennten
die Großen weit; trotz bewußter oder unbe-
wußter Beziehung zueinander, gab jede an-
dere Welt einen anderen Meister. Soviel Ver-
wandtes auch in der Darstellungswelt, in Auf-

fassung und Zeichnung verschiedener Künstler
gleicher Zeit festzustellen sein mag, so wer-
den doch manchmal, trotz äußerlich recht ge-
ringfügiger Unterschiede, zwei Künstler als
durchaus selbständige Persönlichkeiten scharf
voneinander zu trennen sein. — Wieviel
große Italiener blieben z. B. der Kunstge-
schichte noch, wenn wir alle die als Persön-
lichkeiten nicht gelten lassen wollten, die Aehn-
liches gemalt, ähnlich komponiert, gesehen
und gezeichnet?

So scheint mir zu unrecht vor Meids Radie-
rungen oft von Slevogt oder Geiger und
vom Impressionismus die Rede zu sein, der
nichts mehr zu sagen habe. Mag tatsächlich
mehr als ein Vergleich Meidscher Figuren und
Impressionen mit solchen des genialen Illu-
strators der Ilias und des Lederstrumpf nahe-
liegen, mag die Stellung der Figuren (als Raum-
bildner) manchmal zum Raumschaffer Willi
Geiger führen, mag der Impressionismus Meids
fast Gemeingut der reifen Generation unserer
Zeit sein — die Welt Meids hat dennoch ganz

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