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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 32.1916-1917

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Widmer, Karl; Trübner, Alice [Ill.]: Alice Trübner
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Neue Kunstliteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.13746#0066

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ALICE TROBNER SCHLOSS LICHTENBERG IM ODENWALD

Eigentum der Württembergischen Staattgalerie, Stuttgart

im guten Sinne, wenn dabei der Verstand und
der Wille an ihren Werken einen ebenso
großen Anteil hat wie das Gefühl.

Im Leben ist Alice Trübner vielfach miß-
verstanden worden. In die Vorurteile einer
engherzigen Umgebung konnte sie sich mit
ihrem freien und offenen Wesen nicht schicken.
Vielen galt sie für schroff und unweiblich.
Aber das war nur die Außenseite, die den,
der ihr näher stand, nicht täuschte. Wie sie
einen offenen, ja leidenschaftlichen Sinn für
alles Schöne und Große hatte, so hatte sie
auch einen echten Fond von Gemüt. Als der
Krieg ausbrach, bewies sie auch öffentlich
im Dienst der Verwundeten, in wie hohem
Maße sie die weiblichen Tugenden des Mit-
leids und der Aufopferung besaß. Ihrem
Manne aber war sie eine ebenbürtige Ge-
nossin seiner künstlerischen Lebensaufgabe
und mit ihrem sicheren Urteil und ihrer un-
bestechlichen Kritik eine unersetzliche Be-
raterin. So bedeutet die Lücke, die ihr früher
Tod in der deutschen Kunst hinterlassen hat,
noch einen schwereren Verlust in dem per-
sönlichen Lebenskreis, in dem sie gewirkt hat.

NEUE KUNSTLITERATUR

Friedländer, Max J. Von Eyck bis Brueghel.
Studien zur Geschichte der niederländischen Ma-
lerei. M 10.—. Berlin, J. Bard.

Eine Sammlung von (zum kleineren Teil schon
veröffentlichten) Aufsätzen: Charakterisierungen
niederländischer Künstler des 15. und 16. Jahrhun-
derts in fast blitzartig aufflammender Beleuchtung,
fern von aller herkömmlichen Aesthetik, aber meist
ebenso frei von aufdringlicher Kunstphilologie.
Eine lose Verbindung bilden zwei kleine Essays:
„Die Kunstgeographie der Niederlande", mit eini-
gen prinzipiellen Aeußerungen über Rassenfragen
in der Kunst, sowie „Allgemeines über das 16. Jahr-
hundert", über den neuen Gestaltungswillen, den
man so oft als Auflösung betrachtet hat. Dazu
eine Vorrede, scharf programmatisch zugespitzt
und darum psychologisch von hohem Interesse.

Es lassen sich in unserer Wissenschaft un-
schwer zwei Richtungen scheiden: eine literarisch-
historische und eine anwendende, auf Befund,
Sammlung gerichtete. Die museale Richtung wird
leicht geneigt sein, der akademischen ein Arbeiten
im luftleeren Raum vorzuwerfen (freilich kann sie
die historische Forschung nicht ablehnen); die
akademische wird ein wenig auf das handwerk-
lich oder kaufmännisch Antiquarische und auf die
Kausalitätslosigkeit der Museumsforschung herab-
sehen (ebenfalls ohne sie entbehren zu können).
Max J. Friedländer ist nun neben Bode vielleicht

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